"EuropaBio" contra Greenpeace Brüsseler Lobbyschlacht um die Gentechnik
Der Streit um die Gentechnik in der Landwirtschaft ist vor allem auch ein Kampf der Lobbyisten. Wie viele Interessenvertreter für "EuropaBio" unterwegs sind, weiß niemand genau - es gibt kein Lobbyregister. Greenpeace versucht mit zwei Vertretern gegenzuhalten.
Von Sylvie Ahrens, HR-Hörfunkstudio Brüssel
Auch Greenpeace betreibt in Brüssel Lobbyarbeit - gegen die Zulassung gentechnisch veränderter Organismen. Die Organisation hat zwei Mitarbeiter in der Stadt, die ein Gegengewicht zur Industrie herstellen wollen. Dabei haben die Kritiker keinen leichten Stand: Die EU-Kommission setzt sich eher für die Gentechnik ein.
Sie beruft sich dabei immer wieder auf die Europäische Behörde für Lebensmittel-Sicherheit, EFSA, die eigentlich als unabhängig gilt, aber: "Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde zeigt ganz klare Verbindungen zur Industrie auf. Zum Beispiel ist die langjährige Leiterin des Gentechnikorgans wenige Monate, nachdem sie von der Behörde weg ist, zur Industrie gewechselt", kritisiert Hundsdorfer.
Ist die Lobbyschlacht längst entschieden?
In Zukunft könnte das Pendel noch eindeutiger zugunsten der Gentechnik ausschlagen. Denn seit Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages hat auch das Europaparlament ein Mitspracherecht. Neuerdings bekommen die Abgeordneten des Agrarausschusses auffällig häufig Besuch von Lobbyisten, bestätigt der Vorsitzende Paolo de Castro: "Neue Herausforderungen bringen neue Lobbyisten mit sich, zum Thema Energie oder gentechnisch veränderter Organismen etwa. Und mit diesem Druck müssen wir umgehen zum Wohle der Landwirtschaft und der Bürger."
De Castro selbst führt die Vorteile neuer Technologien ins Feld: "Die neuen Technologien können uns manche Antwort geben. Wir können nicht einfach 'nein' sagen, nur weil wir etwas ablehnen." Möglicherweise ist die Lobbyschlacht um die Gentechnik in Brüssel längst entschieden.