EU plant besseren Tierschutz Tierversuche sollen eingeschränkt werden
In Europa soll es weniger Tierversuche geben. Nach dem Willen des Europaparlaments sollen solche Tests künftig nach Möglichkeit durch Alternativen ersetzt werden. Die Richtlinie enthält jedoch keinen Zwang, auf Tierversuche zum Beispiel mit Affen zu verzichten. Tierschützer reagierten enttäuscht.
Von Christoph Prössl, NDR-Hörfunkkorrespondent Brüssel
Das Europaparlament hat einer neuen Tierversuchsrichtlinie zugestimmt. Tiere werden dadurch besser geschützt, unnötige Versuche sollen eingeschränkt werden. Tierschützer kritisieren: Versuche an Affen seien immer noch möglich, der Bürokratie-Aufwand für alternative Methoden zu hoch.
Die Richtlinie soll dazu führen, dass Wissenschaftler weniger Tiere für Versuche einsetzen. Forschungsstellen müssen beurteilen, ob die Versuche, die sie durchführen, den Tieren großes Leid zuführen oder nicht. Dementsprechend gibt es künftig drei Kategorien für Tierversuche: leicht, mittel, schwer. Je nach Kategorie gelten Vorschriften.
"Es muss begründet sein, dass es ein Tierversuch sein muss, dass es keine andere alternative Möglichkeit für diesen speziellen Fall gibt und das muss dann genehmigt werden", so die Europaabgeordnete Elisabeth Jeggle. Die Bedingungen seien sehr restriktiv, sehr genau definiert, entsprechend der Schweregrade. Sehr schwere Versuche hätten nach der neuen Richtlinie sehr restriktive Bedingungen.
Unternehmen müssen Tierschutzbeauftragten benennen
Eine Genehmigungspflicht gilt für schwere Tierversuche. Tierschützer kritisieren, die Kategorisierung nehmen Unternehmen und Universitäten selber vor. Außerdem schreibt die Richtlinie vor, dass Unternehmen einen Tierschutzbeauftragten benennen müssen. In Deutschland haben die meisten forschenden Firmen bereits einen solchen Mitarbeiter. Und: Rückwirkende Kontrollen sollen möglich sein. Dadurch können Prüfer untersuchen, ob Versuche auch so gelaufen sind, wie es beantragt wurde.
Martin Häusling von den Grünen ist skeptisch: "Es ist eine Verbesserung, das kann man nicht bestreiten, aber wir als Grüne sind der Meinung, es wäre mehr drin gewesen, es gab enormen Druck von Seiten der Forschungslobby den Standard möglichst gering zu halten. Und was uns am meisten stört bei der jetzigen Vorlage ist, dass es den Mitgliedsländern künftig verboten ist höhere Standards zu setzen."
Jährlich werden an Zwölf Millionen Tieren Tests durchgeführt
Der deutsche Tierschutzbund kritisiert, dass die bürokratischen Hürden zur Verwendung alternativer Methoden sehr hoch seien. Tierversuche können beispielsweise durch Computermodelle oder durch Zellversuche ersetzt werden. In der Europäischen Union werden jährlich an zwölf Millionen Tieren Experimente durchgeführt. Versuche für kosmetische Produkte sind bereits verboten.
Die CDU-Politikerin Jeggle verteidigte den von ihr ausgehandelten Kompromiss: Er sei ein Balanceakt zwischen Tierschutz und Interessen der Wirtschaft beziehungsweise des Patienten. Ein totales Verbot hätte dem Tierschutz nicht gedient, da dann Labore in andere Länder gezogen wären. Der grüne Abgeordnete Häusling kritisierte, dass der Text in weiten Teilen schwammig sei. Es hätte mehr erreicht werden können. Der Druck der Pharma-Lobby sei groß gewesen. Dem Regelwerk zufolge sind künftig auch noch Versuche an Menschenaffen möglich und Experimente für die Grundlagenforschung.