Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine Erbitterte Kämpfe um Bachmut
Die Ukraine leistet im umkämpften Bachmut eigenen Angaben zufolge weiter Widerstand gegen die russischen Angriffe. Die Lage sei "schwierig, aber unter Kontrolle". Laut Experten herrscht in Russlands Armee akuter Materialmangel.
In dem seit Monaten andauernden Kampf um die Stadt Bachmut hält die ukrainische Armee nach eigenen Angaben weiterhin den Angriffen der russischen Streitkräfte stand. Der ukrainische Generalstab erklärte, gestern seien "mehr als 130 feindliche Angriffe" abgewehrt worden, insbesondere in Bachmut, Kupjansk, Lyman und Awdijiwka.
Armeesprecher Sergej Tscherewaty versicherte, die Lage in der ostukrainischen Industriestadt Bachmut sei "schwierig, aber unter Kontrolle".
Nach den Worten des ukrainischen Verteidigungsministers Oleksij Resnikow gelingt es der ukrainischen Armee, den russischen Kämpfern in Bachmut schwere Verluste zuzufügen. "Die Verluste der Russen belaufen sich jeden Tag auf bis zu 500 Gefallene und Verletzte", sagte Resnikow der "Bild am Sonntag". Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
"Symbolischer Ort" für Moskau
Bachmut ist seit vergangenem Sommer umkämpft. "Der Feind setzt seine Versuche fort, Bachmut zu umzingeln", erklärte der ukrainische Generalstab und verwies auf die abgewehrten Angriffe dort und in anderen ostukrainischen Städten.
Resnikow hob hervor, dass eine Einnahme Bachmuts durch Russland kaum strategische Auswirkungen hätte. "Wenn sie Bachmut einnehmen, wird das nichts für den Donbass bedeuten", sagte er. Die Stadt sei vielmehr ein "symbolischer Ort" für Moskau.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
Angesichts des Einsatzes der privaten Söldnergruppe Wagner im Kampf um Bachmut sprach Resnikow von einer "Art Wettbewerb zwischen verschiedenen Kreml-Türmen". Der Verteidigungsminister fügte hinzu, Russland verfolge in Bachmut eine "Taktik des Fleischwolfs", dabei seien "Soldaten nur Kanonenfutter". Am Freitag hatte der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, gesagt, seine Einheiten hätten Bachmut "praktisch umzingelt". Es sei nur noch "eine Straße" zu erobern.
Offenbar Materialmangel in Russlands Armee
Nach Einschätzung des in den USA ansässigen Institute for the Study of War (ISW) wird sich die ukrainische Armee in Bachmut voraussichtlich nicht einkesseln lassen. Das Oberkommando habe "signalisiert, dass es wahrscheinlich eher abzieht als eine Umzingelung zu riskieren", erklärte das ISW.
Britische Militärexperten sprechen von Waffen- und Munitionsengpässen auf russischer Seite, die bizarre Konsequenzen nach sich ziehen sollen. Im täglichen Kurzbericht schrieb das britische Verteidigungsministerium, Moskau setze im Nahkampf auch gewöhnliche Feldspaten ein. Hintergrund sind Äußerungen russischer Reservisten, die angegeben haben sollen, nur mit "Schusswaffen und Schaufeln" zum Angriff auf einen einbetonierten ukrainischen Stützpunkt geschickt worden zu sein.
Das US-Magazin "Forbes" meldete zudem, dass Russland unter anderem mittlerweile alte Truppentransporter vom Typ MT-LB mit rund 80 Jahre alten Geschütztürmen ausrüstet, die ursprünglich für Patrouillenboote gebaut wurden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.