Oder-Konferenz Wie das Fischsterben verhindert werden soll
Wie kann man die Oder und andere Flüsse vor Umweltkatastrophen schützen? Darum geht es bei einer Konferenz im brandenburgischen Schwedt. Eingeladen hat die Bundesumweltministerin.
Tote Fische, so weit das Auge reicht: Es waren unschöne Bilder von der Oder, die im vergangenen Jahr durch die Medien gingen. Dafür verantwortlich war laut Umweltbundesamt die giftige Brackwasseralge. Sie konnte sich unter anderem wegen salzhaltiger Abwässer und steigender Temperaturen rasant ausbreiten.
Auch wenn sich der Fluss langsam erhole, gehe es dem Gewässer immer noch nicht gut, sagt Bundesumweltministerin Steffi Lemke. "Wenn wieder niedrige Wasserstände, hohe Temperaturen und Salz mit dem Vorhandensein der Alge zusammentreffen, dann mache ich mir Sorgen, dass sich so etwas wiederholen kann", erklärt die Grünen-Politikerin.
Idealer Nährboden für die Alge
Mit ihren Sorgen ist Lemke nicht allein. Auch der Präsident des Bundesumweltamtes, Dirk Messner, bezeichnet die Situation der Oder als "angespannt". Er rechnet damit, dass die Temperaturen in diesem Jahr lange hoch bleiben - in Kombination mit salzhaltigen Abwässern und sinkenden Pegeln der ideale Nährboden für eine explosionsartige Vermehrung der Brackwasseralge.
Komme es dazu, sei die Ausbreitung kaum noch aufzuhalten, sagt Lemke. Nur wenn sie frühzeitig erkannt wird, könnten beispielsweise bestimmte Flussabschnitte, zum Beispiel Nebengewässer, mithilfe von Barrieren geschützt werden.
Ein Instrument im Kampf gegen solche Naturkatastrophen ist das Monitoring, also die Überwachung und Kontrolle von Gewässern. "Wir sollten aber generell darüber diskutieren, wie wir unsere Gewässer und Flüsse unter den Rahmenbedingungen von globaler Erwärmung schützen wollen", sagt Messner.
Informationen zu spät übermittelt
Gerade die polnischen Behörden stehen unter massiver Kritik, weil die Meldeketten im vergangenen Sommer nicht richtig funktioniert haben sollen. Die Information über die Katastrophe seien in Deutschland viel zu spät angekommen, heißt es aus dem Umweltministerium.
Mittlerweile hätten zwar Gespräche stattgefunden, um sicherzustellen, dass sich die deutschen und polnischen Behörden im Falle eines Falles schneller austauschen könnten. Dennoch nimmt Ministerin Lemke Polen im Interview mit dem "Spiegel" in die Pflicht: Polen müsse die Einleitung von salzhaltigem Wasser reduzieren.
Auch andere Flüsse gefährdet
Doch auch andere Gewässer in Deutschland sind gefährdet. Um die meisten deutschen Flüsse stehe es nicht gut, mahnt Lemke: "Die Süßwasserökosysteme sind mit wenigen Ausnahmen in einem schlechten und gefährdeten Zustand." In den vergangenen Jahrzehnten seien die Gewässer in erster Linie als Wasserstraßen angesehen und auch massiv mit chemischen Stoffen belastet worden.
Man müsse jetzt also schnell das Ruder rumreißen, bevor sich solche Katastrophen wiederholen, meint Lemke. Ein erster Schritt könne die heutige Oder-Konferenz im brandenburgischen Schwedt sein. Neben der Bundesumweltministerin sind unter anderem auch Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel und Expertinnen und Experten aus Forschung und Umwelt dabei.