US-Wahl 2024
US-Präsidentschaftswahl 2024 Blaue Städte, rote Dörfer - wer wählt wie?
In vielen Bundesstaaten in den USA ist es das gleiche Bild: Auf dem Land dominieren die Republikaner, in den Großstädten die Demokraten. Aber woran liegt das? Und was sind die großen Themen auf dem Land und in der Stadt?
Inmitten einer Hügellandschaft, umgeben von Wald und Feldern liegt Morgantown, eine kleine 2.700-Einwohner-Gemeinde im Südwesten des US-Bundesstaats Kentucky. Wen er wählen wird am 5. November? Ein Mann an der Tankstelle muss nicht lange überlegen: "Donald Trump - als der Präsident war, hatte ich Geld in der Tasche. Seit Joe Biden nicht mehr." Andere sagen das gleiche.
Das ist hier in Morgantown nicht überraschend. 2020 haben in dem County, also dem Landkreis, in dem Morgantown liegt, acht von zehn Wählern für Trump gestimmt. Auch Farmer Dwayne McKinney. Der 60-Jährige baut auf seinen Feldern Mais und Sojabohnen an. Es sei hart für einen Farmer, sagt er, und er hoffe, dass Trump die Wahl gewinnt. Die Regierung Biden habe keinen guten Job gemacht. Die Zinsen und die Lebenshaltungskosten seien gestiegen. Das müsse sich einfach ändern, so McKinney.
Kamala Harris traut er nicht zu, das Land wirtschaftlich nach vorne zu bringen. "Sie ist wahrscheinlich eine kluge Frau, aber ich glaube, sie hat keine Ahnung davon, wie es einem normalen Bürger geht", sagt der Farmer. Er glaube, Harris sei wie viele in Washington. Sie schafften es nach oben und vergäßen dann, wo sie hergekommen seien.
Beim Thema Wirtschaft mehr Vertrauen in Trump
So wie der Farmer setzt auch der Bürgermeister von Morgantown auf einen Wahlsieg Trumps. Billy Phelps sitzt hinter einem großen braunen Schreibtisch im Rathaus - wie die meisten Häuser in der Main Street ein roter Klinkerbau. Er sei kein Fan des Ex-Präsidenten sagt der 59-Jährige, Trump sei arrogant und habe ein zu großes Ego.
Wählen wird er ihn trotzdem. Viele in seiner Gemeinde litten unter zu hohen Preisen, erklärt der Bürgermeister. Er wähle Trump aufgrund seiner Wirtschaftspolitik - mit der fahre seine Gemeinde besser.
Bürgermeister Billy Phelps hält Trump zwar für arrogant, wählen will er ihn aber trotzdem - zum Wohle seiner Gemeinde, wie er sagt.
Ein paar Häuser weiter hat Kendall Embry sein Steuer- und Finanzberatungsbüro. Natürlich vertraue er Trump in Wirtschaftsfragen mehr als Harris, so Embry. Aber er hat noch ein ganz anderes Problem mit den Demokraten. Der Finanzberater hat das Gefühl, dass das Land unter den Demokraten seinen moralischen Kompass verliert. Und dann führt er aus, wie er das meint: "Mein moralischer Kompass ist, dass ich Christ bin und an die Bibel glaube. Ich finde Harris extrem links. Manche Entwicklungen sind beängstigend und dieses ganze Woke-Zeug finde ich einfach lächerlich."
Embry ist auch genervt von den ganzen Vorschriften, die Harris durchsetzen wolle. Zum Beispiel strengere Waffengesetze. Die rechtschaffenen Bürger müssten es ausbaden, Verbrecher kämen so oder so an Waffen, so Embry. Morgantown wird auch bei dieser Wahl an die Republikaner gehen - alles andere wäre eine riesen Überraschung.
In der Stadt dominieren andere Themen
Im eineinhalb Stunden entfernten Louisville ist das ganz anders. Die größte Stadt Kentuckys wird wieder demokratisch wählen - auch das gilt als ziemlich sicher. In einem Coffee-Shop in Downtown Louisville erzählt Sylvia Goodman, Reporterin beim Public Radio Louisville, von ihren Erfahrungen auf dem Land und in der Stadt. Viele auf dem Land hätten das Gefühl, dass die demokratische Partei sich nicht genug um ländliche Regionen kümmert. Wenn Trump dann gegen die politischen Eliten in Washington wettere, fühlten sie sich angesprochen.
In Louisville schütteln viele darüber den Kopf. Eine junge Frau erklärt, ihr gehe es bei dieser Wahl vor allem um das Recht auf Abtreibung, um Rechte für Frauen ganz allgemein, und um die Rechte für Transgender-Menschen. Kamala Harris setze sich für diese Rechte ein, darum werde sie sie wählen. Für andere in Downtown Louisville ist ihre Stimme für Harris schlicht eine Stimme gegen Trump. Trump sei ein Diktator, ein Narzist. Er wolle diesen Mann nicht im Amt, sagt ein Mann auf der Straße. Es gehe nun darum, dass möglichst viele wählen gehen, meint er noch und geht weiter.
"Demokraten unterstützen soziale Gerechtigkeit"
Zum Wählen animieren - und zwar am besten demokratisch. Das ist auch die Mission der kleinen Gruppe, die sich an diesem Abend etwas außerhalb von Louisville trifft. Haustürwahlkampf ist angesagt - für Demokrat Taylor Jolly, der für das Abgeordnetenhaus von Kentucky kandidiert.
Der Demokrat Taylor Jolly (Mitte) will in das Abgeordnetenhaus des Bundesstaates Kentucky einziehen.
Erlene Grise-Owens ist eine seiner Unterstützerinnen. Die ehemalige Sozialarbeiterin ist überzeugt, ob im Abgeordnetenhaus von Kentucky oder im Weißen Haus, die Demokraten tun mehr für die Menschen. "Die Demokraten haben ein Programm, das Fairness, soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte unterstützt", so die 68-Jährige. Der Unterschied wofür Demokraten und wofür Republikaner stehen, sei absolut glasklar.
In diesem Punkt dürften sich die Wähler in Louisville und Morgantown zumindest einig sein. Viel mehr Gemeinsamkeiten scheint es zwischen den Städtern und den Menschen auf dem Land aber nicht zu geben.