Eine Pflegerin und eine Bewohnerin eines Pflegeheims

Auswertung der Kassen Zuzahlungen für Pflege im Heim steigen weiter

Stand: 10.07.2024 12:38 Uhr

Wer im Heim gepflegt wird, muss einen Eigenanteil zahlen. Dieser Betrag ist erneut gestiegen, wie eine Auswertung der Ersatzkassen zeigt. Dabei gibt es große regionale Unterschiede.

Die Pflegeversicherung ist - anders als die Krankenversicherung - eher eine Art Teilkasko-Versicherung. Das merken auch die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen. Für sie sind die selbst zu zahlenden Anteile weiter gestiegen, wie der Verband der Ersatzkassen mitteilte.

So zahlen die zu Pflegenden im Bundesdurchschnitt zum Stichtag 1. Juli monatlich einen Eigenanteil von 2.871 Euro im ersten Aufenthaltsjahr. Das sind 211 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Im zweiten Aufenthaltsjahr beträgt die monatliche Eigenbeteiligung aktuell 2.620 Euro, ein Plus von 233 Euro. Im dritten Aufenthaltsjahr müssen 2.284 Euro zugezahlt werden - 169 Euro mehr als im Vorjahr. Ab dem vierten Aufenthaltsjahr beträgt die Eigenbeteiligung aktuell 1.865 Euro bundesdurchschnittlich im Monat. Das entspricht einem Anstieg von 91 Euro.

Zuschüsse der Pflegekasse

Dass die Eigenbeteiligung mit zunehmender Aufenthaltsdauer im Pflegeheim geringer wird, ist durch die Zuschüsse der Pflegekasse begründet - diese steigen mit der Pflegedauer an. Die von den Pflegebedürftigen zu tragende Zuzahlung besteht aus Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Investition und das Pflegepersonal. Hintergrund für den wachsenden Eigenanteil sind vor allem höhere Personalkosten für Pflegekräfte.

Heimplatz in NRW ist besonders teuer

Insgesamt gibt es bei den Zuzahlungen große regionale Unterschiede. Im Schnitt am teuersten ist derzeit ein Heimplatz im ersten Aufenthaltsjahr nun in Nordrhein-Westfalen mit 3.200 Euro pro Monat und in Baden-Württemberg mit 3.180 Euro. Am niedrigsten ist die Eigenbeteiligung in Sachsen-Anhalt mit 2.373 Euro. 

Die Chefin des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, sagte mit Blick auf die weiter steigende Eigenbeteiligung: "Dass diese so hoch ist, liegt auch daran, dass die Länder ihre Verantwortung ignorieren." Die Übernahme der Investitionskosten durch die Länder - wie eigentlich vorgesehen - würde Heimbewohner um durchschnittlich 490 Euro im Monat entlasten, so Elsner. Auch sei es Aufgabe des Staates, Ausbildungskosten zu übernehmen. Dies müsse im Rahmen der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigten Pflegereform gelöst werden.

Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz erklärt die stark gestiegenen Eigenanteile mit davongaloppierenden Löhnen und allgemeinen Preissteigerungen: "Das ist selbst für Menschen unkalkulierbar, die Vorsorge treffen können und wollen", sagte er - und es betreffe auch die ambulante Pflege. Brysch fordert daher eine Deckelung des Eigenanteils, während der Versicherungszuschuss und das Pflegegeld sich dynamisch an die Kostenentwicklung anpassen müssten.

Mehr Pflegende, steigende Kosten

Das SPD-geführte Gesundheitsministerium will im Herbst ein Konzept für eine Pflegereform vorlegen. Es soll um ein Gesamtpaket für mehr Kapazitäten beim Pflegepersonal, ein stärkeres Vermeiden von Pflegebedürftigkeit und das Schließen einer Finanzlücke gehen - denn die Pflegeversicherung erwartet für 2024 und 2025 rote Zahlen.

Die Zahl der Pflegebedürftigen hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt: Erhielten 2003 etwas mehr als zwei Millionen Menschen Leistungen der Pflegeversicherung, sind es mittlerweile rund 5,2 Millionen. Pro Jahr kommen durchschnittlich 300.000 Personen hinzu, 2023 sogar 360.000. Die Gesamtausgaben der sozialen Pflegeversicherung lagen 2023 bei rund 59,2 Milliarden Euro. Der weit überwiegende Teil der pflegebedürftigen Menschen wird ambulant versorgt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. Juli 2024 um 12:00 Uhr.