Bauernproteste in Athen "Ohne uns habt ihr nichts zu essen!"
Es war der bisherige Höhepunkt der Demonstrationen gegen Griechenlands Agrarpolitik: Tausende Landwirte sind mit Traktoren vor das Parlament in Athen gezogen. Sie kritisierten gestiegene Kosten und forderten mehr Subventionen und Steuersenkungen.
In Griechenland haben sich Tausende Landwirtinnen und Landwirte auf den Weg nach Athen gemacht, um vor dem Parlament gegen die Agrarpolitik der Regierung und der Europäischen Union zu demonstrieren. Die bereits seit Wochen andauernden Proteste gipfelten in der heutigen Blockade des Stadtkerns.
Wie auch in anderen europäischen Ländern, beklagen die Landwirtinnen und Landwirte ihre wirtschaftlich schwierige Lage: Stark gestiegene Preise für Treibstoff und Dünger, eine hohe Abgabelast und bürokratische Hürden sorgen für Unmut.
Die Polizei rechnete am Abend mit tausenden Teilnehmern auf dem Syntagma-Platz vor dem Parlamentsgebäude in der Innenstadt Athens.
Griechenlands Bauern unzufrieden mit Agrarpolitik
"Ohne uns habt ihr nichts zu essen!", skandierten einige der Landwirte, die in Konvois von Traktoren und Bussen in die Hauptstadt gekommen waren. In den vergangenen Wochen hatten sie wie in anderen Ländern Europas Autobahnen blockiert.
Die griechischen Bauern forderten niedrigere Steuern, Vergünstigungen bei Strom und Kraftstoff sowie strengere Einfuhrkontrollen. Die griechische Regierung entgegnete, dass man bereits beim Strom und bei den Dieselpreisen entgegengekommen sei. Angekündigt hatte sie, die Energiekosten landwirtschaftlicher Betriebe zu reduzieren und die Mehrwertsteuer auf Dünger und Tierfutter von 13 auf sechs Prozent senken.
Darüber hinaus habe die griechische Regierung "nichts mehr zu geben", sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis in einem Interview mit dem Sender Star am Montag. Er verstehe, warum die Bauern ausgerechnet mitten in Athen eine "symbolische" Kundgebung veranstalten wollten, sagte Mitsotakis weiter und vermutete dahinter eine bewusst koordinierte Aktion mit anderen europäischen Hauptstädten.
"Keine Bauern, kein Essen" steht auf einem Transparent protestierender Bauern in Griechenland.
Umweltauflagen der EU belasten Bauern
Die Proteste richten sich aber auch gegen neue Umweltvorschriften der EU. Konkret geht es um den "Green Deal", der nach Angaben der EU-Kommission darauf abzielt, den Übergang zu einer modernen, umweltschonenden und wettbewerbsfähigen Wirtschaft zu schaffen. Erreicht werden soll das, indem bis 2050 keine Netto-Treibhausgase mehr ausgestoßen werden, das Wachstum an die Ressourcennutzung gekoppelt, und der Einsatz von Chemikalien begrenzt wird.
Der jüngste Bauernprotest gilt als Höhepunkt der bisherigen Aktionen in Griechenland. Bereits am Montag waren Landwirtinnen und Landwirte aus allen Landesteilen mit Traktoren und auch Bussen angereist. Selbst von der weit entfernten Insel Kreta kamen sie per Fähre. Ihnen schlossen sich bei der Demonstration auch andere Bürger, Verbände und Gruppierungen an. Umfragen zufolge haben 70 Prozent der Menschen Verständnis für den Protest. Noch bis mindestens Mittwoch sollen die Kundgebungen fortgeführt werden.