DeutschlandTrend Gelassen trotz Corona
Häufigeres Händewaschen, aber ansonsten viel Gelassenheit: Die Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus ist bei einer großen Mehrheit der Menschen in Deutschland weiterhin gering. Ein Minister gewinnt an Ansehen.
Die Deutschen stehen dem Coronavirus nach wie vor mehrheitlich gelassen gegenüber: Bei 76 Prozent der Bürger ist die Sorge, dass sie oder Familienmitglieder sich mit dem Virus anstecken könnten, weniger groß beziehungsweise klein. Im Vormonat gaben das noch 89 Prozent an. Bei knapp einem Viertel ist die Sorge entweder groß (17 Prozent, plus 10 Punkte im Vergleich zu Februar) oder sehr groß (6 Prozent, +3).
Auch den Behörden und Gesundheitseinrichtungen vertrauen die Bürger mehrheitlich, doch die Zahlen haben im Vergleich zum Vormonat abgenommen: Zwei Drittel (66 Prozent) sind der Meinung, diese hätten die Situation alles in allem unter Kontrolle - das sind 16 Punkte weniger als im Februar. 28 Prozent (+14) sehen das anders: Sie meinen, die Behörden in Deutschland hätten die Situation nicht unter Kontrolle.
Gleichzeitig wird die Arbeit von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn von der CDU von jedem zweiten Deutschen positiv bewertet: 51 Prozent der Bürger sind mit seiner Arbeit zufrieden, sieben Punkte mehr im Vergleich zum Vormonat. Seine Bekanntheit in der deutschen Bevölkerung stieg im selben Zeitraum um ebenfalls sieben Punkte von 83 auf 90 Prozent.
Auf die Frage, ob die Deutschen ihre Gewohnheiten in Zeiten von Corona angepasst hätten, ergibt sich ein differenziertes Bild: Drei Viertel (75 Prozent) geben an, sich häufiger die Hände gewaschen zu haben. 54 Prozent geben an, dass sie nicht auf Aktivitäten wie Reisen oder den Besuch von größeren Veranstaltungen verzichtet haben. Nur eine Minderheit von elf Prozent sagt, sie hätte in den vergangenen Tagen größere Vorräte an Lebensmitteln eingekauft. 89 Prozent sagen, sie hätten das nicht getan.
Flüchtlinge an der Grenze: Mehrheit für Aufnahme in der EU
An der griechisch-türkischen Grenze harren seit Ende der vergangenen Woche mehrere Tausend Flüchtlinge aus, um in die EU einzureisen. Dass die europäische Außengrenze für die aus der Türkei kommenden Flüchtlinge bislang geschlossen bleibt, findet eine Mehrheit der Deutschen falsch. 57 Prozent der Bürger meinen, die Flüchtlinge sollten die Grenze zu Griechenland überqueren dürfen und anschließend auf die EU-Staaten aufgeteilt werden; 41 Prozent stimmen dieser Aussage eher nicht zu.
Bei der Frage, ob Deutschland bei der Aufnahme von Flüchtlingen mit gutem Beispiel vorangehen sollte, sind die Bürger gespalten: 48 Prozent sagen, Staaten wie Deutschland und Frankreich sollten Flüchtlinge aufnehmen, auch wenn sich andere EU-Staaten dagegen aussprechen. 49 Prozent hingegen stimmen dieser Aussage nicht zu. Mehrheitlich dafür sprechen sich die Anhänger der Grünen (75 Prozent), der SPD (71 Prozent) und der Linken (60 Prozent) aus; mehrheitlich dagegen sind die Anhänger der AfD (95 Prozent) und der FDP (69 Prozent). Ein geteiltes Bild zeigt sich bei einem Blick auf die Unionsanhänger: 49 Prozent sprechen sich für eine Aufnahme durch Staaten wie Deutschland und Frankreich aus, 46 Prozent dagegen.
Mehrheit begrüßt EU-Flüchtlingsabkommen mit der Türkei
Das EU-Türkei-Abkommen von 2016, das die Begrenzung der nach Europa kommenden Flüchtlinge vorsieht, gewinnt in der Bevölkerung an Zustimmung. Mit dem Abkommen hat sich die Türkei verpflichtet, Flüchtlinge von der Weiterreise in die EU abzuhalten. Im Gegenzug zahlen die europäischen Länder der Türkei Geld für die Versorgung der Flüchtlinge und sollen eine bestimmte Anzahl von Flüchtlingen aus der Türkei abnehmen. 51 Prozent der Deutschen finden dieses Abkommen eher gut (+3 Prozentpunkte im Vgl. zu Oktober 2019). 45 Prozent finden es eher schlecht (+/-0). In seiner Anfangsphase wurde das EU-Türkei-Abkommen deutlich kritischer gesehen: Im Mai 2016 fand eine Mehrheit der Deutschen (57 Prozent) das Abkommen eher schlecht. 38 Prozent fanden es seinerzeit eher gut.
