Osterbotschaft Papst ruft Europäer zu Solidarität auf
Papst Franziskus hat in einem fast leeren Petersdom den Segen "Urbi et orbi" erteilt. Angesichts der Krise forderte er die Lockerung internationaler Sanktionen, den Erlass von Schulden für arme Länder und mahnte zu Solidarität.
Papst Franziskus hat angesichts der Corona-Pandemie ein weltweites Ende des Egoismus gefordert und die Europäische Union zu mehr innerer Solidarität ermahnt. "Gleichgültigkeit, Egoismus, Spaltung und Vergessen sind wahrlich nicht die Worte, die wir in dieser Zeit hören wollen", mahnte das Kirchenoberhaupt in seiner Osterbotschaft in einem fast leeren Petersdom.
Die EU stehe vor einer "epochalen Herausforderung", von der nicht nur ihre Zukunft, sondern die der ganzen Welt abhänge. "Lasst uns nicht die Gelegenheit versäumen, einen weiteren Beweis der Solidarität zu erbringen, auch wenn wir dazu neue Wege einschlagen müssen."
In der EU hatte es harte Debatten über Finanzhilfen gegeben, um die Folgen der Krise zu bewältigen. Die Regierungen erzielten vergangene Woche eine Einigung. Doch Rom und Berlin sind etwa über gemeinsame EU-Anleihen weiter uneins.
Schuldenerlass und Lockerung von Sanktionen
Der Papst forderte zudem eine Lockerung von internationalen Sanktionen für Länder, die sonst ihren Bürgern nicht helfen könnten. Den ärmsten Staaten sollten Schulden teilweise oder ganz erlassen werden. "Diese Zeit erlaubt kein Vergessen", sagte der 83-Jährige.
Franziskus erinnerte außerdem an die Nöte von Menschen in Asien und Afrika sowie der "vielen Migranten und Flüchtlinge, unter denen sich zahlreiche Kinder befinden und die unter unerträglichen Bedingungen leben, insbesondere in Libyen und an der griechisch-türkischen Grenze". Er sprach dabei auch die Lage der Migranten auf der griechischen Insel Lesbos an.
Dank an Helfer
Vor dem Segen dankte Franziskus allen Helfern in der Pandemie-Zeit. Er sei in Gedanken bei den vielen Opfern und ihren Familien. In den vergangenen Wochen habe sich das Leben von Millionen von Menschen schlagartig verändert. Umso wichtiger sei es, die Auferstehung von Jesus Christus als Zeichen der Hoffnung zu verstehen.
Der Papst feiert die Ostermesse üblicherweise mit Zehntausenden Gläubigen aus aller Welt auf einem mit Blumen geschmückten Petersplatz. Pilger waren wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr jedoch nicht zugelassen. Die Festlichkeiten wurden in die Basilika verlegt. Der wichtigste katholische Segen "Urbi et Orbi", verbunden mit dem Sündenerlass, wurde im Internet, Fernsehen und Radio übertragen. In einer außergewöhnlichen Geste hatte der Papst diesen Segen schon einmal am 27. März erteilt, um den Betroffenen der Pandemie Trost und Hoffnung zu spenden.
Krise als "Glücksfall der Geschichte"
In Deutschland sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, die Corona-Pandemie könne sogar zum "Glücksfall der Geschichte" werden. "Hoffentlich lehrt uns diese Krise, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind, erläuterte der Bischof im Limburger Dom nach dem verbreiteten Predigttext. Die Krise, so schlimm sie sei, habe viel Gutes hervorgebracht. "So viel Freundlichkeit und Humor habe ich selten erlebt."
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, verteidigte das Verbot von Gottesdiensten mit Gläubigen. Ein Ostergruß per Handschlag oder eine herzliche Umarmung seinen "zum Feind des Lebens geworden", sagte Bedford-Strohm in einer in München aufgezeichneten und im Berliner Dom eingespielten Osterpredigt.