Entscheidung der EZB Leitzins bleibt bei null Prozent
Trotz wachsender Konjunktursorgen nach dem Brexit-Votum ändert die Europäische Zentralbank an ihrere Geldpolitik zunächst nichts: Die EZB belässt den Leitzins der Eurozone unverändert bei null Prozent - und damit weiter auf einem Rekordtief.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen erwartungsgemäß nicht angetastet. Die Währungshüter beließen den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von null Prozent. Das beschloss der EZB-Rat nach Angaben der Notenbank in Frankfurt am Main. Auf diesem Rekordtief liegt er bereits seit März.
Lagern Banken ihr Geld kurzfristig bei der EZB ein, statt es an Unternehmen zu verleihen, zahlen sie weiterhin einen Strafzins von 0,4 Prozent. Bei kurzfristigen Kapitalspritzen und sogenannten Übernachtkrediten werden weiterhin 0,25 Prozent Zinsen fällig.
Draghi: Notfalls zum Handeln bereit
Das Brexit-Votum hat die Wirtschaft der Eurozone nach Einschätzung von EZB-Präsident Mario Draghi nicht aus der Bahn geworfen. "Nach dem britischen Referendum ist unsere Einschätzung, dass die Finanzmärkte der Euro-Zone der erhöhten Unsicherheit und Volatilität mit Mut und Belastbarkeit begegnet sind", sagte er nach der EZB-Ratssitzung Allerdings erhöhe der geplante EU-Austritt die Konjunkturrisiken.
Die vorliegenden Daten würden ein anhaltendes Wachstum im zweiten Quartal signalisieren. Allerdings dürfte es geringer ausfallen als zu Jahresbeginn. Die Lage könne in den kommenden Monaten besser bewertet werden, wenn weitere Konjunkturdaten vorlägen, ergänzte Draghi. Er machte klar, dass die EZB notfalls zum Handeln bereit sei und alle ihre zur Verfügung stehende Instrumente nutzen werde.
Volkswirte hatten damit gerechnet, dass die Währungshüter ihre Geldpolitik zunächst nicht ändern. "Die überraschende Ruhe an den Finanzmärkten gibt auch der EZB Luft", erklärte Targobank-Chefvolkswirt Otmar Lang. Angesichts der wachsenden Unsicherheit nach dem Nein der Briten zur Europäischen Union wird die EZB Ökonomen zufolge ihre ultralockere Geldpolitik möglicherweise im September weiter lockern. Dann liegen auch die neuesten Prognosen zur Inflations- und Konjunkturentwicklung im Euroraum vor.