Vorwurf Steuervermeidung Wie Politiker, Promis und Banken reagieren
Die Enthüllungen der "Paradise Papers" haben weltweit Diskussionen über Steuervermeidung ausgelöst. Nun haben Politiker, Prominente und Unternehmen, deren Namen in den Unterlagen auftauchen, auf die Vorwürfe reagiert.
Rückendeckung von ganz oben gab es für den kanadischen Politik-Spendensammler Stephen Bronfman. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sagte, er sei zufrieden mit dessen Erklärung zu den Vorwürfen aus den "Paradise Papers". Der enge Vertraute Trudeaus und Unterstützer der Liberalen Partei Kanadas soll eng mit einem millionenschweren Trust auf den Cayman Islands verbunden gewesen sein. Am Montag hatte Bronfman in einer schriftlichen Stellungnahme jede Verbindung zu einem solchen Offshore-Trust bestritten. Trudeau sagte während seines Staatsbesuchs in Vietnam zu Reportern in Hanoi: "Wir haben Zusicherungen erhalten, dass alle Regeln eingehalten wurden."
Hamiltons Berater weisen Vorwürfe zurück
Auch der viermalige Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton reagierte auf die Steuervorwürfe. Ein Vertreter des Sportlers erklärte am Dienstag, dass Hamilton sich in Steuerfragen auf ein Team professioneller Berater verlasse. "Diese Berater haben versichert, dass alles legal und die Sache nun in den Händen seiner Anwälte ist." Hamilton soll durch Steuertricks rund vier Millionen Euro bei der Einfuhr seines Flugzeugs in die Europäische Union gespart haben.
Niederlande kündigen Überprüfungen von Steuerdeals an
Die Niederlande kündigten eine umfassende Prüfung von umstrittenen Steuerdeals an. Das Finanzministerium in Den Haag teilte mit, es wolle etwa 4000 Vereinbarungen zwischen Finanzämtern und multinationalen Unternehmen untersuchen. Im Zuge der "Paradise Papers" hatte auch der NDR darüber berichtet, wie Großkonzerne wie Nike in den Niederlanden Steuerschlupflöcher nutzen.
Deutsche Banken sehen sich im Recht
Nach den Enthüllungen der "Paradise Papers" über Zahlungsabwicklungen deutscher Banken für illegale Online-Casinos, sieht das niedersächsische Innenministerium die Strafverfolgungsbehörden nun in der Pflicht. Die Behörde in Niedersachsen ist zwar bundesweit für die Aufsicht über derartige Zahlungsströme zuständig. Einem strafrechtlichen Verdacht möglicher Geldwäsche müssten allerdings Strafverfolgungsbehörden nachgehen, so ein Sprecher des Ministeriums.
Auch die Banken selbst reagierten auf die Vorwürfe. Die DZ-Bank betonte auf Anfrage, sie habe zu keinem Zeitpunkt eine Geschäftsbeziehung zu Online-Casinos geführt. Das Geldhaus habe stattdessen "eine Geschäftsbeziehung zu einem zwischengeschalteten Zahlungsverkehrsdienstleister". Dies sei im E-Commerce üblich, teilte das genossenschaftliche Institut in Frankfurt mit. Dass einige Banken nicht direkt, sondern über Dienstleister Zahlungen abwickeln, hatte der NDR bereits berichtet.
Die DZ Bank betonte, nicht direkt Zahlungen für Online-Casinos abzuwickeln.
Auch die Postbank wies entsprechende Medienberichte zurück. Die Bank teilte mit, sie erlaube und dulde nicht, dass über Konten des Instituts Transaktionen im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel abgewickelt würden. Sie verwies darauf, dass sie für Geschäftskunden Sicherungsmaßnahmen etabliert habe und jährlich überprüfe, ob deren Angaben wahrheitsgetreu sind.
Sänger Bono zeigt sich erschüttert
Zuvor hatten der U2-Sänger Bono und der US-Handelsminister Wilbur Ross auf Enthüllungen im Zusammenhang mit den "Paradise Papers" reagiert. Ross wies die Kritik an seinem finanziellen Engagement mit Bezug zu Russland vehement zurück. Sänger Bono zeigte sich auf Anfrage von BBC und "The Guardian" erschüttert. "Ich wäre höchst beunruhigt, wenn in meinem Namen etwas gemacht wurde, was nicht vorbildlich gewesen wäre." Bono sagte weiter, er habe sich immer öffentlich dafür stark gemacht, dass Briefkastenfirmen transparenter werden. Über die "Paradise Papers" sagte er, er "begrüße diese Berichterstattung".