Trauerstaatsakt für Schäuble "Europa hat eine Säule verloren"
Mit einem Trauerstaatsakt im Bundestag hat die deutsche Politik den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble geehrt. Unter den Gästen war auch Frankreichs Präsident Macron, der Schäuble mit einer größtenteils auf Deutsch gehaltenen Rede würdigte.
Bei einem Trauerstaatsakt im Bundestag haben Vertreterinnen und Vertreter des politischen Lebens Abschied von Wolfgang Schäuble genommen.
In einer in großen Teilen auf Deutsch gehaltenen Rede würdigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den verstorbenen CDU-Politiker. "Deutschland hat einen Staatsmann verloren. Europa hat eine Säule verloren. Frankreich hat einen Freund verloren".
Ein halbes Jahrhundert lang habe man die Stimme "dieses Deutschen" hier hören können, sagte Macron bei seiner Traueransprache vom Redepult des Plenarsaals aus. Dass Schäuble sich gewünscht habe, dass bei seiner Trauerfeier ein Franzose rede, sagte viel aus über das Vertrauen zwischen diesen Ländern, über ihre Geschichte und Zukunft, sagte der französische Präsident, der die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft hervorhob und dafür stehenden Applaus erhielt.
CDU-Chef Merz gedenkt seines Freundes
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hatte in seiner Rede ebenfalls Schäubles Einsatz für Europa, ebenso aber auch dessen Verdienste um die Vereinigung Deutschlands und Berlin als Bundeshauptstadt hervorgehoben. Sein eigentliches politisches Vermächtnis sei aber der Einsatz für den Parlamentarismus, sagte Merz.
"Wir verneigen uns vor einem wahren Staatsmann unseres Landes, vor einem europäischen Staatsmann, vor einem streitbaren Demokraten, vor einer prägenden Persönlichkeit der jüngeren Geschichte unseres Landes", sagte der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz in seiner Gedenkansprache im Bundestagsplenum.
"Er konnte in der Sache sehr hart sein, und das hat ihm - zum Beispiel in der Finanzkrise - nicht nur neue Freunde eingetragen", sagte Merz über den Verstorbenen, der zu seinen Vorgängern an der Spitze von Partei und Fraktion zählt. "Aber sein Umgang war immer fair, er war immer bereit, seinem Gegenüber respektvoll zuzuhören und er war immer bereit, im Interesse Europas Kompromisse zu machen." Über die vergangenen 30 Jahre sei zwischen ihm und Schäuble eine "tiefe und vertrauensvolle Freundschaft entstanden", fügte Merz hinzu.
Bas würdigt "Ausnahmeparlamentarier"
Eröffnet wurde der Staatsakt mit einer Rede von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die ihm für seine Verdienste um Deutschland und Europa Dank aussprach. "Deutschland verliert einen großen Demokraten und Staatsmann, Europa einen Vordenker, und Frankreich einen besonderen Freund", sagte die SPD-Politikerin.
Schäuble sei in seinen mehr als 50 Jahren als Bundestagsabgeordneter ein "Ausnahmeparlamentarier" gewesen, sagte Bas.
Eine besondere Ehrung für Schäuble
An dem Trauerstaatsakt nahmen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Vorgänger Joachim Gauck, Christian Wulff und Horst Köhler teil. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war unter den Teilnehmern, ebenso seine Vorgängerin Angela Merkel (CDU).
Den Staatsakt hatte Bundespräsident Steinmeier kurz nach Schäubles Tod angeordnet. Grundlage ist eine Regelung von 1966. Demnach sind derlei Staatsakte ebenso wie Staatsbegräbnisse "Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens" vorbehalten, "die sich um das deutsche Volk hervorragend verdient gemacht haben". Der Staatsakt ist laut Bundestag "Ausdruck höchster Würdigung von Anlässen oder von Personen durch die obersten Repräsentanten des Gemeinwesens".
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung haben wir den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler fälschlicherweise Wolfgang Köhler genannt. Wir haben das korrigiert.
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