Geimpfte und Ungeimpfte Irreführende Statistik zu Sterberaten
In England sollen die Sterberaten von Geimpften über denen der Ungeimpften liegen. Die angeblichen Beweise basieren jedoch auf gezielter Datenselektion und dem Weglassen zentraler Faktoren.
Die Kurven sprechen eigentlich eine deutliche Sprache: Betrachtet man die Verläufe der sogenannten altersstandardisierten Mortalitätsrate (ASMR) für Geimpfte und Ungeimpfte in Großbritannien in diesem Jahr, dann sieht es so aus, als ob diese bei den Geimpften deutlich höher liegt als bei den Ungeimpften. Das würde bedeuten, dass - bezogen auf 100.000 Personen in einer Altersgruppe - mehr Menschen mit Impfung an Covid-19 sterben als ohne.
Sieht man sich die Grafiken genauer an, mit denen diese Behauptung in den sozialen Medien untermauert werden sollen, so stellt man fest, dass sich diese nicht auf die Gesamtbevölkerung, sondern lediglich auf die Altersgruppe der Zehn- bis 59-Jährigen beziehen:
Bei den 60- bis 69-Jährigen liegt die Todesrate der Geimpften bereits deutlich unter der der Menschen ohne Impfung:
Noch deutlicher lässt sich dies bei den nächsten beiden Altersgruppen beobachten:
Anmerkung: Für die 38. Woche liegen bei den Ungeimpften zwischen 70 und 79 Jahren der keine Daten vor.
Auch Statistiker dementieren
Das sehen auch die Forscher der britischen Statistikbehörde Office for National Statistics (ONS) so: Die altersstandardisierte Mortalitätsrate sei bei ungeimpften Personen deutlich höher als bei Personen, die entweder eine oder zwei Dosen erhalten hatten, erklären die Statistiker. So liege sie bei Menschen ohne Impfung 32-mal höher als bei jenen, die vor mindestens 21 Tagen zwei Dosen erhalten hatten.
Die Zahl könne zudem durch unterschiedliche Merkmale der Bevölkerung in den einzelnen Impfstatusgruppen, wie zum Beispiel der Gesundheitszustand, sowie durch die sich ändernde Infektionsrate beeinflusst werden. Daher zeigen die Todesraten keine kausalen Zusammenhänge zwischen Impfungen und dem Sterblichkeitsrisiko, betonen die ONS-Experten.
Aber was passiert nach der ersten Impfung?
Was jedoch auffällt: Die Sterblichkeitsrate für die Gruppe "21 Tage oder mehr nach der ersten Dosis" steigt bei den Älteren ungefähr ab der 13. Kalenderwoche stark an. Impfgegner sehen darin ein weiteres Indiz für die Gefährlichkeit der Impfung.
Die Statistiker erklären dieses Phänomen durch mehrere Faktoren: Zunächst einmal sinkt der Anteil dieser Impfstatusgruppe im gleichen Zeitraum auf sehr niedrige Werte, weil immer mehr Menschen geimpft werden. Daher basieren die Daten auf einem sehr kleinen Prozentsatz, der nicht repräsentativ sein muss. Zu dieser Gruppe können beispielsweise Personen gehören, die nach der ersten Impfung keine zweite erhalten haben, weil sie wegen einer schweren Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Viele Daten zu ungenau für klare Aussagen
Nicht zuletzt sind die unterschiedlichen Sterblichkeitsraten in den Altersgruppen zu beachten. So ist die Gruppe der Zehn- bis 59-Jährigen sehr weit gefasst - für viele sichere Aussagen zu weit, wie auch die Statistiker des ONS zugeben: Üblicherweise würde man die Daten für Fünf-Jahres-Altersgruppen berechnen. Da aber in einigen solcher Kohorten sehr geringe Sterbezahlen auftraten, hätte dies ein Risiko für die Offenlegung des Impfstatus von Einzelpersonen dargestellt und zu instabilen Schätzungen führen können.
Dass es in der Gruppe der Zehn bis 59-Jährigen im Vergleich zu den höheren Altersgruppen - absolut wie relativ - trotzdem nur sehr wenige Todesfälle gibt, wird umso deutlicher, wenn man alle Daten im gleichen Wertebereich darstellt. In der grafischen Darstellung ist die Gruppe kaum noch erkennbar:
Damit wird deutlich, dass die Schlussfolgerung "Geimpfte sterben öfter als Ungeimpfte" sich aus diesen Daten nicht herleiten lässt.