Möglicher Angriff auf Chrupalla Ein Blutfleck, ein Verdacht - aber kein Beweis
Erstmals hat sich AfD-Chef Chrupalla ausführlich dazu geäußert, wie seiner Meinung nach ein "Anschlag" auf ihn verübt wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter, schließt sich der Wortwahl Chrupallas aber nicht an.
Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ermittelt weiter, ob AfD-Parteichef Tino Chrupalla bei einem Wahlkampfauftritt angegriffen worden ist. Die Ermittlungen konzentrierten sich "auch weiterhin auf die offene Frage, wann und auf welche Weise diese diagnostizierte Einstichverletzung des Herrn Chrupalla am rechten Oberarm im Rahmen der Wahlkampfveranstaltung am Theatervorplatz in Ingolstadt entstanden ist und wer diese verursacht hat", teilte die Behörde mit. "Bislang gibt es keinen Anfangsverdacht gegen konkrete Personen", hieß es weiter.
Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt vor einer Woche hatte Chrupalla sich nach eigenen Angaben plötzlich unwohl gefühlt und war in eine Klinik gebracht worden, wo er für eine Nacht intensivmedizinisch überwacht wurde. Die Rede war von einem Einstich am Oberarm und einer möglichen Vergiftung. Die AfD sprach von einem Angriff auf ihren Parteichef.
Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen am Freitag erklärt, es lägen "keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde".
Chrupalla legt eigenen Untersuchungsbericht vor
Chrupalla äußerte sich am Mittwoch erstmals ausführlich selbst zu dem Vorfall und sprach von einem "Anschlag" auf sich. In Dresden habe er sich den gesamten Einstich entfernen und das Gewebe untersuchen lassen.
Er legte in Auszügen einen Bericht vor, der von dieser Gewebeuntersuchung stammen soll. Darin ist die Rede von einem "mindestens" vier Millimeter tiefen "Defekt" und "entzündlichen Veränderungen". Weiter heißt es: "Abschließend sind die vorliegenden histologischen Befunde vereinbar mit einem hier bis in die tiefe Dermis reichenden Einstich/Stichkanal (mindestens 4 mm)." Die Dermis ist die mittlere der drei Hautschichten.
Die Staatsanwaltschaft wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen, weil sie ihn selbst erst kurz vor Chrupallas Pressekonferenz erhalten habe und noch nicht prüfen konnte.
Blutfleck soll Einstichthese stützen
Ob es tatsächlich einen Einstich an Chrupallas Arm gab, ist nicht restlos geklärt: In dem Arztbrief zu seinem Klinikaufenthalt in Ingolstadt war zwar ein Nadelstich am Oberarm diagnostiziert worden - als Ermittler den behandelnden Arzt befragten, habe dieser aber gesagt, dass die Diagnose aufgrund der Schilderung Chrupallas gestellt wurde, nicht durch eine tatsächliche Feststellung eines Nadelstichs. So berichtete es die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Ermittlerkreise.
Allerdings war an Chrupallas Kleidung ein Blutfleck festgestellt worden, bei dem es sich laut Staatsanwaltschaft um sein Blut handelt: "Diese Blutanhaftung korrespondiert nach derzeitiger Einschätzung wohl mit der diagnostizierten Einstichverletzung."
Weitere Bluttests - auch auf Nowitschok?
Chrupalla erklärte bei der Pressekonferenz weiter, er habe eigene Bluttests in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse hoffentlich bald vorlägen. Getestet werde auf "alle möglichen Substanzen, Quecksilber, Nowitschok ist sicherlich auch dabei", sagte er.
Nowitschok ist ein russischer Nervenkampfstoff, mit dem unter anderem der prominenteste Kreml-Kritiker Alexej Nawalny vergiftet wurde. "Wir können ja nicht ausschließen, von welchen Personen, ja auch Diensten hier eventuell was vorgenommen wurde", sagte Chrupalla weiter. Bisherige Bluttests sowohl in der Klinik in Ingolstadt als auch bei der Polizei waren dem Arztbrief und der Staatsanwaltschaft zufolge unauffällig gewesen.