US-Wahl 2024
US-Wahlkampf Wie stehen junge Amerikaner zu ihren Kandidaten?
Auch unter jungen Demokraten verliert US-Präsident Biden an Rückhalt. Nicht nur das Alter ist für sie ein Problem - auch seine Inhalte. Junge Republikaner dagegen scheinen fest hinter ihrem Kandidaten zu stehen.
Sie haben Joe Biden 2020 mit überwältigender Mehrheit ins Amt gewählt. Doch jetzt, vier Jahre später, hadern viele junge Demokraten in den USA mit ihrem Präsidenten.
Zu alt, zu weit weg von den Menschen, angezählt - Biden ist keiner, so fürchten viele, der seinen Herausforderer Donald Trump im November besiegen kann.
"Überlegen, ob wir jemand anderen aufstellen"
Christina Cover hat vergangene Nacht kaum ein Auge zugemacht. Große Hoffnungen hatte sie auf das erste Duell zwischen Biden und Trump gesetzt. Doch die 90 Minuten waren kaum zu ertragen. "Ich konnte gar nicht genug Wein trinken", sagt die 27-Jährige aus der Bronx.
Sie arbeitet seit zwei Jahren im Team der Kongressabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez mit. Auch für sie hat die Lehrerin in den letzten Wochen im New Yorker Vorwahlkampf Klinken geputzt, Wähler angerufen, jede freie Minute nach dem Unterricht in die Politik investiert.
Sie hat nun erstmal ihren X-Kanal abgestellt. "Ich bin total enttäuscht, brauche eine Pause", sagt die junge Frau, deren Begeisterung sonst ansteckend ist.
"Wir sollten uns wirklich überlegen, ob wir unsere Strategie ändern und jemand anderen aufstellen, jemanden, der beliebt ist und für die Demokraten antreten kann."
Christina Cover spricht bei einer Veranstaltung für die US-Demokraten in New York.
Inhaltliche Differenzen
Lange haben die jungen Linken Biden den Rücken gestärkt, obwohl sie oft das Gefühl hatten: Der Präsident interessiert sich zu wenig für unsere Themen - Wohnungsnot etwa, hohe Lebenshaltungskosten oder Waffengewalt.
Auch seine Unterstützung für Israel kreiden sie ihm an. "Dieser Konflikt betrifft uns ganz persönlich", so Cover. "Das Geld, das er für Waffen in Israel ausgibt, fehlt uns in unseren Schulen, im Gesundheitssystem, bei Sozialwohnungen."
Noch führt Biden bei jungen Wählern
Die Millenials und die Generation Z - sie könnten entscheiden, wer im November ins Weiße Haus einzieht. Diese Altersgruppe wächst und wächst, wird schon bald in der Mehrheit sein.
Noch liegt Präsident Biden in allen Umfragen bei den unter 45-Jährigen vorn. Die Jungen wählen traditionell links. Aber die große Frage in diesem Wahlkampf ist: Gehen sie überhaupt wählen? Und gehen sie für Biden Klinken putzen, wenn die Begeisterung eigentlich fehlt?
Junge Republikaner stehen hinter Trump
Samstagnachmittag in Manhattan. Der Club der jungen Republikaner hat auf einem schicken Dachgarten zu Drinks und Snacks eingeladen. Amerika-Flaggen wehen im Wind, und einige tragen Trump-Shirts oder -Kappen, ihr Kandidat ist hier unumstritten.
Bei vielen jungen US-Republikanern ist Donald Trump als Kandidat unumstritten.
Dessen Lügen, Gerichtsverfahren, Drohungen, er werde wie ein Diktator regieren, verzeihen sie ihm. "Er ist ein echter New Yorker. Wir brauchen Leute wie ihn, schonungslos, geradeheraus, schwarz und weiß, keine Grautöne", sagt Sidelle Sydney.
Die junge schwarze Frau hat kein Problem damit, dass er in New York als Straftäter verurteilt worden ist. "Nein, das stört mich nicht. Viele Leute können sich doch damit identifizieren, was er durchmachen muss, so geht's doch auch vielen Schwarzen."
Gute Beziehungen zu Europas Rechtsextremen
Die Schwäche von Biden, der Frust bei den jungen Linken - die jungen Republikaner sehen das als Chance. Nach den Erfolgen der rechtsextremen Parteien bei der Europawahl sehen sie sich auch international auf einer Erfolgswelle, tauschen sich mit Rechten in Frankreich, Italien und auch in Deutschland aus.
Alex Jaros ist gerade aus Deutschland zurückgekommen. Er hat sich auch mit jungen AfD-Leuten getroffen, über Strategien diskutiert. "Die AfD ist eher so wie die Amerika-Zuerst-Trump-Partei. Auch deshalb haben wir gute Drähte zu ihnen", meint Jaros.
Jung und extrem rechts - das verbindet. Nathan E. Berger, der stellvertretende Vorsitzende des Clubs sagt: "Wenn man sich die Kontroverse um das Ausländer-Raus-Lied anguckt, das Deutschland ja offenbar im Sturm erobert hat: Jeder auf dieser Veranstaltung kennt den Song, könnte ihn dir vorsingen, auch wenn sie kein Deutsch sprechen. Weil es einen Nerv trifft."
Ihr Traum: Zuerst Europa - dann Amerika.