FSME und Borreliose Hohe Infektionszahlen erwartet
Experten rechnen in diesem Jahr mit einem Rekordwert der Infektionszahlen bei der von Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis. Der Grund: Klimawandel und die Corona-Pandemie schaffen ideale Bedingungen für die Tiere.
Nach den Rekordwerten in 2020 erwarten Experten, dass das Risiko für eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und eine Borreliose-Erkrankung in Deutschland in diesem Jahr deutlich höher sein wird als in der Vergangenheit. "Ich erwarte das zweithöchste FSME-Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2001", sagte Franz Rubel vom Wiener Institut für Öffentliches Veterinärwesen.
Sein Prognosemodell beruht auf Beobachtung der Zeckendichte in Süddeutschland im Zeitraum 2009 bis 2020. Basis bilden unter anderem Populationszahlen, die von Gerhard Dobler vom Nationalen Konsiliarlabor für FSME der Bundeswehr an einem Infektionsherd in Bayern erfasst wurden.
Auch biologische Parameter wie etwa die Zahl der Bucheckern und Eicheln zwei Jahre vor dem kommenden Sommer, die jährliche Durchschnittstemperatur im vergangenen Jahr und die aktuelle Wintertemperatur spielen bei den Berechnungen eine Rolle.
Zehn Prozent "Corona-Aufschlag"
Die Experten rechnen mit bundesweit 540 FSME-Fällen im laufenden Jahr. Diese Prognose beinhaltet aber noch nicht den Einfluss der Pandemie auf das Freizeitverhalten der Menschen. "Wir brauchen da noch etwa zehn Prozent Corona-Aufschlag", sagte Rubel. Menschen hielten sich in ihrer Freizeit häufiger im Freien auf, so steige das Risiko.
Nach 704 FSME-Erkrankungen im vergangenen Jahr, dem höchsten Wert seit Beginn der Meldepflicht vor 20 Jahren, erwartet Rubel daher insgesamt rund 600 Fälle im Jahr 2021.
Klimaveränderungen begünstigen Ausbreitung
Experten warnen davor, dass bestimmte Zeckenarten als Folge der klimatischen Veränderungen nun auch bereits früher nach Wirten suchen, die sie stechen können. Damit steige das Risiko für Menschen, früher im Jahr an Erregern zu erkranken, die durch Zecken übertragen würden, warnte Dobler, der in München am Konsiliarlabor die Abteilung für Virologie und Rickettsiologie leitet.
Keine Impfung gegen Borreliose
Gegen FSME gibt es eine Impfung, nicht jedoch gegen die ebenfalls von Zecken übertragene und in ganz Deutschland verbreitete Borreliose. Die meisten FSME-Infizierten bleiben zwar beschwerdefrei. Aber in schweren Fällen kann diese Viruserkrankung zu einer Gehirnentzündung führen und das Rückenmark schädigen.