Facebooks neuer Datenschutz Der Wille ist jedenfalls da
Facebook führt eine neue Datenschutzverordnung ein. Damit setzt das Unternehmen Regeln der EU um. Marcus Schuler erklärt, was sich für den Nutzer des sozialen Netzwerks ändert.
Es sind fast mantra-hafte Botschaften, die man bei Facebook in Menlo Park zu hören bekommt. Rob Sherman, stellvertretender Datenschutz-Chef des Unternehmens, sagt:
Wir haben gegenüber den Nutzern eine starke Verpflichtung, ihre Privatsphäre zu schützen." Und: "Wir wissen, dass sich die Menschen bei Facebook nicht wohlfühlen, wenn ihre Informationen nicht ausreichend geschützt sind. In den vergangenen Wochen ist die Botschaft an uns sehr deutlich geworden: Hier haben wir noch eine Menge zu tun.
Facebook will Vertrauen zurückgewinnen. Ein erster Schritt ist, die EU-Datenschutzregeln nicht nur in Europa, sondern weltweit gelten zu lassen. Doch den Anfang macht das Unternehmen ausnahmsweise nicht auf seinem Heimatmarkt USA, sondern auf dem alten Kontinent.
Die Facebook-Zentrale in Menlo Park bei San Francisco in Kalifornien. "Der User kann entscheiden."
Politische Gesinnung, Religionszugehörigkeit, Beziehungsstatus
In Europa nutzen rund 277 Millionen Menschen das soziale Netzwerk. Zum 25. Mai tritt hier die EU-Datenschutzgrundverordnung in Kraft. "Wir fangen in Europa an. Damit wollen wir sicherstellen, dass die Nutzer noch vor Inkrafttreten der neuen Regeln Zeit haben, sich die Abfragen anzusehen und sich zu informieren", so Sherman.
Bereits in den kommenden Tagen werden die Facebook-Nutzer in der EU mehrere Formulare auf der Smartphone-App von Facebook oder im Web-Browser zu sehen bekommen - egal ob sie möchten oder nicht. Die Nutzer müssen entscheiden, welche Daten sie preisgeben wollen. Beispiele sind Profil-Infos zu politischer Gesinnung, Religionszugehörigkeit oder zum Beziehungsstatus. Wenn diese Information im Facebook-Profil angezeigt werden, will das Unternehmen die Nutzer darauf hinweisen, wie es diese Information verarbeitet. "Der User kann dann entscheiden, ob er diese Information weiter bei Facebook veröffentlichen will", sagt Sherman.
Zielgerichtete Werbung
Auf einem anderen Formular fragt Facebook, ob es für Werbeanzeigen auch die Daten von Partner-Webseiten verwenden darf. Das heißt: Wer sich in einem Online-Shop über ein Produkt informiert, und dieser Shop setzt einen Facebook-Like-Knopf ein, der kann grundsätzlich entscheiden, ob Facebook diese Informationen für seine zielgerichtete Werbung verwenden darf oder nicht.
Mit den neuen EU-Regeln wagt Facebook auch einen neuen Anlauf für seine umstrittene Gesichtserkennung. Die gab es bislang in Europa nicht, dafür aber seit fast sechs Jahren im Rest der Welt. Die Gesichtserkennung sei freiwillig, sagt man bei Facebook.
Mit der Funktion sollen sich künftig Betrugsversuche besser erkennen lassen. Ein Beispiel ist, wenn ein Betrüger ein fremdes Foto als sein Profilfoto benutzt. Der Nutzer habe die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob er diese Funktionalität will oder nicht, so Sherman.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Die Einführung der Datenschutzgrundverordnung fällt mit der größten Krise des Unternehmens zusammen.
Einwilligung der Eltern
Für die EU hat Facebook auch die Darstellung der Privatsphäre-Einstellungen deutlich überarbeitet und übersichtlicher gestaltet. Es finden sich unter einzelnen Punkten jetzt Sätze, die den jeweiligen Schalter und seine Auswirkungen erklären. Neu ist auch, dass Teenager zwischen 13 Jahren und 15 Jahren künftig die Einwilligung ihrer Eltern benötigen, wenn sie das Netzwerk nutzen wollen.
Diese Funktion lässt sich jedoch leicht umgehen. Der Jugendliche soll nämlich die E-Mail-Adresse seiner Eltern angeben, die dann zustimmen müssen. Bei den anwesenden Journalisten in Menlo Park sorgte diese Funktion eher für Gespött.
Facebook setzt um, was die EU fordert. Vor anderthalb Jahren habe man mit der Ausarbeitung der EU-Forderung begonnen, sagt Rob Sherman. Dass die Einführung der EU-Datenschutzgrundverordnung mit der größten Krise, die Facebook je erlebt hat, zusammenfällt, mag für EU und Facebook sogar etwas Positives haben. Die Europäer zeigen, dass sie Einfluss auf die großen Technologie-Unternehmen des Silicon Valley ausüben können, und Facebook kann beweisen, dass das Unternehmen vielleicht dieses Mal die Botschaft verstanden hat. Der Wille, so war in Menlo Park zu sehen, ist jedenfalls da.