Außenminister Maas Nicht mehr aufs Weiße Haus verlassen?
Der bisherige Verlauf der Trump-Europareise wirkt massiv nach. Außenminister Maas will das Verhältnis zu den USA neu bestimmen - der "politische Atlantik" sei breiter geworden.
Nach der jüngsten Verbalattacke von US-Präsident Donald Trump auf die Europäische Union fordert Bundesaußenminister Heiko Maas eine Neujustierung der Partnerschaft zu den Vereinigten Staaten. "Wenn der amerikanische Präsident die Europäische Union als 'Gegner' bezeichnet, zeigt das leider einmal mehr, wie breit der politische Atlantik geworden ist, seit Donald Trump im Amt ist", sagte der SPD-Politiker der "Funke Mediengruppe": "Wir können uns auf das Weiße Haus nicht mehr uneingeschränkt verlassen."
Um die Partnerschaft mit den USA zu bewahren, müsse sie neu justiert werden. Das sei nur mit einem selbstbewussten und souveränen Europa möglich. "Europa darf sich nicht spalten lassen, so scharf die Verbalattacken und so absurd die Tweets auch sein mögen."
Maas hatte schon in der "Bild am Sonntag" gewarnt, Vereinbarungen zu Lasten der eigenen Verbündeten schadeten "am Ende auch den USA". Trumps "Koordinatensystem" fehle jene Klarheit, die im Dialog mit Russland notwendig sei. Grundsätzlich sei es aber gut, "wenn Washington und Moskau miteinander reden".
Trump hatte am Wochenende in einem Interview des Senders CBS die EU mit Blick auf den Handelsstreit als "foe" bezeichnet, was sich als "Feind" oder "Gegner" übersetzen lässt. Der US-Präsident trifft sich heute mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin in Helsinki.
Donald Trumps Auftritt unter anderem beim NATO-Gipfel wirkt in der Bundesregierung nach.
Welcher Deal mit Putin?
Auch Außen-Staatssekretär Niels Annen sagte, er blicke mit Besorgnis auf das heutige Gipfeltreffen. Vor allem durch die Unberechenbarkeit Trumps sei es völlig offen, welche Ergebnisse das Gespräch bringen werde, sagte der Sozialdemokrat dem NDR - vor allem nach dem NATO-Gipfeltreffen, "das der amerikanische Präsident mit seinem Verhalten fast gesprengt hat".
Er befürchte einen unerwarteten Verlauf des Treffens, sagte Annen weiter: "Man muss schon sich die Frage stellen: Wer trifft sich dort eigentlich? Der Führer der westlichen Welt oder jemand, der zu Lasten Dritter - also möglicherweise auch zu unseren Lasten - einen Deal mit Herrn Putin machen könnte."
Der Russland-Beauftragte der Bundesregierung, Dirk Wiese, rechnet nach eigenen Angaben mit einer kontroversen Begegnung in Helsinki. Die "grundlegenden Differenzen" würden nicht durch ein Treffen verschwinden, sagte der SPD-Politiker der "Saarbrücker Zeitung". Zugleich verwies er auf die Möglichkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit mit Russland, beispielsweise das von den USA aufgekündigte Iran-Atomabkommen.