Israelische Angehörige in Berlin "Die Kinder müssen als Erstes freikommen"
Seit mehr als 40 Tagen sind etwa 240 Geiseln in der Gewalt der Hamas-Terroristen. Die Sorge der Angehörigen ist riesig. Auf der Suche nach Unterstützung sind sie nach Berlin gekommen.
Batsheva Yahalomi ist eine schmale Frau, sie hat lange braune Haare. Die Mittdreißigerin erzählt von dem Morgen des 7. Oktober, als sie ihren zwölfjährigen Sohn das letzte Mal sah - bevor er von Hamas-Terroristen auf einem Motorrad in den Gazastreifen verschleppt wurde. "Das war das letzte Mal, dass ich meinen Sohn Eitan gesehen habe", sagt sie unter Tränen. Auch ihr Mann wurde entführt. Batsheva und ihre beiden Töchter konnten sich retten.
Neben Batsheva sitzt Gilad Korngold, ein Mann im Großvateralter. Als Korngold von den Terrorangriffen am Morgen des 7. Oktober hörte, rief er noch seinen Sohn im Kibbuz Be'eri an und wollte Hilfe organisieren. Aber sein Sohn winkte ab. "Er sagte: 'Die israelische Armee weiß, was zu tun ist. Lass sie ihre Arbeit machen, Vater'", erzählt Korngold. "Aber ihm war nicht klar, dass keine Armee da war."
Das Warten und die Ungewissheit setzen zu
Sieben Mitglieder seiner Familie befinden sich seitdem in der Gewalt der Hamas, darunter auch seine zwei und acht Jahre alten Enkel. "Und wir warten wie alle seit 40 Tagen", seufzt Gilad Korngold.
Ihm und den anderen Besuchern aus Israel ist anzusehen, wie ihnen das Warten zusetzt. Und die fürchterliche Ungewissheit. Unter den Geiseln sind offenbar 34 Kinder: 20 von ihnen sind durch die Morde der Terroristen zu Waisen geworden - und wissen es noch nicht. "Die Kinder müssen als Erstes freikommen", bittet Korngold.
Der Dritte bei diesem Gespräch ist Avihai Brodutch. Er ist Vater von drei Kindern - zehn, acht und vier Jahre alt. Alle wurden entführt, genau wie seine Frau. "Wir brauchen Hilfe von jedem, der dazu in der Lage ist, deshalb sind wir hier", sagt Avihai.
Treffen mit deutschen Politikern geplant
Deutschland war immer ein großer Unterstützer Israels, deshalb hoffen die Angehörigen auf Berlin. Heute sprechen sie mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Geplant sind weitere Treffen mit deutschen Politikern.
Gestern hatten sie auch ein Gespräch mit dem katarischen Botschafter in Berlin. Mit Katars Hilfe sind bislang vier der etwa 240 Geiseln freigekommen. Die Katarer versuchten ihr Bestes, um die Situation zu lösen, sagt Avihai. "Es scheint zu viel Gewalt zu geben, als dass die Situation sofort beendet werden kann."
Und er fährt fort: "Es ist kein Geheimnis: Auf beiden Seiten sterben Menschen, auf beiden Seiten sterben Kinder. Es ist ein Horror, was passiert, und wir wünschen uns, dass es stoppt."