Die Türkei beanstandete zuletzt erneut, dass die EU ihren Verpflichtungen aus diesem Abkommen nicht nachkäme. Eine Nachbesserung von EU-Seite lehnt eine Mehrheit der Deutschen indes ab. 59 Prozent sind der Meinung, die EU sollte der Türkei keine zusätzliche Unterstützung anbieten, um das Abkommen aufrechtzuerhalten (+5 im Vgl. zu Oktober 2019). 31 Prozent meinen, sie sollte dies tun (-4).
CDU-Vorsitz: Merz in der Gunst der Bürger vorne
Weiteres Thema im DeutschlandTrend: die Suche nach einer neuen CDU-Spitze. Bis zum Sonderparteitag sind noch gut sieben Wochen Zeit - und drei Kandidaten sind bislang namentlich bekannt. Die meisten Deutschen würden Friedrich Merz an der Spitze der CDU befürworten: 35 Prozent der Bürger sind der Meinung, dass er CDU-Parteivorsitzender werden sollte. Nach der Meinung von 24 Prozent der Befragten sollte Armin Laschet Vorsitzender der Christdemokraten werden. Zwölf Prozent würden sich für Norbert Röttgen entscheiden. 13 Prozent geben an, es sollte keiner der drei oder ein anderer Kandidat beziehungsweise eine andere Kandidatin werden.
Wenn die CDU-Anhänger darüber entscheiden dürften, wer neuer Chef ihrer Partei wird, dann würden aktuell die meisten für Merz stimmen. 40 Prozent der CDU-Anhänger sind der Meinung, dass er CDU-Parteivorsitzender werden sollte. Für Laschet, den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, würden sich 32 Prozent der CDU-Anhänger entscheiden. 13 Prozent der CDU-Anhänger würden den Außenpolitiker Röttgen vorziehen.
Friedrich Merz erhält 35 Prozent Zustimmung.
Auch zur Thüringen-Krise wurde gefragt: Dass die CDU eine Zusammenarbeit mit der AfD grundsätzlich ausgeschlossen hat, halten 73 Prozent der Deutschen für richtig; 25 Prozent für nicht richtig. Dass die CDU auch eine Zusammenarbeit mit der Linken grundsätzlich ausgeschlossen hat, halten 40 Prozent der Deutschen für richtig; eine Mehrheit von 55 Prozent hält dies hingegen für nicht richtig.
Zufriedenheit mit FDP-Parteichef Lindner sinkt
Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist auch im März eine Mehrheit der Bürger zufrieden: unverändert im Vergleich zum Vormonat sind es 53 Prozent. Auf Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU, 51 Prozent) folgt Finanzminister Olaf Scholz (SPD) mit 46 Prozent Zufriedenheit (+3 im Vergleich zu Februar). Innenminister Horst Seehofer (CSU) verbessert sich um sechs Prozentpunkte und landet bei 43 Prozent Zufriedenheit.
Mit der Arbeit von Außenminister Heiko Maas (SPD) sind 41 Prozent sehr zufrieden bzw. zufrieden (-6). Der Grünen-Parteichef Robert Habeck erreicht 36 Prozent Zufriedenheit in der Bevölkerung (-1 im Vgl. zu Januar). Familienministerin Franziska Giffey (SPD) kommt auf 32 Prozent (-2 im Vgl. zu Januar); 45 Prozent kennen sie nicht oder können sie nicht beurteilen.
Der FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzende Christian Lindner büßt im Vergleich zum Vormonat neun Prozentpunkte ein. Aktuell sind mit seiner Arbeit 28 Prozent der Bürger sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden, 56 Prozent sind mit ihm weniger bzw. gar nicht zufrieden. Katja Kipping, Parteivorsitzende der Linken, kommt auf 22 Prozent Zufriedenheit (-2 im Vgl. zu Januar); 46 Prozent kennen sie nicht oder können sie nicht beurteilen.
Mit der Arbeit von Noch-CDU-Parteichefin und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sind 19 Prozent der Bürger sehr zufrieden bzw. zufrieden (-2 im Vgl. zu Februar); drei Viertel der Deutschen (74 Prozent) sind mit ihrer Arbeit weniger bzw. gar nicht zufrieden. SPD-Parteichefin Saskia Esken erreicht zwölf Prozent Zufriedenheit (-1 im Vgl. zu Januar); mehr als die Hälfte der Deutschen (54 Prozent) kennen sie nicht oder können sie nicht beurteilen. Mit der AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel sind elf Prozent der Bürger sehr zufrieden bzw. zufrieden (-3 im Vgl. zu Januar).
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, dann käme die Union auf 27 Prozent - das ist keine Veränderung im Vergleich zum Vormonat. Die SPD verbessert sich um zwei Punkte und kommt auf 16 Prozent. AfD und FDP verlieren jeweils zwei Punkte und landen bei zwölf beziehungsweise sechs Prozent. Die Linke ist stabil bei neun Prozent. Die Grünen verbessern sich um einen Punkt und kommen auf 23 Prozent.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1002 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 03. März 2020
Sonntagsfrage
Fallzahl: 1502 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 04. März 2020
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.