Krieg in der Ukraine Sorge um die Frauen
Der Krieg in der Ukraine treibt vor allem Frauen und Kinder in die Flucht. Dabei drohten Gefahren durch Menschenhändler, warnt die Konfliktforscherin Simone Wisotzki im Interview mit tagesschau24.
Mehr als 1,7 Millionen Menschen sind laut UNHCR bisher aus der Ukraine geflohen - vor allem Frauen und Kinder. Dabei drohten ihnen besondere Gefahren, warnt die Konflikt- und Friedensforscherin Simone Wisotzki. Es gebe einzelne Hinweise darauf, dass Menschenhändler allein stehende Frauen und Mädchen an den Grenzen ansprechen, sagte sie im Interview mit tagesschau24.
Gleichzeitig warnte sie anlässlich des Weltfrauentages vor sexualisierter Gewalt im Kriegsgebiet. "In Kriegen sind Frauen besonders gefährdet", so Wisotzki. Die Frauen, die im Land blieben, würden häufig eine Versorgerrolle übernehmen. Problematisch werde die Lage vor allem für die bis zu 80.000 Frauen, die ihre Kinder in den nächsten Monaten erwarten, sagte sie. Durch die Kämpfe in den Städten sei dort die medizinische Versorgung erschwert.
Amnesty befürchtet Ausweitung von Gewalt
Mit Sorge beobachtet auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Lage. Untersuchungen zeigten, dass der schon länger herrschende Konflikt im Osten der Ukraine auch zu einem Anstieg der geschlechtsbasierten Gewalt geführt habe. Das werde sich nun auf die ganze Ukraine ausweiten, erklärte Amnesty.
"Krieg und damit einhergehend Vertreibung und Flucht bedeuten für Frauen und Mädchen immer die Bedrohung durch sexualisierte Gewalt, die weltweit ein Phänomen aller bewaffneten Konflikte ist", heißt es in einer Erklärung von mehr als 40 Frauen- und Nichtregierungsorganisationen. Sie riefen zum besonderen Schutz der Ukrainerinnen auf.
Baerbock: "Wir stehen an eurer Seite"
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte den vom Krieg betroffenen Frauen zuvor ihre Solidarität bekundet: "Wir sehen euch. Wir stehen an eurer Seite", sagte sie in Berlin auf einer Veranstaltung zu Geschlechtergerechtigkeit mit Aktivistinnen aus aller Welt.
Deutschland tue alles in seiner Macht Stehende, um diesen "abscheulichen Krieg" zu beenden. Den Frauen in Belarus und Russland dankte Baerbock zudem für ihren Mut, in ihren Ländern gegen den Krieg zu demonstrieren. "Ihr geht trotz allem auf die Straße, riskiert eure eigene Freiheit, um für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten", sagte sie. "Ich verneige mich vor eurem Mut." Es seien die Söhne dieser Frauen, die einen Kampf führen müssten, den sie sich nicht ausgesucht hätten. "Dieser Krieg ist nicht euer Krieg", sagte Baerbock an die Frauen in diesen Ländern gerichtet.
Der Frauentag wurde auf Anregung der deutschen Sozialdemokratin Clara Zetkin erstmals am 19. März 1911 in Deutschland und in Nachbarländern organisiert. Seit 1921 wird er jährlich am 8. März begangen.