Spahn zu Coronavirus Events mit mehr als 1000 Menschen absagen
Wegen der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus empfiehlt Gesundheitsminister Spahn, Events mit mehr als 1000 Menschen abzusagen. Die Koalitionsspitzen beraten am Abend, wie die Wirtschaft in der Krise unterstützt werden kann.
Wegen der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus empfiehlt Gesundheitsminister Spahn, Events mit mehr als 1000 Menschen abzusagen. Die Koalitionsspitzen beraten am Abend, wie die Wirtschaft in der Krise unterstützt werden kann.
Wegen der weiter steigenden Zahl an Coronainfektionen erwartet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn weitere merkliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Deutschland.
Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern sollten vorerst abgesagt werden, sagte Spahn der dpa. Zurzeit geschehe dies aus seiner Sicht immer noch zu zaghaft. "Angesichts der dynamischen Entwicklung der letzten Tage sollte das schnell geändert werden", erklärte der CDU-Politiker.
Prinzipien für den Umgang mit kleineren Veranstaltungen habe das Robert Koch-Institut entwickelt. Spahn betonte: "Ich bin mir bewusst, welche Folgen das für Bürgerinnen und Bürger oder Veranstalter hat. Wir werden in den nächsten Tagen darüber sprechen, wie wir mit den wirtschaftlichen Folgen umgehen." Klar sei aber, dass die Gesundheit vorgehe.
Absagen großer Veranstaltungen hätten besonders für kleinere Betriebe, Handwerker, Gastronomen oder Dienstleister große wirtschaftliche Folgen. "Daher sollten wir hier über eine gezielte und zügige Hilfe nachdenken", twitterte Spahn.
Rückendeckung vom "Teampartner"
Der Forderung nach der Absage von Großveranstaltungen schloss sich auch der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, im Bericht aus Berlin an. Spahns Vorstoß folge dem Rat der Virologen: "Wir müssen das Tempo verlangsamen, damit wir auf alle Situationen vorbereit sind. Und Großveranstaltungen haben natürlich die Neigung, dass da viel übertragen wird." Laschet, der im Team mit Spahn für das Amt des CDU-Vorsitzenden kandidiert, kündigte an, dass seine Landesregierung diesen Rat befolgen werde.
Koalitionsausschuss berät über Kurzarbeitergeld
Die Corona-Krise ist auch Thema beim Koalitionsausschuss in Berlin. Die Spitzen von Union und SPD wollen bei dem Treffen im Kanzleramt über Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft beraten. Unter anderem könnten die Hürden für Unternehmen gesenkt werden, ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken.
Im Raum stehen auch sogenannte Überbrückungskredite, um Unternehmen kurzfristig finanziell zu helfen, ebenso Bürgschaften oder Steuerstundungen. "Es darf aus dem Coronavirus keine zweite Finanzkrise entstehen", erklärte der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder, der an dem Treffen teilnimmt. "Wir wollen keinen Coronaschock für die deutsche Wirtschaft."
Zahl der Infektionen steigt auf über 1000
Die Zahl der bestätigten Fälle in Deutschland stieg laut der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore inzwischen auf mehr als 1000. Am stärksten betroffen ist nach wie vor Nordrhein-Westfalen. Auch aus Baden-Württemberg wurden viele neue Fälle gemeldet.
Kritik an "Corona-Schulferien"
Zuletzt hatte es Kritik daran gegeben, dass etwa Bundesligaspiele und andere Massenveranstaltungen in Deutschland zum Großteil wie geplant stattfinden, während anderswo in Europa restriktiver vorgegangen wird.
Dem stellte sich der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, entschieden entgegen. "Wir können doch nicht das öffentliche Leben stilllegen, und die Leute sitzen alle zu Hause und verfolgen vor dem Fernseher gebannt den Corona-Liveticker, obwohl es nur sehr wenige Menschen gibt, die sich mit einem relativ milden Virus angesteckt haben", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Er mahne zu "realistischer Gelassenheit". Auch in einem Fußballstadion sei die Wahrscheinlichkeit, dass der Fan nebenan Corona habe, extrem gering. "Gesetzliche Verbote für Großveranstaltungen halte ich nicht für zielführend."
Bundesweite Schulschließungen wären Gassen zufolge "eine hysterische Überreaktion." In Italien sei die Lage mit Tausenden Infizierten und mehr als 200 Toten eine ganz andere. "Dort gab es die Notwendigkeit zu reagieren." Ob die Schließungen in Italien die richtige Entscheidung gewesen sei, werde sich zeigen, sagte. "Aber mit der Situation in Deutschland und in anderen europäischen Ländern ist das nicht vergleichbar", betonte der KBV-Chef.