Fischfang in Nordsee Geteiltes Echo auf Fangquoten
Mehr Seelachs und mehr Kabeljau, dafür weniger Schellfisch - das sind die Vorgaben für die deutschen Nordsee-Fischer im kommenden Jahr. Was die einen freut, enttäuscht die anderen.
Von Karin Bensch, ARD-Studio Brüssel
Deutsche Fischer dürfen im nächsten Jahr deutlich mehr Seelachs aus der Nordsee fangen als diesem Jahr. Die Menge steigt um 53 Prozent, darauf haben sich die europäischen Landwirtschaftsminister geeinigt. Deutlich weniger dagegen darf der Schellfisch gefangen werden. Die erlaubte Fangquote sinkt um 45 Prozent.
Deutsche Fischer können damit umgehen
Es gebe naturgemäß starke Schwankungen beim Schellfisch-Nachwuchs in der Nordsee, sagt Claus Ubl, Sprecher des Verbands deutscher Kutter- und Küstenfischer in Hamburg. Deshalb seien bei diesem Bestand Quotenschwankungen in dieser Größenordnung durchaus normal. Damit müssen die deutschen Fischer umgehen können, und das tun sie auch, so Ubl. Die Steigerungen bei anderen Arten wie Seelachs und Kabeljau seien da sehr hilfreich.
Gute Nachfrage nach Wildfisch
Fischer dürfen im nächsten Jahr 17 Prozent mehr Kabeljau in der Nordsee fangen als in diesem Jahr. Der Kabeljau war lange ein Symbol für die Überfischung der Meere. Sein Bestand hat sich nach Angaben der Landwirtschaftsminister aber deutlich erholt. Auch die Fangquote für Makrelen im Nordost-Atlantik steigt - um 14 Prozent. Für den Nordsee-Hering sinken die Quoten dagegen leicht. Mit gut 51.000 Tonnen darf der Hering allerdings immer noch am meisten gefischt werden.
Weltweit gebe es eine gute Nachfrage nach Wildfisch, meint Ubl, deshalb könne man mit stabilen Preisen rechnen.
"Wir haben heute einen wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Fischereipolitik gemacht", meint Karmenu Vella. Der Mann aus Malta ist in der EU-Kommission für Fischerei zuständig. Durch den diziplinierten Fischfang über mehrere Jahre sei es nun möglich, die Fangquoten für zahlreiche Fischarten in der Nordsee und im Nordost-Atlantik im kommenden Jahr zu erhöhen. "Unsere Anstrengungen für gesunde Fischbestände beginnen sich auszuzahlen", so Vella.
Enttäuschung bei Umweltschützern
Umweltschützer dagegen zeigen sich enttäuscht. Die internationale Meeresschutzorganisation "Oceana" kritisiert vor allem die Entscheidungen für den Nordostatlantik. Die Hälfte der Fischbestände dort sei bereits überfischt, sagt Direktor Lasse Gustavsson. Und das werde sich im kommenden Jahr fortsetzen.