ARD-DeutschlandTrend Scholz baut Vorsprung aus
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte: SPD-Kanzlerkandidat Scholz kann seinen Vorsprung in der Wählergunst deutlich ausbauen. Grünen-Kandidatin Baerbock und Unions-Kandidat Laschet verlieren. Das zeigt der neue ARD-DeutschlandTrend.
Im Wettstreit der Kanzlerkandidaten bei der Bundestagswahl im September hat SPD-Kandidat Olaf Scholz in der Wählergunst kräftig zugelegt. Bei einer Direktwahl würden sich statt 35 Prozent, wie Anfang August, nun 41 Prozent für den SPD-Politiker entscheiden - ein Plus von sechs Prozentpunkten. Das zeigen die Ergebnisse des ARD-DeutschlandTrends für das ARD-Morgenmagazin.
Schlecht sieht es dagegen für die anderen beiden Kanzlerkandidaten aus: Nur 16 Prozent (-4) würden Armin Laschet im Kanzleramt vorziehen, nach 20 Prozent zu Monatsbeginn. Und für die erste Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, würden sich nur zwölf Prozent der Wähler entscheiden, ebenfalls vier Prozentpunkte weniger als zuletzt. Drei von zehn Wählern (31 Prozent; +2) können oder wollen sich nach wie vor auf keinen der drei Politiker festlegen.
SPD legt in Sonntagsfrage zu
Von den drei Kandidaten genießt Vizekanzler Scholz auch mit Abstand die größte Unterstützung in der jeweils eigenen Anhängerschaft. 84 Prozent der SPD-Anhänger favorisieren auch den eigenen Spitzenmann im Kanzleramt, während von den Grünen-Anhängern zwei Drittel (68 Prozent) für Baerbock votieren würden. Bei den Unions-Anhängern würde nicht einmal die Hälfte (43 Prozent) für Laschet stimmen bei einer Direktwahl.
Das schlägt sich auch auf die gesamten Umfrage-Ergebnisse der Parteien nieder. Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, würden nur noch 23 Prozent für die Union stimmen - ein Verlust von vier Punkten gegenüber der vergangenen Sonntagsfrage. Auch die Grünen verlieren zwei Punkte und kämen auf 17 Prozent. Die SPD dagegen kann drei Punkte zulegen und wäre mit 21 Prozent fast gleichauf mit der Union. AfD, FDP und Linkspartei können jeweils einen Punkt zulegen und kämen auf elf Prozent (AfD), 13 Prozent (FDP) beziehungsweise sieben Prozent (Linke).
Wer soll die Regierung führen?
Es bräuchte also in jedem Fall eine Koalitionsregierung. Doch wer soll diese führen? Auch hier kann die SPD punkten. 30 Prozent der Befragten wünschen sich eine Regierung unter Führung der SPD, ein Plus von sechs Prozentpunkten. Ebenfalls 30 Prozent wünschen sich ein unions-geführtes Kabinett nach der nächsten Wahl. Das sind allerdings fünf Punkte weniger als bei der vergangenen Erhebung. Ein grünen-geführtes Kabinett ziehen weitgehend unverändert 15 Prozent (-1) vor. Ein Viertel (25 Prozent; +/- 0) äußert nach wie vor keine Präferenz.
Die Anhänger der Union (91 Prozent), SPD (88 Prozent) und Grünen (84 Prozent) setzen erwartungsgemäß mit jeweils großen Mehrheiten auf die eigene Partei. Die Hälfte der FDP-Anhänger (50 Prozent) präferiert ein CDU/CSU-geführtes Bündnis, die Anhänger der Linken setzen weiterhin eher auf eine SPD- (49 Prozent), denn auf eine grünen-geführte Koalition (27 Prozent). Für sechs von zehn AfD-Anhängern (59 Prozent) ist keine der drei Optionen wünschenswert. Vergleichsweise am attraktivsten ist für die AfD-Anhänger mit 25 Prozent noch ein Kabinett unter Führung der CDU/CSU.
Geteilte Meinung zu Afghanistan-Einsatz
Ebenfalls abgefragt wurde die Einstellung zum Einsatz und Rückzug der Bundeswehr in Afghanistan. Etwa die Hälfte der Bundesbürger stellt das Engagement der deutschen Soldaten rückblickend nicht grundsätzlich in Frage. 41 Prozent vertreten die Meinung, dass der Einsatz richtig war, allerdings auch hätte fortgesetzt werden müssen. Hinzu kommen zehn Prozent, die den Einsatz ebenfalls als richtig bezeichnen, den vorgenommen Rückzug aus Afghanistan aber ebenso unterstützen. Für 40 Prozent war der Einsatz dagegen von vornherein ein Fehler.
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung
Erhebungszeitraum: 17. bis 18. August 2021
Fallzahl: 1.219 Befragte (795 Telefoninterviews und 424 Online
Interviews)
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und Rückerinnerung Wahlverhalten
Fehlertoleranz: 2* bis 3** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: infratest dimap
* bei einem Anteilswert von 10 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent