Abgebrannte Böller liegen nach der Silvesternacht auf der Straße im Hintergrund sind Feurwehrfahrzeuge zu sehen.

Vorfälle in Silvesternacht Polizei und Feuerwehr fordern Kameraüberwachung

Stand: 02.01.2023 01:58 Uhr

Nach zahlreichen Übergriffen in der Silvesternacht sehen Vertreter von Feuerwehr und Polizei Handlungsbedarf. So fordern sie eine Kameraüberwachung ihrer Einsätze und ein generelles Böllerverbot.

Als Konsequenz aus den Angriffen auf Einsatzkräfte in Berlin und anderen Städten in der Silvesternacht fordert die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft, Einsatzfahrzeuge mit sogenannten Dashcams auszustatten. Das sind kleine Kameras, die oftmals hinter der Windschutzscheibe montiert werden. So könnten derartige Angriffe besser dokumentiert werden, teilte der Landesverband Berlin-Brandenburg mit.

Zudem verwies die Gewerkschaft auf Bodycams, die derzeit getestet würden. Nach früheren Angaben des Berliner Innensenats sind Feuerwehr und Polizei in der Hauptstadt mit 300 dieser Kameras ausgestattet worden. Mit den Geräten sollen Vorfälle gefilmt werden. "Es ist unvorstellbar, was unsere Einsatzkräfte in dieser Silvesternacht erleben mussten", sagte der Landesvorsitzende Lars Wieg der Mitteilung zufolge.

"Ich glaube nicht, dass ein privates Böllerverbot das Problem löst", Kai Wegner, CDU, Landesvorsitzender Berlin, zur Gewalt in der Silvesternacht

Morgenmagazin

Zahlreiche Unfälle und Straftaten

Nach zwei Jahren ohne Feuerwerk war die Silvesternacht in Deutschland von schweren Unfällen und Straftaten mit Feuerwerkskörpern sowie Angriffen auf Einsatzkräfte überschattet worden. Ein 17-Jähriger in Leipzig verletzte sich beim Einsatz von Pyrotechnik so schwer, dass er im Krankenhaus starb, wie die Polizei mitteilte.

Die Berliner Polizei meldete massive Angriffe auf Einsatz- und Rettungskräfte in der Neujahrsnacht. Feuerwehr und Polizei in der Hauptstadt zählten in der Nacht zum Neujahrstag insgesamt 33 verletzte Einsatzkräfte. Die Feuerwehr zeigte sich überrascht "von der Masse und der Intensität der Angriffe auf unsere Einsatzkräfte". So seien unter anderem Bierkisten und Feuerlöscher auf Fahrzeuge geworfen worden, Retter seien beim Löschen mit Pyrotechnik beschossen und Einsatzfahrzeuge geplündert worden. Mehrere Menschen wurden durch Pyrotechnik schwer verletzt.

Polizeigewerkschaft will Böllerverbot

Als Reaktion auf die Angriffe verlangte etwa die Gewerkschaft der Polizei Berlin, mit einem weitgehenden Böllerverbot ernst zu machen. "Diesen Menschen muss man das Handeln in Zukunft deutlich erschweren. Die Feuerwehr-Gewerkschaft erklärte: "Hier wird man sich für den nächsten Jahreswechsel ganz klar Gedanken machen müssen."

Der Deutsche Feuerwehrverband hatte sich vor dem Jahreswechsel für ein hartes Durchgreifen bei Angriffen auf Einsatzkräfte ausgesprochen. "Wir brauchen keine härteren Strafen. Ich möchte nur, dass diese Strafen durchgesetzt werden", sagte Verbandspräsident Karl-Heinz Banse der Nachrichtenagentur dpa. "Es kann nicht sein, dass unsere Leute gefährdet werden, fast überfahren werden, und hinterher wird es als Bagatelldelikt dargestellt."

Einsatzkräfte fordern Konsequenzen nach Übergriffen in der Silvesternacht

Griet von Petersdorff, rbb, Morgenmagazin

Union und FDP gegen allgemeines Verbot

Politiker von Union und FDP wandten sich gegen ein allgemeines Böllerverbot. Das Verhalten von Kriminellen dürfe nicht bedeuten, "dass auch die vielen friedlich Feiernden einem generellen Feuerwerksverbot unterliegen sollten", sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), der "Rheinischen Post". Die Kommunen könnten schon jetzt an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten Feuerwerksverbote verhängen: "Das ist vernünftig." Ähnlich argumentierte die parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion, Christine Aschenberg-Dugnus, in derselben Zeitung.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Castellucci, sagte der "Bild"-Zeitung, dass die Gewalt auf das Schärfste zu verurteilen sei: "Ich setze auf die Härte des Rechtsstaats." SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese sprach sich für ein Böllerverbot in bestimmten Stadtvierteln aus.

Oliver Neuroth, Oliver Neuroth, ARD Berlin, 02.01.2023 07:12 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 02. Januar 2023 um 08:00 Uhr.