Mehrkosten bei Deutschlandticket "Fortführung ernsthaft gefährdet"
Die Inflation ist hoch, die Kosten steigen. Die Verkehrsverbünde befürchten Finanzierungsprobleme beim 49-Euro-Ticket, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Die Länder sehen die Zukunft des Deutschlandtickets gefährdet.
Gut 100 Tage nach der Einführung des Deutschlandtickets schwelt erneut ein Streit zwischen Bund und Ländern zur Finanzierung des 49 Euro teuren Angebots. Demnach sehen laut der "Süddeutschen Zeitung" die Länder langfristig den Bund in der Pflicht. "Der Bund und vor allem Bundesverkehrsminister Wissing müssen sich jetzt endlich zu dem von ihm selbst initiierten Projekt bekennen und auch in den kommenden Jahren die Hälfte der Kosten des Deutschlandtickets übernehmen", sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) der Zeitung.
Nach monatelangem Streit hatten sich Bund und Länder Ende März bei der Finanzierung für dieses Jahr geeinigt. Die Kosten wollen sie je zur Hälfte tragen. Vom Bund kommen von 2023 bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro. Die Länder wollen ebenso viel aufbringen. Auch mögliche Mehrkosten sollen im ersten Jahr hälftig geteilt werden. Wie die Finanzierung langfristig weitergeht, muss noch geklärt werden.
"Die Zukunft des Deutschlandtickets ist ungewiss"
Gerungen wird nun um die Aufteilung der Mehrkosten in den Folgejahren. Die Fronten seien dabei verhärtet, heißt es in der "Süddeutschen Zeitung" mit Verweis auf Regierungskreise. Ohne eine Einigung in offenen Finanzfragen für die Zeit nach 2023 "sehen die Länder die Fortführung des Deutschlandtickets oder zumindest dessen flächendeckende Anwendung ernsthaft gefährdet", zitiert das Blatt den Verkehrsminister Nordrhein-Westfalens, Oliver Krischer (Grüne), aus einem Brief an Wissing von Ende Juli. Krischer ist Vorsitzender der Länderverkehrsminister-Konferenz.
"Die Zukunft des Deutschlandtickets ist ungewiss, weil die Verkehrsunternehmen und -verbünde nicht wissen, ob seine Finanzierung im nächsten Jahr weitergeht", sagte der Vizepräsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Werner Overkamp, der Zeitung. Ihr gegenüber verwies ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums auf die angespannte Haushaltslage. Die "damit notwendige Priorisierung des Mitteleinsatzes" werde erschwert. Das Ministerium stehe aber mit den Ländern und der Branche in engem Austausch, um weitere Details zu klären.
Das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat kann seit 1. Mai verwendet werden - als digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement, das im Nahverkehr in ganz Deutschland gilt. Rund elf Millionen Menschen haben das Ticket bereits im Abo.
Mit Informationen von Hans-Joachim Vieweger, ARD-Hauptstadtstudio