Katholische Kirche Suche nach Wegen jenseits von Rom
Wie viel Veränderung ist in der katholischen Kirche möglich? Darüber debattierten in Mainz Mitglieder des Synodalen Ausschusses. Der Wunsch nach mehr Mitbestimmung von Laien ist groß, doch das Kirchenrecht setzt Grenzen.
Das Interesse der Jugend an kirchlichem Leben nimmt immer weiter ab. Deshalb ist die Anzahl ihrer Vertreter gering im Synodalen Ausschuss, jenem Reformgremium, das egalitäre Strukturen in der katholischen Kirche ausarbeiten und mitgestalten möchte. Einer von ihnen ist Gregor Podschun, der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).
Für ihn sind grundlegende Reformen in seiner Kirche angesichts des erschütternden sexuellen Missbrauchs unumgänglich: "Wir müssen in der deutschen Kirche einen Weg finden, wie wir systemische Änderungen schaffen, die sexualisierte Gewalt verhindern", betont er und plädiert für mehr Mitbestimmung von Laien.
Gegenwind aus Rom
Das aber dürfte alles andere als leicht werden. Denn der Vatikan beharrt auf den bischöflichen Strukturen seiner Kirche und hat schon länger signalisiert, dass er einen Synodalen Rat, wie ihn sich engagierte Katholiken in Deutschland wünschen und planen, nicht akzeptiert. Denn dort sollen Bischöfe und Laien gemeinsam wichtige Entscheidungen fällen.
Wie stark der Widerstand aus Rom ist, unterstrich in Mainz der Tübinger Kirchenrechtler Bernhard Sven Anuth. Er betonte, dass man zwar Beratungsgremien mit starker Beteiligung der Laien in der Kirche installieren könne, an deren Empfehlungen sich Bischöfe dann im Idealfall zu halten versprechen. Von einer Mitentscheidung aber müssten sich die Laien nach Stand des jetzigen Kirchenrechts "realistischerweise verabschieden."
Wege über das Kirchenrecht hinaus
Das ist bitter für viele engagierte Katholiken. Dennoch will sich die Mehrheit der Mitglieder des Synodalen Ausschusses - so schien es in Mainz - von dieser eindeutigen kirchenrechtlichen Faktenlage nicht abschrecken lassen. Zwar müsse man diese Realität voll zur Kenntnis nehmen, unterstrich die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop. Gleichzeitig aber gelte es auch, neue Wege zu finden, die Kirche menschenfreundlicher und flexibler zu gestalten:
Das Kirchenrecht ist in meinen Augen nicht das letzte Wort. Es setzt Grenzen, die wir einhalten sollen, aber von denen wir sagen: Wir müssen sie überschreiten, um der Menschen Willen, die verletzt und missbraucht wurden.
Bätzing: Aktive Kommunikation mit Rom nötig
Diese Sicht teilt der Limburger Bischof Georg Bätzing. Noch wichtiger allerdings sei, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, eine kluge und auch aktive Kommunikation mit Rom. Hier sei man nach dem Besuch einer deutschen Delegation Ende März im Kirchenstaat auch auf einem guten Weg.
Zudem befinde sich auch die katholische Weltkirche zurzeit in einem synodalen Prozess, und das sei ein Vorteil. Denn so könnten die deutschen Katholiken gut ihre Erfahrungen und Wünsche mit einbringen - allerdings kollegial und ohne Besserwisserei.
Hoffen auf Unterstützung der Weltkirche
Hinzu kommt die Hoffnung der deutschen Katholiken, dass sie bei ihren Reformbestrebungen Unterstützung aus anderen Ländern bekommen. Deshalb sagt die Vorsitzende des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp: "Wir wissen, dass wir nicht die Einzigen sind, die in dieser Weltkirche eine Veränderung erreichen wollen." Man setze darauf, dass das Energie entfalten werde.
Wie schnell dieser Prozess jedoch gehen wird, ist schwer zu sagen. Zudem ist es sicherlich ungünstig, dass vier der 27 deutschen katholischen Bischöfe schon seit Längerem nicht mehr bei diesem Reformprozess mitmachen. Der Weg zu Reformen und mehr Mitbestimmung von Laien bleibt also steinig.
Am 28. Juni reist eine Delegation der Bischofskonferenz zu weiteren Gesprächen nach Rom.