Papst in Marseille Franziskus fordert Solidarität mit Migranten
Papst Franziskus ist bei seinem Besuch in Marseille wie ein Popstar gefeiert worden. In der Hafenstadt gedachte er der vielen im Mittelmeer ertrunkenen Migranten und forderte Europa auf, Verantwortung zu übernehmen.
Mit Händels "Hallelujah" und Papa-Francesco-Rufen ging die Papst-Messe vor Zehntausenden im legendären Olympique-Marseille-Stadion zu Ende. "Wir haben nur einen Papst, und er war hier im Velodrome. Unglaublich! Viele Emotionen, wunderschön!", lautet das Fazit der Pfadfinderinnen Lilou und Lea.
Auch Kardinal Aveline dankte dem Papst: "Indem wir Sie zum ersten Mal zu einer Messe in Frankreich empfangen haben, fühlen wir uns, wie man hier sagt, für immer als Erste!", erinnerte der Geistliche unter Lachen und Jubeln der Gläubigen an den einzigen Champions-League-Gewinn von Olympique Marseille.
Franziskus gedenkt der im Mittelmeer ertrunkenen Migranten
In ihrem Heimstadion hatten die Fans Franziskus auf seiner Stadionrunde im Papamobil nicht nur mit La-Ola-Wellen empfangen. Sie zogen riesige Stoffbahnen hoch - bemalt mit seinem Konterfei vor der Marseiller Schutzbasilika Notre Dame de la Garde. Dort hatte Franziskus gebetet und der im Mittelmeer ertrunkenen Migranten gedacht.
Damit die Zivilisation nicht Schiffbruch erleide, predigte er: "Auch heute braucht unser Leben, das Leben der Kirche, das Leben Frankreichs und Europas dies: die Gnade eines Rucks, eines neuen Rucks des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung." Man müsse die "Leidenschaft und den Enthusiasmus" wiederfinden, den "Geschmack am Engagement für die Geschwisterlichkeit" wiederentdecken.
Auch für die ausgewogene Aufnahme von Migranten. Europa müsse Verantwortung übernehmen, legale Einreisen ermöglichen, menschlich handeln, Leben retten. "Nein zur Illegalität und ja zur Solidarität!" Das hatte er zuvor Bischöfen, Jugendlichen und auch Präsident Macron zum Abschluss der Mittelmeer-Begegnungen im Palais Pharo gepredigt.
Macron betont Frankreichs Laizismus
Eine halbe Stunde Zeit nahm er sich für Frankreichs Präsidenten, sprach mit ihm über die Ukraine, Bergkarabach, seine Heimat Argentinien, aber auch über das heikle Thema der Sterbehilfe, für die Frankreich ein Gesetz vorbereitet. Macron kam zur Messe. Dabei habe er gerade die muslimischen Abayas an den Schulen verboten und auf die Trennung von Staat und Kirche gepocht, kritisiert die Linke.
Macron verteidigte sich: "Wenn wir in Frankreich einen Staatschef empfangen, und das ist der Papst, der eine Messe im Velodrom abhält, dann denke ich, ist es mein Platz, hinzugehen. Nicht als Katholik, sondern als Präsident der Republik, die im Übrigen laizistisch ist." Er gehe aus Respekt und Höflichkeit, nähme aber nicht an den religiösen Ritualen teil, so der Präsident.
Das Wort des Papstes hat in Frankreich Gewicht
Marseille hat aufregende Tage erlebt. Ohne Freiwillige wie Arnaud wäre das nicht möglich. Er trägt die hellblaue Weste mit dem Motto des Mittelmeertreffens: Mosaik der Hoffnung. "Willkommen in Marseille. 500 Jahre war kein Papst in unserer Stadt. Als praktizierender Katholik konnte ich mir das nicht entgehen lassen." Es sei genau richtig, dass der Papst in die Einwandererstadt komme, um über Migration zu sprechen. "Das muss human und verantwortlich laufen, denn alle können wir auch nicht aufnehmen."
In Zeiten, wo selbst Macrons Regierung ein strengeres Einwanderungsgesetz erarbeitet, haben die klaren Worte des Papstes innenpolitisch Gewicht. Frankreichs Presse titelt bereits: "Der Appell von Marseille". Ein Besucher der Messe: "Wir müssen handeln, helfen. Die politische Botschaft ist angekommen!"
Marseilles Fußballfans hatten auch eine - an den Papst: Sie reckten zum Abschied im Velodrom Hunderte goldener Blätter in den Himmel. Die formten ein Wort: merci.