Studie zu E-Mobilität E-Autos kostengünstiger als Verbrenner
Laut einer von den Grünen in Auftrag gegebenen Studie sind E-Autos oft günstiger als vergleichbare Benzin- oder Dieselmodelle - langfristig, und vor allem, wenn der Kaufbonus eingerechnet wird.
Die geringe Reichweite der Elektroautos ist nach wie vor das größte Hemmnis für Deutsche, wenn es darum geht, auf Elektroautos umzusteigen. Und auch der hohe Kaufpreis schreckt ab. Doch das Argument der hohen Kosten hält die Grünen-Bundestagsfraktion für überholt und hat sich das durch eine Studie bestätigen lassen.
Schon heute seien Elektroautos oft günstiger im Betrieb als vergleichbare Verbrenner, das ist das Ergebnis ihrer Studie, die dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt. Dafür wurden sechs Autopaare verglichen - jeweils ein reines Elektroauto und ein Verbrenner, die bezüglich Größe, Ausstattung und Motorisierung vergleichbar sind. Kosten und technische Angaben beruhen auf der ADAC-Autodatenbank.
Höherer Umweltbonus bereits mit eingerechnet
Demnach spart der Käufer eines VW e-Golf gegenüber dem eines Benziners (1.5 TSI) nach fünf Jahren 6360 Euro - gerechnet auf eine jährliche Fahrleistung von 15.000 Kilometern. Die Gründe dafür finden sich vor allem bei geringeren Fixkosten, geringeren Werkstattkosten und der geringeren Kraftstoffbesteuerung. Beim BMW i3s sind es im Vergleich zum BMW 2er 720 Euro, beim Hyundai IONIQ im Vergleich zum Hyundai i30 3480 Euro.
Mit eingerechnet ist in der Studie bereits der höhere Umweltbonus für E-Autos, den die Bundesregierung Anfang November beschlossen hat. Demnach stehen Käufern künftig 6000 Euro zu, kostet das Fahrzeug bis zu 40.000 Euro beziehungsweise 5000 Euro, kostet es bis zu 65.000 Euro. Zurzeit wird dieser Bonus aber noch von der Europäischen Kommission beihilferechtlich geprüft.
Krischer: "Prüfung durch EU-Kommission nicht hilfreich"
Kritik daran kommt von den Grünen: "Dass die EU-Kommission den Umweltbonus überprüft, ist nicht hilfreich und schafft Verunsicherung", sagt Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag. Er hoffe, dass die EU-Kommission die Prüfung sehr schnell beendet. "Ich würde mir das auch von Ursula von der Leyen wünschen, weil sie ja gesagt hat, Europa soll klimaneutral sein."
Dass E-Autos im längerfristigen Vergleich überraschend günstig sind, hat auch der ADAC bereits vor mehr als einem Jahr errechnet. Durch den höheren Umweltbonus wird das jetzt noch deutlicher. Stefan Reindl, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft, hält die Ergebnisse der Grünen-Studie auch für nachvollziehbar - mit einer Einschränkung: "Der Wertverlust bei E-Autos ist heute noch nicht annähernd abschätzbar", so Reindl. Doch wird in der Studie beispielsweise beim VW e-Golf angenommen, dass er einen geringeren Wertverlust hat als der Benziner.
Problem mit zu wenig Ladesäulen
Reindl gibt außerdem zu bedenken, dass sich die Studie auf die Gesamtkosten über mehrere Jahre bezieht. Signalwirkung habe aber auch heute noch immer der Kaufpreis - und der liegt teils deutlich höher als beim vergleichbaren Verbrenner. Von der Politik erwartet er, dass vor allem beim Aufbau einer besseren Ladeinfrastruktur mehr getan werde. "Sowohl die öffentlichen als auch die privaten Netze müssen massiv gefördert werden."
Tatsächlich hat die Bundesregierung das Problem erkannt und erst vor wenigen Wochen einen Masterplan Ladeinfrastruktur beschlossen. Der Ausbau der Ladesäulen soll beschleunigt werden, das Ziel: Bis 2030 eine Million Ladepunkte in Deutschland. Oliver Krischer von den Grünen fordert schnellere Fortschritte. "Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass das in Deutschland so schwierig und so kompliziert zu sein scheint", sagt er. Ob auf öffentlichen Parkplätzen oder in Tiefgaragen - die Menschen müssten wissen: Egal wo sie sind, können sie auch laden. Technisch sei das heute längst kein Problem mehr, sagt Krischer.