Corona-Epidemie in Rom Einsames Osterfest für den Papst
Normalerweise wird in Rom das Osterfest mit vielen Menschen gefeiert: Zehntausende strömen auf den Petersplatz. Normalerweise. Dieses Jahr wird es leer sein in der Stadt - in Zeiten der Corona-Epidemie.
Der Petersplatz ist abgesperrt. Die einzigen Besucher am Trevi-Brunnen sind ein paar Tauben. Und auf der Piazza Navona wächst das Gras zwischen dem Kopfsteinpflaster hervor. Es ist ein Rom, wie man es sonst nie zu Gesicht bekommt. Die Straßen sind menschenleer, die Rollläden der Restaurants heruntergelassen. Und das kurz vor Ostern, genau dann, wenn die Stadt normalerweise voller Touristen ist.
Papst feiert Messe im Petersdom
Salvatore steht vor seinem Lebensmittelladen, eines der wenigen Geschäfte, die noch öffnen dürfen. Es wird ein anderes Ostern werden, sagt er. Auch wenn es aus seiner Sicht nichts am Kern des Festes ändert, dass zum Beispiel der Kreuzweg - also die Karfreitagsprozession - nicht wie normalerweise mit Zehntausenden Menschen am Kolosseum stattfindet, sondern auf dem Petersplatz. Der Papst wird dabei so gut wie allein sein.
Die Prozession sei nur ein äußerer Faktor, sagt Salvatore. Ein Faktor, den viele Leute bräuchten, um etwas zu verstehen. Viele dieser äußeren Faktoren verändern sich in diesem Jahr: Auch die Ostermesse wird nicht mit vielen Gläubigen auf dem Petersplatz stattfinden, sondern der Papst feiert sie im Petersdom, nicht am großen Papst-Altar, sondern weiter hinten, an einem kleineren.
"Papst ist sehr sozial veranlagt"
Dieses einsame Osterfest ist auch für den Papst nicht leicht, sagt Vatikan-Journalistin Gudrun Sailer: "Weil wir doch wissen, dass Franziskus ein Papst ist, der sehr sozial veranlagt ist, einer, der immer rausgeht, wenn er kann. Einer, der in einem Hotel lebt, damit er mehr mit Menschen in Kontakt kommt."
Aber gleichzeitig sei Ostern noch wichtiger als in anderen Jahren - als Fest der Auferstehung, während wir in einer Bedrohungssituation leben, so Sailer.
Schwere Prüfung überstehen
Für den Papst sei immer schon zentral gewesen, dass sich die Osterfeierlichkeiten an die Leidenden wenden, sagt der Vatikankenner Marco Politi.
Gott, Christus war unter den Leidenden. Gott ist immer unter den Leidenden. Und ich glaube, das will Franziskus jetzt besonders unterstreichen. Auch seine Einsamkeit, wenn man ihn bei diesen Osterfeierlichkeiten sieht, bedeutet eigentlich: 'Ich bin unter Druck, wie ihr unter Druck seid. Ich leide, wie ihr alle leidet, und ich bin auch überzeugt, man muss diese schwere Prüfung überstehen.'"
Kann dieses schwere Prüfung, also die Corona-Pandemie, kann dieses Osterfest auf Distanz vielleicht sogar den Katholizismus stärken? Das glaubt Journalistin Sailer.
"Der Wunsch und die Sehnsucht nach religiöser Tiefe, nach einem Weitblick, nach einem Horizont, nach einer Orientierung, der ist in Zeiten der Krise höher als nie."
Der Petersplatz in Rom ist zu Ostern immer rappelvoll. Dieses Jahr wird er menschenleer sein.
Viele Gläubige werden online zusehen
Marco Politi sieht das etwas anders. Auch er nimmt wahr, dass die Gottesdienste von Papst Franziskus online häufig abgerufen werden, er glaubt aber: Es werden nicht mehr Gläubige, sie wollen nur online teilhaben an dem Fest, an dem der Papst den Segen Urbi et Orbi spenden wird, der nur Ostern, Weihnachten und nach einer Papstwahl erteilt wird.
Wegen der Pandemie hatte Franziskus wenige Wochen vor Ostern den Segen außerplanmäßig gespendet. Eine große Ausnahme, man sah die Bilder vom Papst, der einsam bei strömenden Regen vor dem Petersdom steht, sie gingen um die Welt. Und diesmal?
"Ich kann nicht prophezeien, was der Papst sagen wird, aber der Sinn ist ganz bestimmt: Wir werden es schaffen. Wenn wir zusammenarbeiten."