Flüchtlinge auf Lesbos Ausschreitungen im Abschiebelager
Rund 4000 Menschen sitzen im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos fest und warten auf ihre Asylentscheidung. Die Anspannung schlug um in Gewalt, als Migrationsminister Mouzalas gestern zu Besuch war. Sicherheitskräfte brauchten Stunden, um die Lage zu beruhigen.
Im Aufnahmelager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist es zu stundenlangen Auseinandersetzungen zwischen Migranten und Polizisten gekommen. Flüchtlinge und Migranten protestierten gegen eine mögliche Ausweisung sowie die ihrer Meinung nach schlechten Lebensbedingungen. Mindestens 17 Menschen seien leicht verletzt worden, berichteten griechische Medien.
Erst am frühen Morgen sei es den Sicherheitskräften gelungen, die Lage zu beruhigen. Die Stimmung ist nach Angaben von Reportern aber weiter aufgeheizt. Die Protestierenden bewarfen unter anderem den griechischen Migrationsminister Ioannis Mouzalas mit Wasserflaschen und anderen Gegenständen. Auch Steine flogen. Als einige versuchten auszubrechen, setzten die Sicherheitskräfte Tränengas und Wasserwerfer ein.
Langes Warten auf den Asylantrag
Rund 4000 Flüchtlinge werden derzeit im Lager Moria festgehalten. Die meisten von ihnen haben Asyl beantragt und warten jetzt auf die Entscheidung. Die Anspannung ist sehr groß, weil die Menschen Angst haben, in die Türkei zurückgeschickt zu werden. Hilfsorganisationen beklagen zudem die schlechte Versorgungslage im Lager.
Grundlage dafür ist der EU-Flüchtlingspakt mit der Türkei. Dieser sieht vor, dass alle ab dem 20. März illegal eingereisten Flüchtlinge und Migranten von Griechenland in die Türkei zurückgeschickt werden, wenn sie in der EU kein Asyl bekommen. Insgesamt sind bislang 374 Menschen von den Inseln der östlichen Ägäis in die Türkei ausgewiesen worden. Erstmals seit Inkrafttreten des Flüchtlingspaktes wurden nun auch zwölf syrische Flüchtlinge von der griechischen Insel Lesbos in die Türkei zurückgeführt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Küstenwache und der Polizei. Bislang betraf die Rückführung nur Flüchtlinge aus anderen Staaten.
Lager von Idomeni soll aufgelöst werden
Im Lager von Idomeni an der geschlossenen griechisch-mazedonischen Grenze verteilten die Behörden erneut Flugblätter in fünf Sprachen an die Migranten. Darin hieß es, die Grenze nach Mazedonien werde nicht wieder öffnen. Das provisorische Lager von Idomeni solle aufgelöst werden, deswegen müssten alle Menschen in nahegelegene Lager gehen.
Wie das Staatsradio berichtete, brachten die Behörden Delegationen von Migranten aus Idomeni in die organisierten Lager, damit sie sie sehen und ihre Landsleute informieren, dass es sich dort besser leben lasse, hieß es.
In Idomeni befinden sich nach Angaben des Stabes für die Flüchtlingskrise immer noch mehr als 10.000 Menschen. In ganz Griechenland stecken knapp 54.000 Schutzsuchende nach der Schließung der Balkanroute fest.
Mit Informationen von Wolfgang Landmesser, ARD-Studio Athen