Mittelmeertreffen Papst will in Marseille über Migration sprechen
Im Marseille treffen sich zurzeit Geistliche und Jugendliche aus der Mittelmeerregion, um über aktuelle Herausforderungen zu diskutieren. Heute bricht auch der Papst dahin auf - um über Migration zu sprechen.
Fürchterliche Dramen spielen sich immer wieder in der Mittelmeerregion ab. Menschen fliehen aus ihrer Heimat und ertrinken bei der gefährlichen Überfahrt nach Europa. Papst Franziskus hat wiederholt auf das Leid der Flüchtlinge hingewiesen.
Dies beginne schon auf den Routen in Afrika, wenn etwa die Menschen in Auffanglagern in Nordafrika gefoltert und versklavt würden. Das Drama der Flüchtlinge, so der Papst, spiele sich ab, bevor sie ablegen. "Das Mittelmeer ist ein Friedhof, aber es ist nicht der größte Friedhof. Der größte Friedhof ist Nordafrika. Es ist schrecklich. Deswegen fahre ich nach Marseille."
Interreligiöse Initiative
In der zweitgrößten Stadt Frankreichs begegnen sich Bischöfe, Vertreter verschiedener Religionen und vor allem viele junge Menschen aus rund 30 Ländern. Sie alle leben im Mittelmeerraum, sie alle einen ähnliche Herausforderungen - wie etwa die Migration.
Die Hafenstadt Marseille steht für Einwanderung, die Mehrheit der rund 870.000 Einwohner hat ausländische Wurzeln. Muslime, Juden, Christen oder auch Buddhisten wohnen auf engstem Raum zusammen. Kardinal Jean-Marc Aveline ist dort Erzbischof. Die Idee war laut Aveline, dass der Papst mit den geistlichen Verantwortlichen zusammenkommen kann.
In Marseille gibt es seit 1990 eine Initiative, die Marseille Espérance heißt, also "Marseille Hoffnung". In dieser Initiative setzen sich die Vertreter aller großen Religionen zusammen. Angesichts Armut, Drogenhandel und brutaler Kriminalität wollen sie den Dialog aufrechterhalten. "Mittelmeer. Mosaik der Hoffnung" ist auch das Motto der mehrtägigen Konferenz, an der der Papst teilnehmen wird.
Auch Umweltprobleme im Fokus
Neben der Migration haben die Menschen des Mittelmeerraums mit vielen anderen Herausforderungen zu kämpfen, so etwa mit Umweltproblemen, sagt Aveline. Das Mittelmeer sei jetzt schon stark betroffen und werde dies auch in Zukunft sein.
Bisher habe man im Mittelmeerraum nicht so heftige Probleme gekannt. "Die Umweltfragen sind aber nicht nur einfach klimatische Fragen. Es geht beispielsweise auch um den Zugang zum Wasser", sagte Aveline.
"Herausforderung Migration gemeinsam angehen"
Gemeinsam sollen die Probleme angegangen werden. Nach Treffen in Bari und Florenz ist es die dritte Konferenz im Rahmen dieser sogenannten Mittelmeer-Begegnungen. Dem Papst ist das Gemeinschaftliche wichtig, gerade beim Thema Migration.
Beim Angelus-Gebet am vergangenen Sonntag betonte er, dass dies keine leichte Herausforderung sei. Das sehe man in diesen Tagen in den Nachrichten. Aber die Herausforderung müsse gemeinsam angegangen werden. "Sie ist wesentlich für die Zukunft aller und sie wird nur gut sein, wenn sie auf der Brüderlichkeit aufbaut, indem man die Würde des Menschen, die konkreten Menschen, besonders die Bedürftigsten an die erste Stelle setzt", so der 86-jährige Argentinier.
Treffen mit Macron
In Marseille wird Franziskus auch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zusammenkommen. Dessen Regierung zeigt zunehmend eine härtere Gangart gegenüber irregulären Migranten, die Grenzkontrollen Frankreichs nach Italien wurden verstärkt.
Umso mehr wird der Papst, so die Erwartung, das Schicksal der geflüchteten Menschen in den Mittelpunkt stellen. So will er am Denkmal für die Opfer und Helden des Meeres in der Hafeneinfahrt der im Meer ertrunkenen Migranten gedenken. Es ist ein klares Signal an Europa.