Jahresbilanz 2019 Weniger unerlaubte Einreisen in die EU
2019 sind laut EU-Grenzschutzagentur Frontex etwa 120.000 Menschen illegal in die EU eingereist. Das seien zehn Prozent weniger als im Vorjahr und deutlich weniger als 2015, als 1,2 Millionen kamen.
Die Zahl der unerlaubten Einreisen in die EU ist nach Angaben der europäischen Grenzschutzagentur Frontex im Jahr 2019 gesunken. Frontex-Direktor Fabrice Leggeri sagte der Tageszeitung "Welt", bis Jahresende dürften rund 120.000 illegale Grenzübertritte gezählt werden. Im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Rückgang um rund zehn Prozent und deutlich weniger als im Rekordjahr 2015, als Frontex 1,2 Millionen unerlaubter Grenzübertritte registriert habe.
Frontex will bei Rückführungen helfen
"Die Zahlen sind aktuell zwar geringer, der Migrationsdruck nach Europa bleibt aber gewaltig", so Leggeri. "Außerdem beschäftigten uns die vielen Migranten, die in den vergangenen Jahren in die EU gekommen sind." Relativ viele reisten innerhalb des eigentlich grenzkontrollfreien Schengen-Raums weiter. Sie stellten in mehreren Mitgliedsstaaten Asylanträge - das verstoße gegen die EU-Regeln. Zudem gebe es immer noch Probleme mit Rückführungen. Hier wolle Frontex helfen.
Frontex will bei Rückführungen helfen.
Außerdem würden weiterhin nicht alle Asylbewerber bei der Einreise registriert. "Viele nutzen dann die Chance und ziehen weiter in ihr Wunschland", so Leggeri. Nach den Dublin-Regeln ist normalerweise das Land für einen Asylbewerber zuständig, in dem dieser zuerst europäischen Boden betreten hat.
Zahl der einreisenden Afghanen ist gestiegen
Für die steigenden Zahlen Schutzsuchender, die aus der Türkei in die EU kommen, sieht Leggeri mehrere Gründe. "Die Türkei setzt mittlerweile ihre Wohnortzuweisung konsequent durch - viele Migranten wollen sich das aber nicht vorschreiben lassen und machen sich jetzt auf nach Westen". Zudem sei die Zahl der Afghanen deutlich angestiegen. "Dabei handelt es sich nicht nur um Personen, die aus ihrer Heimat fliehen. Wir bemerken auch viele, die im Iran gearbeitet haben, jetzt in der Wirtschaftskrise ihren Arbeitsplatz verloren haben und nun über die Türkei nach Europa wollen."
Frontex-Chef Leggeri hält die Wirtschaftskrise im Iran für einen Einwanderungsgrund.
Im Iran leben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR von Anfang Dezember etwa eine Million registrierte afghanische Flüchtlinge. Nach Schätzungen sollen sich weitere zwei Millionen Afghanen im Land aufhalten. Nachdem die USA aus dem Atomdeal mit dem Iran ausgestiegen sind und weitere Sanktionen gegen das Land verhängt haben, hat sich die Wirtschaftskrise verschärft. Als eine Folge stiegen die Devisenkurse, und die nationale Währung Rial ist nur noch die Hälfte wert.
Wirtschaftskrise im Iran bringt Afghanen nach Europa
Die afghanischen Gastarbeiter erhalten ihren Lohn in Rial, sie tauschen die Rial dann in Dollar oder Euro um und schicken das Geld an ihre Familien in Afghanistan. Weil der Rial so viel an Wert verloren hat, bleibt beim Umtausch nicht mehr viel übrig. Afghanen im Iran berichten, dass deshalb immer mehr Landsleute nach Afghanistan zurückkehren oder versuchen, über die Türkei nach Europa zu gelangen.
Frontex soll in den kommenden Jahren mehr Personal bekommen. Derzeit ist der Aufbau einer Reserve von 10.000 Einsatzkräften bis 2027 geplant.