Folge des Mitgliederschwunds Kirchen müssen viele Gebäude aufgeben
Kirchen, Pfarrhäuser und weitere Gebäude sind ein wichtiger Teil des Kirchenvermögens. Doch die sinkende Zahl der Gläubigen zwingt zum Handeln. Bis 2060 werden die großen Kirchen bis zu 40.000 ihrer Immobilien verkaufen müssen.
Die beiden großen Kirchen in Deutschland werden sich infolge der sinkenden Mitgliederzahlen in den kommenden Jahrzehnten von fast einem Drittel ihrer Immobilien trennen müssen. Das berichtet die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" und stützt sich dabei auf ein gemeinsames Positionspapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des katholischen Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD).
Demnach werden die evangelischen Landeskirchen und die katholischen Bistümer in Deutschland bis zum Jahr 2060 etwa 40.000 ihrer Immobilien abgeben müssen. Das betrifft zwar vorrangig Pfarrhäuser und Gemeindezentren. Zunehmend werden dem Papier zufolge aber auch Kirchengebäude betroffen sein, denen dann der Abriss droht.
Das Problem bei der Aufgabe von Kirchengebäuden ist der staatliche Denkmalschutz. Von den 42.500 Sakralbauten beider großen Konfessionen stehen laut dem Positionspapier rund 80 Prozent unter dem Schutz des Denkmalrechts. Seit den 1990er-Jahren seien Schätzungen zufolge bereits 1200 Kirchen aufgegeben worden, von denen 278 abgerissen worden seien. Diese Zahl dürfte erheblich steigen, wenn der Denkmalschutz eine anderweitige Nutzung etwa als Wohn- oder Kulturimmobilie erschwere, hieß es.
Denkmalschutz bei Nachnutzung oft problematisch
Dem Zeitungsbericht zufolge zeigt sich der Denkmalschutz allerdings durchaus kompromissbereit. Die Landesämter der Denkmalpflege hätten großes Interesse an einer frühzeitigen Zusammenarbeit, sagte Christina Krafczyk, Präsidentin des niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege, der Zeitung. Möglichst viele Kirchenbauten sollten als Kulturerbe erhalten werden. Im Einzelfall sollten "Weiternutzungsoptionen mit substanz- und ressourcenschonenden Eingriffen" entwickelt werden.
Verfasser des Positionspapier sind dem Bericht zufolge der evangelische Oberlandeskirchenrat Adalbert Schmidt aus Hannover und der Justiziar des katholischen Erzbistums Hamburg, Karl Schmiemann. Schmidt ist zugleich Vorsitzender der Baurechts- und Grundstückskommission der EKD. Schmiemann ist Vorsitzender der Rechtskommission des VDD.
Kirchen haben Zehntausende Immobilien
Die großen Kirchen verfügen derzeit noch über zahlreiche Immobilien in Deutschland. Nach EKD-Angaben sind es auf Seiten der evangelischen Kirche rund 21.000 Kirchengebäude, 17.000 Pfarrhäuser, 13.000 Gemeindezentren und Gemeindehäuser sowie weitere 14.000 Gebäude wie zum Beispiel Kindergärten.
Allerdings laufen in vielen Regionen bei den evangelischen Gemeinden ebenso wie in katholischen Bistümern Bemühungen, Immobilien zu verkaufen oder für einen Verkauf vorzubereiten. Dies ist überwiegend eine Folge der sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder und der daraus resultierenden Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen. Gleichzeitig sind mit dem Unterhalt der Immobilien teilweise hohe Kosten verbunden.
Kirchen müssen auf Finanzlage reagieren
2021 hatten die katholischen Bistümer rund 6,73 Milliarden Euro aus Kirchensteuern eingenommen. Die evangelischen Landeskirchen kamen auf 5,99 Milliarden. Vor wenigen Wochen hatte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Berechnungen vorgelegt, denen zufolge die Einnahmen aus der Kirchensteuer zwar bis 2027 nominal auf 14,4 Milliarden Euro steigen dürften. Doch wegen der Inflation werde der faktische Wert dieser Einnahmen deutlich auf 11,3 Milliarden Euro sinken.