Bush-Berater über Trump "Überreagieren Sie nicht - gerade bei Tweets"
Stephen Hadley war Berater von US-Präsident Bush. Eigentlich wollte tagesschau.de ihn nur zur aktuellen US-Außenpolitik befragen. Doch dann kam die Nachricht, dass Trump heute eine Entscheidung zum Klimaschutz trifft. Hadley sieht dem gelassen entgegen - und nennt dafür klare Gründe.
tagesschau.de: Medienberichten zufolge will die Trump-Regierung sich aus dem Pariser Klimaabkommen zurückziehen. Was wären die Konsequenzen eines solchen Schrittes?
Stephen Hadley: Die Auswirkungen wären vermutlich geringer, als es zunächst den Anschein macht. Es würde in etwa drei Jahre dauern, sich vollkommen aus dem Pariser Abkommen zurückzuziehen, wenn Präsident Trump nicht auch die Klimarahmenkonvention von 1992 kündigt - und davon ist bislang keine Rede. Das heißt, ein Austritt wäre wohl erst im November 2020 möglich, also dem Monat der nächsten US-Präsidentschaftswahl.
Hinzu kommt, dass die USA bereits jetzt auf einem guten Weg sind, ihre Klimaziele zu erfüllen.Wir haben uns das Ziel gesetzt, bis 2025 den CO2-Ausstoß im Vergleich zum Niveau von 2005 um 26 bis 28 Prozent reduzieren. 2015 war der Ausstoß bereits um 12 Prozent gesenkt worden, überwiegend durch den Umstieg von Kohle auf Gas bei der Energieproduktion. Wir sind also auf einem guten Weg.
tagesschau.de: Wie groß ist die Macht von Washington D.C.?
Hadley: Das ist der dritte wichtige Punkt! Umweltpolitik wird in den USA auf der Ebene der Bundesstaaten umgesetzt. Kalifornien ist hier Vorreiter. Wenn dieser Staat beispielsweise Verbrauchsstandards für Automobile festlegt, werden sich alle Autohersteller daran halten - denn kein Unternehmen kann es sich erlauben, nicht auf dem kalifornischen Markt vertreten zu sein.
tagesschau.de: Ihr Rat im Umgang mit Trumps Klimapolitik?
Hadley: Ich hoffe aus einer Vielzahl von Gründen, dass Präsident Trump sich nicht aus dem Pariser Klima-Abkommen zurückzieht. Aber ich rate zur Vorsicht und warne vor hysterischen Reaktionen, sollte er es doch tun. Denn die Konsequenzen eines Rückzugs könnten weniger dramatisch sein als befürchtet.
Marktkräfte sorgen bereits dafür, dass der Verschmutzungsausstoß zurück geht, es gibt die Regulierung durch die Bundesstaaten und es besteht die Möglichkeit, dass wir im November 2020 einen neuen Präsidenten bekommen. Deshalb rate ich: Geben Sie dieser Regierung die Chance, sich zu sortieren. Und überreagieren Sie nicht - insbesondere nicht zu Tweets.