US-Wahl 2024
Trump, Biden und TikTok Wie soziale Medien den US-Wahlkampf beeinflussen
Seit einem Monat hat auch Ex-US-Präsident Trump einen eigenen TikTok-Account - und ist damit auf Anhieb erfolgreicher als US-Präsident Biden. Welche Rolle spielen die Videos im US-Wahlkampf?
Ein 13-sekündiges Video und weniger als 24 Stunden - mehr hat es nicht gebraucht, schon war der TikTok-Account von Ex-Präsident Donald Trump erfolgreicher als der von Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris.
Zumindest gemessen an der Follower-Zahl: Mehr als sieben Millionen Menschen folgen seinem Profil inzwischen, bei Biden und Harris sind es nur etwa 400.000 - und das, obwohl ihr Wahlkampfteam der Videoplattform schon im Februar beigetreten ist.
"Viele Follower nicht gleichbedeutend mit Macht"
Biden und Harris sollten deshalb allerdings nicht in Panik verfallen, sagt Andrew Selepak, Professor an der University of Florida. Denn Social-Media-Follower seien nicht gleichbedeutend mit politischer Macht. Wenn dem so wäre, so Selepak, wäre Fußballspieler Cristiano Ronaldo mit 633 Millionen Followern bei Instagram jetzt Präsident der Welt und Taylor Swift mit 283 Millionen Vizepräsidentin.
Dass Trump bei TikTok erfolgreicher ist als Biden, hieße also nicht, dass er auch die Wahl im November gewinnen werde, meint Selepak, der mit seinen Studierenden viel über die Zusammenhänge zwischen Medien und Politik spricht: Viele Follower zu haben, mache einen nicht automatisch beliebt.
Und trotzdem: Rund 170 Millionen Menschen in den USA haben TikTok installiert; etwa jede vierte Person gibt laut dem Pew Research Center an, die App regelmäßig als Nachrichtenquelle zu nutzen.
Trump wollte TikTok verbieten lassen
Welchen politischen Einfluss TikTok - und vor allem dessen Eigentümer, das chinesische Unternehmen ByteDance - auf die Amerikanerinnen und Amerikaner haben könnte, wird seit Jahren diskutiert.
Spätestens seit dieser Aussage: "Wir schauen uns TikTok an, vielleicht verbieten wir TikTok." Während seiner Zeit als Präsident hatte auch Trump versucht, TikTok zu verbieten. Gescheitert ist er am Ende am Widerstand der Gerichte.
Sein Nachfolger Biden hat wiederum dieses Jahr ein Gesetz unterschrieben, das ByteDance bis Januar eine Frist setzt: Wurde das amerikanische TikTok-Geschäft bis dahin nicht an ein nicht-chinesisches Unternehmen verkauft, droht ebenfalls ein Verbot.
"Das ist der beste Weg"
Und Trump? Der hat seine Meinung geändert: Von einem TikTok-Verbot würde vor allem Facebook profitieren, sagte er bei CNBC. Dabei habe gerade diese Plattform den USA aus seiner Sicht sehr geschadet - vor allem, wenn es um die Wahlen geht.
Doch das traf eher auf seine eigenen Beiträge zu: Trumps Facebook-Konto war nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington im Januar 2021 gesperrt worden. Die Befürchtung damals: Weitere Posts des Wahlverlierers könnten die Menschen zu noch mehr Gewalt anstacheln.
Doch weder auf Facebook und Instagram, noch X, ehemals Twitter, aktiv zu sein, das könne Trump sich als Präsidentschaftskandidat nicht leisten, sagt Selepak: "Das ist der beste Weg, um eine möglichst große Zahl von Menschen zu erreichen. New York Times, Washington Post, Fox News, CNN, MSNBC zusammen erreichen keine 100 Millionen Menschen."
Junge nutzen immer weniger traditionelle Medien
Gerade junge Menschen in den USA nutzen die traditionellen Nachrichtenkanäle immer weniger. Nur knapp 4,5 Millionen der etwa 70 Millionen 18- bis 34-Jährigen haben beispielsweise die Debatte zwischen Biden und Trump live im Fernsehen verfolgt.
Diese Zahlen des US-Markforschungsunternehmens Nielsen zeigen: Viele haben von dem TV-Duell vermutlich nur die Ausschnitte mitbekommen, die in den sozialen Medien viral gegangen sind.
Trump und sein Team scheinen hier bisher den besseren Weg gefunden zu haben, um die jungen Nutzerinnen und Nutzer anzusprechen, meint Selepak: "Sie müssen es mit der Stimme der Person machen, deren Account das ist. Auch wenn niemand glaubt, dass Donald Trump seine TikTok-Videos selbst bearbeitet, wirken sie eher so als die, die wir von Joe Biden sehen."
Und noch eine Sache gibt es, mit der Trump bei TikTok-Nutzerinnen und Nutzern sicher besser wegkommt. In seinem aktuellsten Video verspricht er: Sollte er wieder Präsident werden, werde er TikTok retten.