Erster Bericht vom Absturz über der Ostukraine MH17 von Objekten "durchlöchert"
Keine Störung, kein Notfall: Flug MH17 ist Mitte Juli über der Ostukraine nach Experten-Ansicht von "Objekten" getroffen worden und auseinandergebrochen. Das geht aus dem ersten Zwischenbericht des niederländischen Sicherheitsrates hervor, der die Ermittlungen koordiniert.
Das Mitte Juli über der Ostukraine abgestürzte malaysische Passagierflugzeug MH17 ist vor dem Auseinanderbrechen in der Luft von zahlreichen Objekten "durchlöchert" worden und "während des Fluges in mehrere Teile zerborsten". Das gab der niederländische Sicherheitsrat in einem ersten Zwischenbericht in Den Haag bekannt. Dies sei "wahrscheinlich auf strukturelle Schäden zurückzuführen, die von einer großen Zahl an Objekten verursacht wurden, die das Flugzeug mit hoher Geschwindigkeit von außen durchdrangen", heißt es in dem Papier der Experten weiter.
In dem Bericht wird jedoch nicht von Raketenbeschuss gesprochen. Die Angaben dürften aber den Verdacht stützen, dass das Flugzeug über Kriegsgebiet in der Ostukraine mit einer Rakete abgeschossen wurde. Ebenfalls keine Aussage gibt es dazu, wer dafür verantwortlich sein dürfte.
Kein Defekt, keine Störung
Der Voice-Rekorder, der Flugdatenschreiber und Daten von der Luftverkehrskontrolle deuten laut dem Experten-Bericht darauf hin, dass mit Flug MH17 alles normal verlief, bis er abrupt endete.
Das Auswerten der Kommunikation im Cockpit ergab keine Hinweise auf einen technischen Defekt oder eine Störung. Es habe auch keine Anzeichen für eine Notfallsituation gegeben. In dem Bericht wird auch menschliches Versagen ausgeschlossen. Weiter hieß es, dass es noch nicht möglich sei, eine detaillierte Studie über die Trümmer durchzuführen.
Bei dem Absturz der Boeing 777 über dem zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten umkämpften Gebiet waren 298 Menschen ums Leben gekommen, 193 davon waren Niederländer.
Separatisten belasten Kiew
Schon unmittelbar nach der Tragödie sprachen die Ukraine und westliche Politiker von einem Abschuss durch eine Boden-Luft-Rakete russischer Bauart. Sie machten die pro-russischen Rebellen dafür verantwortlich. Russland sah von Anfang an die Verantwortung bei Kiew.
Die Separatisten wiederum sehen sich durch den Zwischenbericht bestätigt. "Es ist offensichtlich, dass es eine Provokation der ukrainischen Armee war, um Russland und die Volkswehr zu diskreditieren. Es gibt eine hohe Zahl von Widersprüchen in der ukrainischen Version, und der Report bestätigt dies nur", sagte Separatistenführer Miroslaw Rudenko der Agentur Interfax zufolge. Separatistenführer Alexander Sachartschenko behauptete: "Wir verfügen nicht über die Technik, um ein solches Flugzeug abzuschießen."
Russland: Bericht wenig aussagekräftig
Das russische Luftfahrtamt bezeichnete den Bericht als wenig aussagekräftig. "Leider ist viel Zeit verstrichen - es wird kompliziert sein, alle Ursachen zu ermitteln", sagte Experte Oleg Stortschewoj der Agentur Interfax zufolge. Die Leichen der Passagiere hätten lange ohne Untersuchung an der Absturzstelle gelegen, und die Wrackteile seien in der ukrainischen Kampfzone möglicherweise in Mitleidenschaft gezogen worden. "Der Bericht ist erst der Beginn einer langwierigen Arbeit. Die objektive Untersuchung muss fortgesetzt werden", sagte Stortschewoj in Moskau.
Malaysias Premier fordert Zugang zur Absturzstelle
Malaysias Premierminister Najib Razak forderte erneut einen uneingeschränkten Zugang zur Absturzstelle in der Ostukraine. Es sei ausgesprochen wichtig, "alle sterblichen Überreste zu bergen, die Untersuchung abzuschließen und die Wahrheit zu ermitteln", erklärte Razak. Ein malaysisches Untersuchungsteam sei am Montag in die Ukraine geschickt worden, erklärte Razak weiter. Aufgrund der Kämpfe in der Region waren erste Untersuchungen in dem Trümmerfeld abgebrochen worden.