US-Wahl 2024
US-Präsidentschaftswahlkampf Trump ist zurück im Angriffsmodus
Von selbst auferlegter Zurückhaltung keine Spur: Eine Woche nach dem Attentat zeigt sich US-Präsidentschaftskandidat Trump wieder kämpferisch, polemisch und voller Spott über Amtsinhaber Biden. Die Demokraten reagierten gelassen.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat seine erste Wahlkampfkundgebung nach dem Attentat genutzt, um gegen seinen strauchelnden Kontrahenten Joe Biden auszuteilen.
Vor Anhängern in Grand Rapids im Bundesstaat Michigan ignorierte Trump die nach dem Anschlag selbst auferlegte Zurückhaltung. Er stieß Beleidigungen und Beschimpfungen aus, nannte den demokratischen US-Präsidenten "dumm" und "schwächlich" und bezeichnete Vizepräsidentin Harris als "verrückt" und "durchgeknallt".
Die einflussreiche Demokratin Nancy Pelosi verglich er mit einem Hund und einer Bettwanze. Die von ihm in seiner Nominierungsrede beschworene nationale Einheit erwähnte er nicht.
Obwohl er zuvor noch die nationale Einheit beschworen hatte, attackierte Trump die Demokraten scharf.
Spott und Hass für die Demokraten
Trump spottete über den im August anstehenden Nominierungsparteitag der Demokraten. "Sie haben ein paar Probleme. Erstens: Sie haben keine Ahnung, wer ihr Kandidat ist." Biden habe die Vorwahlen gewonnen, "und jetzt wollen sie es ihm wegnehmen", sagte Trump mit Blick die parteiinternen Diskussionen der Demokraten über seinem Kontrahenten. Der 81-jährige Amtsinhaber steht wegen seines Alters und Zweifeln an seiner geistigen Fitness massiv unter Druck.
Die Mitglieder der demokratischen Partei seien in Wirklichkeit die Feinde der Demokratie, sagte Trump weiter. Er hingegen, so Trump, habe sich für die Demokratie eine Kugel eingefangen. Den Republikanern sagte der Ex-Präsident einen "monumentalen Erdrutschsieg" bei der Wahl im November voraus.
"Ich habe die richtige Wahl getroffen"
Er war die erste gemeinsame Wahlkampfkundgebung mit seinem neuen Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance. Bei einem Nominierungsparteitag der Republikaner in Milwaukee hatten die Delegierten Trump und Vance vor wenigen Tagen offiziell als Kandidaten-Duo für die Präsidentenwahl im November gekürt. "Ich habe die richtige Wahl getroffen", sagte Trump über seinen neuen Kompagnon. "Er ist so gut."
In seiner Rede legte Trump seine kompromisslose Ansichten zur Einwanderung dar, verbreitete Unwahrheiten über die Kriminalität von Migranten und wiederholte die vielfach widerlegte Behauptung, die Demokraten hätten die von ihm gegen Biden verlorene Präsidentschaftswahl 2020 "manipuliert". Er brachte auch seine Bewunderung für ausländische Autokraten zum Ausdruck, darunter den "brillanten" chinesischen Präsidenten Xi Jinping, den er dafür lobte, dass er "1,4 Milliarden Menschen mit eiserner Faust" kontrolliere.
Druck auf Biden wächst
Bidens Wahlkampfteam tat Trumps Rede mit den Worten ab, dieser "gehe mit denselben Lügen hausieren" und führe "die gleiche Kampagne der Rache und Vergeltung".
Der innerparteiliche Druck auf Biden wird derweil immer stärker. Weitere Demokraten aus dem US-Kongress wagen sich vor, um ihren Parteikollegen öffentlich zum Ausstieg aus dem Präsidentschaftsrennen aufzufordern. Zuletzt machten ein Dutzend Demokraten innerhalb von 24 Stunden eine Rückzugsforderung an Biden publik.
Auch der Ton wird dabei rauer: So schilderte ein Abgeordneter, Biden habe ihn jüngst bei einer Begegnung nicht mehr erkannt. Die allererste Reihe der Partei hält sich zwar öffentlich zurück, versucht aber Medienberichten zufolge hinter den Kulissen, Biden zum Rückzug zu bewegen, darunter die beiden Top-Demokraten aus dem Kongress, Chuck Schumer und Hakeem Jeffries, wie auch die frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses und weiterhin einflussreiche Demokratin Pelosi. Bidens früherer Chef, Ex-Präsident Barack Obama, soll ebenfalls Bedenken geäußert haben.
Mit Informationen von Martin Ganslmeier, ARD-Studio New York