Studie zur Kirchensteuer 2022 Kirchen nehmen 13 Milliarden Euro ein
Knapp 13 Milliarden Euro Kirchensteuer haben die katholische und die evangelische Kirche 2022 eingenommen. Der anhaltende Mitgliederschwund wird aber zunehmend zum Problem: Das zeigt sich in der weiteren Entwicklung der Einnahmen.
Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben im Jahr 2022 rund 13 Milliarden Euro an Kirchensteuern eingenommen. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Auf die katholische Kirche entfielen demnach knapp 6,8 Milliarden Euro, auf die evangelische etwa 6,1 Milliarden Euro. Dem Bericht zufolge nahmen die Kirchen damit zusammen etwa 200 Millionen Euro mehr ein als 2021.
Studienautor Tobias Hentze warnt jedoch, die Kirchen müssten in Zukunft sparen: "Austritte und demografischer Wandel machen sich jetzt immer stärker in den Kirchenkassen bemerkbar."
Kirchensteuer ist abhängig von Einkommensteuer
Da die Kirchensteuer proportional zur Einkommensteuerschuld erhoben wird, wachsen die nominalen Steuereinnahmen der beiden christlichen Kirchen grundsätzlich mit der Entwicklung der Einnahmen aus der Einkommensteuer.
Während die Einnahmen aus der Einkommensteuer 2022 um rund 4,5 Prozent stiegen, kam laut Studie bei den Kirchen aber nur etwa 1,5 Prozent mehr Geld an. Der Grund dafür ist der starke Mitgliederrückgang: Beide Kirchen hätten durch Sterbefälle und Austritte 2022 zusammen etwa 1,3 Millionen Mitglieder verloren, hieß es.
Zahl der Kirchenmitglieder rückläufig
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte aktuelle Zahlen zur Mitgliederentwicklung für das Jahr 2022 bereits im März veröffentlicht. Demnach verlor sie im vergangenen Jahr bundesweit etwa 575.000 Mitglieder, davon 380.000 durch Austritte. Die Zahl der Austritte lag damit erstmals über der Zahl der Sterbefälle. Der evangelischen Kirche gehörten demnach Ende 2022 gut 19,1 Millionen Deutsche an.
Die katholische Deutsche Bischofskonferenz will ihre Statistik für 2022 im Sommer veröffentlichen. Die IW-Studie lässt aber bereits Rückschlüsse auf die Mitgliederentwicklung zu: Demnach sank die Zahl der katholischen Kirchenmitglieder um etwa 725.000 auf rund 20,9 Millionen.
Rückgang der Kirchensteuereinnahmen erwartet
Die Kirchensteuereinnahmen dürften laut der Studie in den nächsten Jahren weiter sinken, wenn man die Inflations- und Kaufkraftentwicklung herausrechnet und auf Basis der Preise von 2019 kalkuliert: Mit dieser Berechnung erwartet das IW für 2027 dann noch geschätzte 11,3 Milliarden Euro an Kirchensteuer - das wären knapp vier Prozent weniger als 2022 und etwa elf Prozent weniger als im Jahr 2019, vor Beginn der Corona-Krise.
Stagnierende oder gar rückläufige Steuereinnahmen würden den Handlungsspielraum der Kirchen spürbar verengen, heißt es in der Studie weiter. Entstehende Finanzierungslücken müssten die Kirchen anderweitig schließen, zum Beispiel auf der Ausgabenseite durch die Einschränkung ihrer Leistungen oder auf der Einnahmenseite durch die Veräußerung von Vermögen.
Die Inflation und die Entwicklung der Einkommensteuereinnahmen des Staates infolge absehbarer hoher Tarifabschlüsse dürfte die tatsächliche Finanzsituation der Kirchen aber zunächst noch kaschieren. Denn nominal erwartet das IW in der Studie eine Zunahme der Kirchensteuereinnahmen bis 2027 auf dann 14,4 Milliarden Euro.