Raumfahrtkonzern SpaceX Mit Risiken und Visionen ins All
Nicht nur mit seinem ElektroautokonzernTesla feiert Elon Musk Erfolge. Auch seine Raumfahrtfirma SpaceX heimst Milliardenaufträge ein und hat sich zu einem Schwergewicht der Branche entwickelt. Woran liegt das?
Die Erfolgsgeschichte der Space Exploration Technologies Corporation oder kurz SpaceX begann vor fast genau zehn Jahren. Damals hob von Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida eine SpaceX-Rakete ab und transportierte Fracht zur Internationalen Raumstation ISS. Zum ersten Mal übernahm ein privates Raumfahrtunternehmen einen solchen Versorgungsflug im Auftrag der NASA. SpaceX-Gründer Elon Musk gab sich kurz nach dem Start im Mai 2012 bescheiden. Sein Körper habe alles Adrenalin freigesetzt, es sei ein sehr intensiver Moment gewesen.
Mehrmals nahe an der Pleite
Die ersten zehn Jahre waren schwierig für SpaceX, das seinen Sitz in Hawthorne hat, einem Stadtteil von Los Angeles. Immer wieder schrammte das 2002 gegründete Unternehmen an der Insolvenz vorbei, erzählte Musk vor ein paar Wochen im Interview mit dem Springer-Verlag. "Ich habe angenommen, sowohl mit Tesla als auch mit SpaceX weniger als zehn Prozent Erfolgschancen zu haben. 2008 hatten wir den dritten Fehlschlag von SpaceX. Und wenn der vierte Start unserer Rakete fehlgeschlagen wäre, wären wir bankrott gewesen. Denn für einen fünften Start war kein Geld da", berichtete Musk.
Nach der Space-Shuttle-Explosion 2003 stellten die USA die bemannte Raumfahrt ein und überließen den Transport von Menschen zur Internationalen Raumstation Russland. 86 Millionen Dollar hat die NASA an Russland für einen Sitzplatz in der Sojus-Rakete bezahlt. Das kalifornische Unternehmen beendete auch diese Ära und schickte vor zwei Jahren erstmals wieder zwei NASA-Astronauten ins All.
Aufstieg zum Schwergewicht
Der gebürtige Südafrikaner schaffte etwas, um das ihn Industrieschwergewichte wie Boeing oder Lockheed Martin beneiden. Beide Firmen bilden zusammen die United Launch Alliance und die wurde 2006 mit dem Ziel gegründet, um lukrative NASA- und Militärverträge untereinander aufzuteilen. Musks Raketenfirma hat das vereitelt. Gut 4,2 Milliarden Dollar sind die NASA-Aufträge schwer, die SpaceX seither erhalten hat.
Wie es finanziell um das Unternehmen steht, ist aber schwer zu sagen, weil es privat ist und nicht an der Börse gehandelt wird. Experten vermuten aber, dass es mittlerweile schwarze Zahlen schreiben dürfte. SpaceX ist längst ein Schwergewicht in der Raumfahrtindustrie. Konkurrenten wie Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos hecheln da nur hinterher.
Engagement für die Ukraine
Vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine gab es sogar Lob vom Chef der russischen Raumfahrtbehörde. Dimitri Rogosin sagte im September: "Elon Musk verwirklicht viele der Ideen und Gedanken, die wir im Sinn hatten, aber nicht umsetzen konnten, weil unser Raumfahrt-Programm nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion für einige Zeit zum Stillstand kam. Wir zollen ihm Respekt - er hat die Raumfahrtindustrie neu organisiert, und er scheut keine Risiken."
Die Bewunderung Rogosins ist mittlerweile verflogen. Musk hat Empfangsgeräte für sein Satelliten-Internet der Ukraine zur Verfügung gestellt. Damit kann das dortige Militär kommunizieren, wo es keine Infrastruktur mehr gibt, weil sie von Russland zerbombt wurde.
Transportkosten stark gesenkt
Auf dem Papier ist Musk Chef von SpaceX. In Wahrheit wird das Tagesgeschäft aber von Gwynne Shotwell gemanagt, einer Maschinenbauingenieurin. Musk fungiert hier eher als Manager, der hochtrabende Pläne verkündet - wie ein bemannter Flug zum Mars. Viele seiner Ideen, so sagen Experten, seien eher ferne Zukunftsmusik, sorgen aber immer wieder für knackige Schlagzeilen.
Die große Leistung von SpaceX besteht darin, dass es die Transportkosten für Versorgungsflüge ins All radikal minimiert hat: von einst 54.000 Dollar pro Kilogramm Fracht auf jetzt 2700 Dollar mit einer Falcon-9-Rakete. Außerdem können Teile der Rakete wiederverwendet werden.
Zweites Standbein Starlink-Satelliten
Transport von Menschen und Fracht ist ein Standbein von SpaceX. Das andere ist der Aufbau eines weltumspannenden Satellitennetzwerks. Dieses soll unseren Planeten in einer erdnahen Umlaufbahn mit Hochgeschwindigkeitsinternet versorgen. Musk wittert hier ein Milliardengeschäft. 42.000 Starlink-Satelliten müssen hierzu allerdings ins All geschossen werden. Die Wissenschaftswelt ist besorgt, weil ihnen die Satelliten die Sicht bei der Erforschung des Weltalls versperren.