US-Wahl 2024

Beschädigte Gebäude in Lakewood Park (US-Bundesstaat Florida), nachdem Hurrikan Milton über die Region hinweggezogen ist

US-Wahl 2024 Warum der Klimawandel viele kalt lässt

Stand: 01.11.2024 14:22 Uhr

Mitten in der heißen Phase des Wahlkampfs fegten zwei Hurrikans über den Süden der USA und hinterließen verheerende Schäden. Bis dahin spielte das Thema Klimawandel kaum eine Rolle. Hat sich das geändert?

Bob Deans hat in den vergangenen Wochen an viele Türen geklopft, Leute angerufen, Nachrichten und sogar Postkarten geschrieben. Er arbeitet für das Natural Resources Defense Council (NRDC), eine einflussreiche Umweltschutzorganisation in den USA. Sein Eindruck ist: Wenn man die Menschen im Wahlkampf persönlich auf die Auswirkungen der Klimakrise anspricht, trifft das einen Nerv.

Schließlich hätten alle die Verwüstung mitbekommen, die die Hurrikans "Helene" und "Milton" in Teilen des Landes hinterlassen haben, genau wie die Hitzewellen, die viele Bundesstaaten in den Sommermonaten im Griff hatten, oder die Waldbrände an der Ostküste. 

Die Inflation ist greifbarer

In Umfragen rund um die Präsidentschaftswahl rangiert der Klimawandel jedoch weit unten auf der Liste der Themen, die den Amerikanerinnen und Amerikanern aktuell wichtig sind. Dinge wie die Inflation oder das Recht auf Abtreibung fühlten sich im Alltag der meisten Menschen wohl greifbarer an, sagt Lisa Frank, Geschäftsführerin der Nonprofit-Organisation Environment America in Washington, D.C.

Das stehe im Gegensatz zum Klimawandel, der in einem riesigen Land wie den USA eben sehr unterschiedliche Auswirkungen hat: "Es gibt nicht nur die eine Art, wie wir den Klimawandel erleben. Klarer wird es, wenn es zum Beispiel um die Benzinpreise geht. Da wissen die Leute: Okay, die sind an diesem Ort um diesen Betrag gestiegen. Das wird sich auf meinen Geldbeutel auswirken." 

Gleichzeitig, so Deans vom NRDC, sei auch der politische Diskurs daran schuld, dass das Thema weniger Beachtung findet. Besonders auf republikanischer Seite werde immer wieder gegen die angeblich schädliche Klimapolitik der Demokraten gehetzt. 

Der Fokus der Republikaner

Tatsächlich steht mit Donald Trump erneut ein Kandidat zur Wahl, der den Klimawandel regelmäßig herunterspielt oder ihn komplett leugnet - als "hoax", also Schwindel.

In seinem Parteiprogramm taucht das Wort "Klima" kein einziges Mal auf, dafür aber verspricht er: "We will drill, baby, drill." Bohren, was das Zeug hält, das ist Trumps Motto für die US-amerikanische Energiepolitik. Sollten er und die Republikaner die Wahl gewinnen, läge der Fokus auf fossilen Energien wie Öl und Erdgas. Das Ziel: Die USA sollen unabhängig werden von ausländischen Energielieferanten.  

Schon jetzt ist klar, dass auch die Zeit der internationalen Zusammenarbeit beim Erreichen von Klimazielen unter Trump erneut vorbei wäre. Bestes Beispiel: der geplante Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Das sei ein lächerliches, einseitiges Abkommen, sagte Trump bei NBC und betonte, andere Länder würden die USA nur ausnutzen, indem sie weniger strenge Umweltauflagen hätten. 

Wie sich die Demokraten unterscheiden

Seine demokratische Kontrahentin Kamala Harris sieht das anders: Sie unterstützte Präsident Bidens Entscheidung, dem Abkommen nach Trumps Amtszeit wieder beizutreten.

Harris will die Klimaschutzmaßnahmen der aktuellen Regierung fortsetzen. Dazu gehören unter anderem die Förderung erneuerbarer Energien wie Wind-, Solar- und Wasserkraft und der Ausbau der Elektromobilität.

Als Vizepräsidentin hat sie den Inflation Reduction Act mit auf den Weg gebracht - ein riesiges Investitionsprogramm, das gleichzeitig die Wirtschaft fördern und den Klimawandel bekämpfen soll.

Ein Widerspruch bleibt

Doch zur Wahrheit gehört, dass auch unter Biden und Harris Rekordmengen an Öl gefördert wurden. Als Präsidentschaftskandidatin hält die 60-Jährige - wohl aus wahltaktischen Gründen - außerdem an Fracking fest, einer umstrittenen Methode, um Erdöl und Erdgas zu fördern. 

Dennoch: Der Unterschied zwischen Harris und Trump sei in Klimafragen so fundamental - das Wahlergebnis könne die nächsten Jahrzehnte bestimmen, sagt Bob Deans.

Es gehe um die Frage, "was für eine Welt wir unseren Kindern hinterlassen. Nichts wird unsere Zukunft mehr beeinflussen als das, was wir gegen diese existenzielle Krise tun - oder nicht tun. Was die Kandidaten betrifft, könnte der Kontrast nicht größer sein: Das ist wie Tag und Nacht."