Report der Barmer Pflege dauert länger - und wird damit teurer
Die Pflege wird sich nach Einschätzung der Barmer weiter verteuern. Ein Grund: Wer Pflege braucht, benötigt diese für einen längeren Zeitraum als früher. Das hat auch mit einer politischen Entscheidung aus dem Jahr 2017 zu tun.
Der Pflegeversicherung drohen laut einer Studie Kostensteigerungen - auch wegen längerer Pflegezeiten. Dem Pflegereport der Krankenkasse Barmer zufolge wird sich die durchschnittliche Dauer, während der Pflegebedürftige betreut werden und Leistungen erhalten, nahezu verdoppeln,
Jüngst Verstorbene mussten im Schnitt 3,9 Jahre gepflegt werden. Die Berechnungen der Barmer gehen davon aus, dass sich die Zahl bei aktuell Pflegebedürftigen auf 7,5 Jahre erhöht.
Längere Pflegedauer verursacht mehr Kosten
Die längere Pflegedauer resultiert laut Barmer auch aus einem neuem Pflegebedürftigkeitsbegriff von 2017: Demenz und andere geistige oder psychische Einschränkungen werden damit ebenso berücksichtigt wie körperliche Beeinträchtigungen. Maßstab für die Beurteilung der Pflegebedürftigkeit ist seitdem der Grad der Selbstständigkeit.
Seitdem haben deutlich mehr Menschen Anspruch auf Leistungen der Pflegekasse. "Die Pflegedauer wurde dadurch erheblich verlängert, und die Kosten wurden deutlich erhöht", erklärte Studienautor Heinz Rothgang von der Universität Bremen.
Denn wer länger pflegebedürftig ist, muss mehr Leistungen in Anspruch nehmen - und die Kosten steigen. Die Ausgaben pro Person erhöhen sich dem Report zufolge im Schnitt um 50 Prozent - von 50.000 auf 76.000 Euro. Die Inflation und mögliche weitere Preissteigerungen sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Barmer-Vorstand fordert Finanzierungsreform
"Die Bundesregierung darf die Millionen Pflegebedürftigen und deren Angehörige nicht im Stich lassen und muss endlich für finanzielle Entlastung sorgen", forderte Barmer-Chef Christoph Straub. Eine umfassende Finanzierungsreform sei notwendig. Er plädierte zudem dafür, die Pflegeversicherung von versicherungsfremden Leistungen zu befreien.
Die Krankenkasse rechnet damit, dass auch die Eigenanteile der Betroffenen in der stationären Pflege weiter steigen. Grund dafür seien auch die gestiegenen Löhne: In der Altenpflege stiegen sie demnach von 2015 bis 2023 um 59 Prozent bei Hilfskräften und 53 Prozent bei Fachkräften.
Die Politik habe bereits kostendämpfende Maßnahmen ergriffen. Die Versicherten könnten bei den Eigenanteilen aber auch entlastet werden, wenn die Bundesländer die Investitionskosten für die Infrastruktur der Pflegeheime stärker übernehmen würden, betonte Rothgang.
Reform stockt durch Bruch der Ampel
Wegen immer mehr Pflegebedürftigen und generell steigender Kosten wird über eine grundlegende Reform der Finanzierung diskutiert. Nach dem Bruch der Ampelkoalition kann Gesundheitsminister Karl Lauterbach diese aber nicht mehr wie geplant umsetzen.
Um die Pflegeversicherung kurzfristig zahlungsfähig zu halten, hat die Bundesregierung aber noch nach Koalitionsbruch den Beitrag für 2025 um 0,2 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent des Bruttoeinkommens erhöht.