Zustand der Pressefreiheit Weltweit schlechter, in Deutschland besser
Auch wenn sich die Lage der Pressefreiheit weltweit verschlechtert hat - Deutschland ist im neuen Ranking von Platz 21 auf Platz zehn gestiegen. Doch die Gewalt gegen Journalisten bleibt auch hier besorgniserregend.
Die Lage der weltweiten Pressefreiheit hat sich nach Angaben von Reporter ohne Grenzen im vergangenen Jahr deutlich verschlechtert. In ihrer Rangliste der Pressefreiheit 2024 ordnet die Journalistenorganisation 36 Länder der schlechtesten Kategorie zu, so viele wie seit zehn Jahren nicht.
Insbesondere verzeichnete Reporter ohne Grenzen mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen. Dabei komme es zu Beschimpfungen und Gewalt gegen Medienschaffende sowie zu Festnahmen. Die Geschäftsführerin der Organisation, Anja Osterhaus, sprach von einer erschreckenden Entwicklung. Besonders mit Blick auf das Superwahljahr 2024 sei dies besorgniserregend. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung werde dieses Jahr an die Urnen gebeten.
Norwegen führt weiter, Eritrea auf letztem Platz
Zum achten Mal in Folge liegt Norwegen auf Platz eins. Gründe für die gute Platzierung seien unter anderem die große Unabhängigkeit der Medien von der Politik, der gesetzliche Schutz der Informationsfreiheit sowie der traditionelle Pluralismus der norwegischen Medienlandschaft. Ähnlich gut seien die Voraussetzungen für journalistische Berichterstattung in den Nachbarländern Dänemark (Platz zwei) und Schweden (Platz drei).
Neues Schlusslicht der Rangliste, die zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai veröffentlicht wurde, ist Eritrea auf Platz 180 (Vorjahr: 174). Das Land sei eine Informationswüste, sämtliche Medien stünden unter direkter Kontrolle des Informationsministeriums. Die Diktatur von Präsident Isayas Afewerki unterbinde den freien Fluss von Nachrichten mit großer Härte.
Den vorletzten Platz belegt Syrien (Vorjahr 175), wo sich die ohnehin katastrophale Lage weiter verschlechtert habe. Um 26 Plätze auf Rang 178 fiel Afghanistan. Unter den regierenden Taliban seien dort im vergangenen Jahr drei Journalisten getötet worden, mindestens 25 Medienschaffende hätten zwischenzeitlich im Gefängnis gesessen.
Deutschland nur geringfügig verbessert
Deutschland kletterte im neuen Ranking um elf Positionen auf Platz zehn. Grund sei unter anderem die geringere Zahl physischer Übergriffe auf Medienschaffende im vergangenen Jahr. Die Verbesserung sei allerdings auch darauf zurückzuführen, dass andere Länder sich verschlechtert hätten. Betrachte man die Gesamtpunktzahl im Ranking, habe sich Deutschland nur geringfügig verbessert.
Für 2023 verzeichnete Reporter ohne Grenzen insgesamt 41 verifizierte Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten, darunter 18 Attacken bei Kundgebungen von Verschwörungstheoretikern oder extremen Rechten. Diese Gewalt sei weiterhin besorgniserregend, zumal von einer hohen Dunkelziffer auszugehen sei.
Im Vorjahr lag die Gesamtzahl den Angaben zufolge noch bei 103, im Jahr 2021 bei 80. Insgesamt hätten pressefeindliche Tendenzen in Deutschland zugenommen, erklärte die Organisation. Besonders im Internet würden Journalisten immer wieder diffamiert. Seit Beginn des Krieges zwischen der Hamas und Israel seien zudem vermehrt Übergriffe auf Medienschaffende auf Pro-Palästina-Demonstrationen zu beobachten.