Trotz Inflation Ukraine-Krieg sorgt für Spendenrekord
Die Spenden in Deutschland befinden sich auf Rekordniveau - auch wegen des Ukraine-Kriegs. 3,8 Milliarden Euro gaben die Menschen in den ersten drei Quartalen. In einer Altersgruppe stieg die Spendenbereitschaft besonders.
Die Spendenbereitschaft in Deutschland hat laut einer Untersuchung des Deutschen Spendenrats erneut Rekordniveau erreicht. Von Januar bis September sei mit 3,8 Milliarden Euro an Geldspenden das bisherige höchste Ergebnis im selben Zeitraum des Vorjahres sogar noch leicht übertroffen worden, teilte die Organisation in Berlin in ihrem Report "Bilanz des Helfens" mit. "Es ist fast eine Sensation, dass wir damit das Ergebnis von 2021 gehalten haben", sagte Spendenrats-Geschäftsführer Max Mälzer mit Blick auf die Inflation.
Voraussichtlich könne bis zum Jahresende durch Spenden in der Advents- und Weihnachtszeit eine Summe von 5,8 Milliarden Euro erreicht werden. Zwar ist die Zahl der Spendenden laut Bericht insgesamt leicht zurückgegangen, dafür stiegen aber die Beträge der einzelnen Spenden auf durchschnittlich 41 Euro pro Spende.
Jeder zweite Euro für internationale Projekte
Jeder vierte Deutsche beteiligte sich demnach im vergangenen Jahr im Schnitt etwa sechs Mal an Spendenaktionen von gemeinnützigen Organisationen oder Kirchen. Der Hauptanteil der Gelder ging den Angaben zufolge mit gut drei Viertel an die humanitäre Hilfe, darunter besonders Not- und Katastrophenhilfe.
Im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine habe die Hilfe für Geflüchtete deutliche Zuwächse in den ersten Monaten des Krieges erfahren und sich im Vorjahresvergleich auf fast eine Milliarde Euro nahezu verfünffacht.
Etwa jeder zweite gespendete Euro sei an internationale Projekte gegangen, im Jahr zuvor nur etwa jeder dritte. Grund dafür war damals die Flutkatastrophe im Ahrtal, für die außergewöhnlich viele Spenden eingingen.
Ältere Menschen geben besonders viel
Nach Angaben des Spendenrates sind neben der Not- und Katastrophenhilfe auch die Spenden für Tierschutz und Sport im vergangenen Jahr gestiegen, während die Spendenzwecke im Bereich Natur- und Klimaschutz sowie für die Kultur- und Denkmalpflege seltener genannt wurden.
Vor allem Menschen ab 70 Jahren tragen dem Bericht zufolge weiterhin deutlich zum Spendenaufkommen bei. Die durchschnittliche Spendensumme in dieser Altersgruppe liegt bei 311 Euro. Zusammen mit den Über-60-Jährigen kamen sie für fast 60 Prozent des Gesamtspendenvolumens auf. Am stärksten stieg die Spendenbereitschaft in der Altersgruppe bis 29 Jahre. Ihre Zahl ist laut Spendenrat 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 200.000 gestiegen. Junge Menschen spendeten im Durchschnitt etwa 123 Euro.
Rückgang der Spenden erwartet
Eine schwierigere Situation wird für 2023 befürchtet, wenn Verbraucher die Inflation womöglich stärker zu spüren bekommen, wie Mälzer sagte. Eine zusätzlich vorgestellte Umfrage unter 2000 Befragten ergab, dass rund ein Drittel schätzt, in den nächsten zwölf Monaten voraussichtlich wesentlich weniger oder etwas weniger Geldspenden an Organisationen tätigen zu können. Auch die Organisationen selbst würden durch Kostensteigerungen belastet, sagte der Geschäftsführer.
Die "Bilanz des Helfens" wird einmal jährlich von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Deutschen Spendenrats erstellt. Als Spende zählen freiwillige Geldspenden von Privatpersonen an gemeinnützige Organisationen, Hilfs- sowie Wohltätigkeitsorganisationen und Kirchen. Nicht enthalten sind dagegen unter anderem Erbschaften, Unternehmensspenden, Parteispenden, Stiftungsneugründungen sowie Großspenden über 2500 Euro.