Trauerstaatsakt für Schäuble Ein Leben für die Politik
Im Bundestag findet am Nachmittag der Trauerstaatsakt für den verstorbenen Wolfgang Schäuble statt. Eine besondere Ehre für einen Menschen, der sich ganz besonders eingesetzt hat für das Land.
Wenn der Bundespräsident einen Trauerstaatsakt anordnet, muss man sich schon auf eine besondere Weise für das Land verdient gemacht haben, so wie Wolfgang Schäuble. Über seine Arbeit sagte er einmal, Politik sei die Notwendigkeit, Entscheidungen zu treffen, die dafür sorgen, dass die Menschen eine Chance haben, ihr Leben einigermaßen nach ihren Vorstellungen gut zu führen.
Schäuble hat gelebt für die Politik. 51 Jahre lang war er Abgeordneter des Deutschen Bundestages, so lange wie kein anderer. Er war Innenminister, Finanzminister, Kanzleramtsminister und Bundestagspräsident, bis er dieses Amt vor zwei Jahren an Bärbel Bas abgeben musste.
"Wolfgang Schäuble hat sein Leben in den Dienst der Demokratie gestellt. Sein Name ist untrennbar mit einer der glücklichsten Stunden unseres Landes verbunden. Die Überwindung der deutschen Teilung", so Bas.
Architekt der deutschen Einheit
Schäuble gilt als Architekt der deutschen Einheit. Er hat den Einigungsvertrag ausgehandelt. Die Wiedervereinigung sei seine größte Erfahrung in seinem politischen Leben gewesen, sagte er.
Seine größte Rede hielt er in Bonn, warb da für Berlin als Bundeshauptstadt. Ohne ihn wäre die Entscheidung vermutlich anders ausgegangen. Und Bonn wäre heute die Hauptstadt der Bundesrepublik, nicht Berlin. Dort wurde er zum Ehrenbürger ernannt.
Anerkennung seiner Arbeit
Es ist nur eine von vielen Auszeichnungen, mehrere Verdienstkreuze und Ehrendoktorwürden. Der Karlspreis, der Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums gehören auch dazu. Ansehen, Respekt, Anerkennung für Schäubles politisches Leben. Bas wird die Gedenkstunde eröffnen. Friedrich Merz auf Schäubles Wunsch eine der Trauerreden halten.
Der zweite Trauerredner wird Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sein. "Diese besondere Geste würdigt die Lebensleistung eines großen Europäers und unterstreicht die Verdienste von Wolfgang Schäuble für die deutsch-französische Freundschaft", sagte die Präsidentin des Bundestags.
Bedeutende Freundschaft zu Frankreich
Nicht von ungefähr also findet der Staatstrauerakt heute statt, am 22. Januar. Es ist der Jahrestag des Élysee Vertrages, der 1963 unterzeichnet wurde und den Grundstein für eben diese Freundschaft legte zwischen Frankreich und Deutschland. Schäuble sagte, die deutsch-französische Freundschaft sei ihm ein Herzensanliegen.
Und für die Franzosen gehört Schäuble ohnehin zu den ganz Großen, ist sich zumindest Armin Laschet sicher. "Jeder Franzose wusste, er war auch ein potenzieller Kanzlerkandidat, ein potenzieller Bundeskanzler, ein potenzieller Bundespräsident. Er ist das beides nicht geworden. Aber in der Wertschätzung Frankreichs war er immer ganz oben", so Laschet.
Aufgewachsen in der Nähe zu Straßburg, sprach Schäuble zwar Französisch, vermied es aber meistens. Nur wenn es ihm sehr wichtig war, machte er eine Ausnahme. Etwa, als er Wahlkampf für die spätere Bürgermeisterin von Straßburg machte. Schäuble sah sich selbst als Brückenbauer, über Partei und Landesgrenzen hinweg. Sein Engagement wird vielen fehlen.