Flüchtlinge im Mittelmeer Italien beschlagnahmt "Open Arms"
Nach fast drei Wochen auf See und mehreren angespannten Tagen vor der Insel Lampedusa ist das Hilfsschiff "Open Arms" von den italienischen Behörden beschlagnahmt worden. Die Flüchtlinge wurden an Land gebracht.
Es ist das vorübergehende Ende einer fast dreiwöchigen Odyssee: Die italienische Staatsanwaltschaft verfügte die Beschlagnahmung der "Open Arms". Daraufhin gingen die auf dem Rettungsschiff festsitzenden Flüchtlinge auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa an Land.
Bilder im italienischen Fernsehen zeigten am Dienstagabend, wie die ersten Geretteten die "Open Arms" verließen. Zuvor hatte die italienische Justiz angeordnet, dass die zuletzt mehr als 80 Flüchtlinge an Bord des Rettungsschiffs an Land gebracht werden müssten. Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte sich geweigert, die Menschen an Land gehen zu lassen, obwohl sich sechs EU-Staaten zu ihrer Aufnahme bereit erklärt hatten.
Zuständiger Staatsanwalt hatte sich an Bord ein Bild gemacht
Italienischen Medienberichten zufolge traf der zuständige Staatsanwalt Luigi Patronaggio die Entscheidung der Beschlagnahme, nachdem er sich in Begleitung von zwei Ärzten an Bord des Schiffs einen Eindruck von der Lage verschafft hatte.
Die Situation an Bord war nach Darstellung der Besatzung zunehmend außer Kontrolle geraten. "Endlich, der Albtraum hat ein Ende, und die 83 Menschen an Bord bekommen sofortige Hilfe an Land", twitterte die Organisation "Proactiva Open Arms". Die "Open Arms" hatte am 1. August 123 Menschen und später noch einmal 39 Menschen aus Seenot gerettet. Seit Tagen liegt sie vor Lampedusa, durfte aber nicht in den Hafen einlaufen. Mehrmals waren Menschen in schlechtem Gesundheitszustand nach Italien oder Malta gebracht worden.
Verzweifelter Sprung ins Wasser
Mindestens 14 Migranten waren heute ins Wasser gesprungen und hatten versucht, die einige hundert Meter entfernt liegende italienische Insel zu erreichen. Die italienische Küstenwache zog sie aus dem Wasser und brachte sie nach Lampedusa.
An Land seien die Migranten umgehend von Ärzten betreut worden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Es war nicht der erste Versuch dieser Art. Bisher waren Flüchtlinge aber von Helfern zurück aufs Schiff gebracht worden.
Am Nachmittag wurden zudem zwei Menschen mit gesundheitlichen Problemen von Bord gebracht, wie italienische Medien berichteten. Bereits gestern durften acht Menschen zur "dringenden medizinischen Versorgung" wegen Wunden, Infektionen und posttraumatischer Belastungserscheinungen an Land gehen.
Spanisches Kriegsschiff auf dem Weg
Nun ist unklar, ob die Flüchtlingen noch nach Spanien gebracht werden sollen. Darüber hatte es in den vergangenen Tagen ein Hin und Her zwischen der spanischen Regierung und der Hilfsorganisation "Proactive Open Arms" gegeben. Am Ende kündigte die Regierung in Madrid an, ein Kriegsschiff zur "Open Arms" zu entsenden, das die Migranten aufnehmen sollte. Allerdings liegt die "Audaz" noch im Hafen Rota an der spanischen Westküste. Sie soll drei Tage nach Lampedusa brauchen.
Dort sollte sie die Menschen von Bord der "Open Arms" aufnehmen und anschließend nach Palma de Mallorca fahren.
Die Besatzung des Hilfsschiffs hatte sich zuvor geweigert, selbst Kurs auf Spanien zu nehmen, weil sie zu einer tagelangen Fahrt nicht mehr in der Lage sei. Italien hatte angeboten, die Migranten mit einem Schiff der Küstenwache nach Spanien zu bringen, doch auch dies lehnte die "Open Arms" ab.
Die spanische "Audaz" liegt im Hafen von Rota.