Kulturhauptstadt 2020 Galway - das Barcelona Irlands
Das Meer, viele Studenten, dazu traditionelle Pubs - aus dem einstigen irischen Fischerdorf Galway ist eine pulsierende Stadt geworden. Doch ein Besuch ist gefährlich - denn Galway kann süchtig machen.
Das Wetter in Galway ist oft regnerisch, oft windig - aber die Galwegians selbst sprechen gern von einem Barcelona mit Regen. Denn auch ihre Stadt am Meer ist so bunt, so vielfältig, so reich an Musik und Kunst.
Die Flut drückt alle sechs Stunden riesige Wassermengen in die Mündung des River Corrib. Um bis zu fünf Meter steigt der Flusspegel dann an, manchmal auch noch etwas mehr. Zwei, drei Mal im Jahr steht jener Teil der Innenstadt, der direkt am River Corrib liegt, dann unter Wasser.
Gute Verbindungen zum Festland
Direkt an der Flussmündung des River Corrib steht das Galway City Museum. Ganz oben im dritten Stock gibt ein Panoramafenster den Blick frei auf den Fluss und über die Bucht hinaus.
Hier, an diesem Fenster, erklärt die Museumshistorikerin Jackie Ui Chionna am Liebsten, warum sich überhaupt Menschen in der Gegend ansiedelten. In Galway gehe es immer ums Wasser, sagt sie. Der Hafen in der Bucht sei sehr sicher.
Wir haben Fisch exportiert und Honigwein, vor allem nach Spanien und Portugal. Aber wir hatten schon damals auch eine Art Schüleraustausch: Die Söhne der Kaufleute kamen hierher und unsere gingen dorthin, um die Sprachen zu lernen und die Kontakte zu vertiefen. Damit wir gute Beziehungen zu den Freunden auf dem Kontinent haben.
Studenten lassen Stadt wachsen
Heute ist Galway die am schnellsten wachsende Stadt Irlands: Aus den 40.000 Einwohnern vor 30 Jahren sind inzwischen mehr als 80.000 geworden, Tendenz weiter steigend. Für den Boom sorgen vor allem die Studenten. Ein Viertel der Einwohner ist an einer der beiden Universitäten eingeschrieben, für Kunst oder für Medizin, für Ingenieurwissenschaften oder Biotechnik.
Auch Eilish kam vor zehn Jahren zum Studieren hierher, jetzt ist die 28-Jährige Stadtführerin in Galway.
Ich mache jetzt seit zwei Jahren meine Stadtführungen, und ich sage den Leuten gleich zu Beginn immer: Passt gut auf, denn Viele sind nur für ein Wochenende gekommen und dann nie wieder gegangen. Hier leben Menschen aus aller Welt, die irgendwann kamen, blieben und nie wieder weg wollten. Das führt zu einer Vielfalt und einer speziellen Atmosphäre: dass hier so viele leben, die gar nicht von hier sind.
Die Studierenden gehören zum Innenstadtbild wie die alten Mauern der Normannen. Der Campus liegt gleich nebenan. Zahlreiche Unternehmen haben sich im direkten Umfeld niedergelassen, mit den Unis vor der Haustür haben sie einen ständigen Zustrom an Ideen und Innovationen.
Boom hat auch Schattenseite
Allerdings hat das auch seine Kehrseite, denn es ist nicht billig, in Galway zu leben. Eine einfache Wohnung mit drei oder vier Zimmern kostet in der Innenstadt schon mal 2000 Euro. Eilish spricht von einer Wohnungsmarktkrise. "Die Wohnungen, die wir brauchen, sind einfach nicht da. Und darunter leiden vor allem junge Familien. Die können da einfach nicht mehr mithalten, wenn sich Studenten oder junge Berufseinsteiger zu viert gemeinsam ein Haus suchen."
Rund 40 Millionen Euro ist der Etat für das Kulturhauptstadtjahr in Galway groß, insgesamt fast 2000 Veranstaltungen sind geplant: Theater am Strand, Lichtinstallationen auf den Hügeln vor der Stadt, Feuerwerke, Lesungen, und natürlich: Musik.
Musik ist die Seele von Galway. Die Stadt gilt als der Hotspot für Straßenmusiker. Selbst an einem kalten Wintertag stehen sie in der High Street, der kleinen Einkaufsgasse mit knallbunten Häuschen, und auch in der Nacht findet man in jedem zweiten Pub Live-Musik - mindestens.