Analyse der Regierungskommission Tausende vermeidbarer Todesfälle in Krankenhäusern
Jedes Jahr sterben Tausende Patienten, weil Kliniken nicht spezialisiert und entsprechend ausgestattet sind. Laut einer Analyse sind vor allem viele Krebs- und Schlaganfall-Todesfälle vermeidbar.
Durch Behandlungen nur in spezialisierten Kliniken lassen sich laut einer Analyse Tausende Todesfälle bei Schlaganfällen und schweren Erkrankungen wie Krebs vermeiden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Regierungskommission zur Krankenhausversorgung.
Umgekehrt betont die Studie, dass die Behandlungsqualität deutlich besser werde, wenn komplizierte medizinische Behandlungen ausschließlich in dafür spezialisierten Kliniken durchgeführt würden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wertete die Studie als Beleg dafür, dass die geplante Krankenhausreform "Zehntausende Menschenleben pro Jahr" retten werde.
5000 Schlaganfall-Tote vermeidbar
Alleine bei Schlaganfällen gibt es laut der Analyse das Potenzial, dass jährlich knapp 5000 Menschen zusätzlich im ersten Jahr nach einem Schlaganfall überleben - wenn alle Patienten in Krankenhäuser mit Spezialabteilungen zur schnellen Versorgung - sogenannten "Stroke Units" - kämen. 2021 gab es demnach bundesweit 328 Standorte mit einer solchen Spezialstation, aber auch weitere 1049 Krankenhäuser behandelten Schlaganfälle.
Zudem gebe es das Potenzial, bei elf untersuchten Krebsarten jährlich mehr als 20.000 Lebensjahre zu retten, wenn alle Patienten in zertifizierten Krebszentren behandelt würden, heißt es in der Stellungnahme. Bisher würden dort je nach Krebsart zwischen 35 und 84 Prozent der Patientinnen und Patienten behandelt.
Mehr Spezialisierung durch Krankenhausreform?
Teil von Lauterbachs Reformplänen ist, dass die Krankenhäuser in drei Level eingeordnet und entsprechend vergütet werden. Es soll die Kategorien der wohnortnahen Grundversorgung, der Regel- und Schwerpunktversorgung und der Maximalversorgung geben.
Dabei sollen jedem Krankenhaus Leistungsgruppen zugeteilt werden. Bestimmte Erkrankungen sollen nur in den Kliniken behandelt werden, die eine angemessene technische und personelle Ausstattung dafür vorweisen können.
Lauterbach betonte, die Kliniken müssten im Gegenzug gut bezahlt werden. "Wir brauchen eine gute und schnell erreichbare Grundversorgung. Aber nicht jedes Haus muss auch jede medizinische Behandlung anbieten." Komplizierte Eingriffe sollten ausschließlich in spezialisierten Kliniken und durch sehr gut qualifizierte Mediziner erfolgen.
20 Prozent weniger Kliniken
In Deutschland gibt es etwa 1900 Krankenhäuser. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte kürzlich erklärt, dass es innerhalb von zehn Jahren bis zu 20 Prozent weniger Klinikstandorte geben werde als heute. Das sei eine realistische Größenordnung, um eine gute Balance zwischen wohnortnaher Versorgung und Spezialisierung zu erreichen.