Verkaufsstart für Feuerwerk Raketen und Co. wieder auf dem Markt
Seit heute sind Feuerwerkskörper in Deutschland wieder auf dem Markt - und damit zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren. Die Feuerwerk-Industrie hofft auf gute Umsätze. Die Debatte über ein Böllerverbot hält an.
Erstmals seit drei Jahren starten Händler in Deutschland an diesem Donnerstag wieder mit dem Verkauf von Feuerwerk für die Silvesternacht. In den beiden Vorjahren war der Verkauf wegen der Corona-Pandemie in Deutschland verboten. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von rund 120 Millionen Euro, in etwa so viel wie vor Corona. 2019 wurden laut VPI rund 130 Millionen Euro Umsatz erzielt.
Ziel des zweimaligen Verkaufsverbots in der Corona-Pandemie war es, volle Krankenhäuser nicht zusätzlich mit Verletzungen durch Böller zu belasten. Als Folge der Verbote hätten viele pyrotechnische Betriebe schließen oder Personal entlassen müssen, betont der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK). Die Verkaufsverbote in der Corona-Zeit hätten die Feuerwerksbranche mit rund 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hart getroffen, sagte VPI-Geschäftsführer Klaus Gotzen vor wenigen Tagen. "Mehr als 90 Prozent unseres Jahresumsatzes werden an nur drei Tagen vor Silvester generiert. Fehlt dieser Umsatz, fehlt die existenzielle Basis. Lange war das wirtschaftliche Überleben unserer Branche in Frage gestellt", erklärte Gotzen.
"Feuerwerkstourismus" aus den Niederlanden erwartet
Auch in den deutsch-niederländischen Grenzregionen werden wieder viele Niederländer als Böllerkäufer erwartet. Er gehe davon aus, dass es regen Verkehr an der Grenze geben werde, sagte der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Ostfriesland, Johann Doden, der Nachrichtenagentur dpa. Es handle sich um "Feuerwerkstourismus". Für die Region seien diese Einkäufer wichtig, weil sie oft weitere Produkte - nicht allein Feuerwerk - besorgten.
Die vom 29. bis 31. Dezember angebotenen Feuerwerksprodukte in Deutschland müssen von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) oder einer vergleichbaren europäischen Behörde zugelassen sein. Die BAM empfiehlt allerdings, Feuerwerk nicht im Ausland zu kaufen. Käufer müssen mindestens 18 Jahre alt sein.
Böllerverbotszonen in Städten
Auch wenn wieder geböllert werden darf - am 31. Dezember sind bestimmte Bereiche für Feuerwerk aber weiter tabu: So haben viele Städte haben wieder Böllerverbotszonen eingerichtet. Beispiel Hamburg: Hier bleibt das Abfeuern von Raketen und Böllern in der Silvesternacht rund um die Binnenalster und auf dem Rathausmarkt verboten. In die Verbotszonen dürfen zwischen 18.00 und 1.00 Uhr auch keine Knaller mitgenommen werden, Wunderkerzen oder Knallerbsen sind erlaubt. In Berlin herrscht ein Feuerwerks- und Böllerverbot unter anderem rund um den Alexanderplatz.
Forderungen nach Verbot von privatem Feuerwerk
Gegen das Silvesterfeuerwerk werden auch immer wieder Umweltbedenken vorgebracht. Rund 2050 Tonnen Feinstaub werden nach Angaben des Umweltbundesamts jährlich durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt - der größte Teil davon in der Silvesternacht. Das Einatmen von Feinstaub gefährde die Gesundheit und beeinträchtige beispielsweise die Atemwege.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein Verbot von privatem Feuerwerk. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) müsse wahrnehmen, dass Millionen Tiere und Menschen sowie die Umwelt unter der Böllerei litten und deshalb auch immer mehr Menschen dringend ein Verbot wollten.
Nach Ansicht des Bundesverbands für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK) zielen die Verbotsforderungen vorrangig darauf ab, eine Kulturpraktik abzuschaffen. Die erhöhte Feinstaubkonzentration in Folge von Feuerwerken würde nur räumlich begrenzt und für wenige Stunden auftreten, erklärte der BVPK-Vorsitzende Ingo Schubert. Er betont, dass Umwelt- und Klimaschutz ein Anliegen der Branche sei. "Feuerwerksreste sind bereits jetzt zu 90 Prozent biologisch abbaubar - wir wollen, dass es 100 Prozent werden", versicherte Schubert. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) teilte kürzlich mit, in Zukunft vollständig auf Kunststoff verzichten zu wollen.
Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe bezeichnet die Verbesserungsbestrebungen der Pyrotechnik-Industrie als "substanzlos". "Für mich ist es eine besonders dreiste Form des Greenwashings", hatte er der Nachrichtenagentur dpa gesagt. Auch als nachhaltig deklarierte Feuerwerkskörper beinhalteten umwelt- und gesundheitsschädigende Schadstoffe wie Schwarzpulver und Chemikalien, die bei der Verbrennung entstünden oder austräten.
Gewerkschaft der Polizei warnt vor Unfallrisiko
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich für ein Verbot aus: schon allein aufgrund der enormen Schadstoffproduktion sowie der Müllberge auf den Straßen am Neujahrsmorgen. Dies gelte erst recht mit Blick auf das hohe Unfallrisiko - vor allem unter Alkoholeinfluss - sowie auf Böller- und Raketen-Angriffe gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst.
Darüber hinaus gibt es immer wieder Warnungen vor illegalem Feuerwerk. "Illegale Knallkörper können zu erheblichen Verletzungen führen. Diese enthalten oft nicht nur Schwarzpulver, sondern sind mit einem viel stärker reagierenden Blitzknallsatz gefüllt oder enthalten eine deutlich größere Nettoexplosionsmasse", warnt die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Außerdem sei nicht gewährleistet, dass vom Moment des Anzündens bis zum Zünden des Knallkörpers genügend Zeit bleibe, um den Sicherheitsabstand zu erreichen.