Umfrage unter Ehrenamtlichen Hälfte der Feuerwehrleute beklagt Angriffe
Jeder zweite ehrenamtliche Feuerwehrangehörige hat bei Einsätzen in den vergangenen Jahren Gewalt erlebt. Das geht aus einer Umfrage hervor. Meist handelte es sich um verbale Angriffe, es gab aber auch Tätlichkeiten.
Die Hälfte der Einsatzkräfte von freiwilligen Feuerwehren in Deutschland hat in den vergangenen zwei Jahren Gewalt in Form von Beschimpfungen oder tätlichen Angriffen erlebt. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Befragung des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV) und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). 49,5 Prozent der Angehörigen freiwilliger Feuerwehren bestätigten entsprechende Erfahrungen im Dienst.
Nach Angaben von Feuerwehr und Unfallversicherung dominiert verbale Gewalt in Form von Beleidigungen und Beschimpfungen mit Worten oder auch Gesten. 90 Prozent der Betroffenen berichteten laut Umfrageergebnis davon. 36 Prozent erlebten nach eigenen Angaben Einschüchterungen oder Bedrohungen. Ebenso viele berichteten, konkret damit bedroht worden zu sein, sie mit Fahrzeugen anzufahren. Etwa 14 Prozent wurden im Dienst mit Feuerwerkskörpern beworfen.
An der ersten bundesweiten Online-Umfrage dieser Art beteiligten sich den Angaben zufolge mehr als 6.500 aktive Feuerwehrleute.
6.594 aktive freiwillige Feuerwehrmitglieder beteiligten sich an der Umfrage, die durch das Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) im Auftrag des Deutschen Feuerwehrverbandes und der Feuerwehr-Unfallkassen durchgeführt wurde. 86 Prozent der Befragten sind bereits seit mehr als fünf Jahren Mitglied bei der Feuerwehr.
Ausmaß und Intensität der Taten nehmen zu
Gewalterfahrungen seien für aktive Mitglieder der Feuerwehren mittlerweile "trauriger Alltag", sagte Feuerwehrverbandschef Karl-Heinz Banse. Solche Übergriffe gebe es vor allem in Großstädten bereits seit vielen Jahren und nicht nur an Silvester. Neu seien aber das Ausmaß und die Form der Taten. Banse vermutet, dass die Bereitschaft dazu durch die Möglichkeit verstärkt werde, sie in den sozialen Medien zu präsentieren.
Er kritisierte eine mangelnde Bereitschaft der Justiz, solche Taten zu ahnden. Angriffe auf Einsatzkräfte seien aber auch Angriffe auf den Staat, betonte er. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer seien viel zu häufig das Ziel von Beleidigungen und Bedrohungen und dadurch psychisch stark belastet. Solche Aggressionen seien keine Bagatellen. Die Feuerwehren seien besorgt, dass Nachwuchskräfte wegen dieser Entwicklung ihre Motivation verlieren könnten.
Täter aus allen Schichten der Gesellschaft
Der Leiter des DFV-Fachausschusses Sozialwesen, Thomas Wittschurky, betonte, die Übergriffe gingen nach Erkenntnissen aus der Umfrage von Menschen "quer durch alle Schichten" aus, nicht etwa nur von Migranten. Es seien meist Einzelpersonen, nur in wenigen Fällen seien dabei Alkohol oder weitere Drogen im Spiel.
Gewaltakte gegen Einsatzkräfte seien kein normales Phänomen, das hingenommen werden müsse und könne, betonte der Hauptgeschäftsführer der Gesetzlichen Unfallversicherung, Stefan Hussy. "Sie demotivieren und frustrieren die Betroffenen. Das schadet dem Ehrenamt und damit letztlich der gesamten Gesellschaft".
Kampagne soll Abhilfe schaffen
Feuerwehrverband und Unfallversicherung appellierten "an alle Teile der Gesellschaft, Gewalt entschieden entgegenzutreten". Hussy erklärte, mit einer Kampagne unter dem Motto "#GewaltAngehen" wolle der DGUV unter anderem an Schulen für mehr Respekt gegenüber Einsatzkräften werben. Der Schutz der Einsatzkräfte sei ein wichtiges Anliegen der Unfallversicherung.