Post aus Rom Steht der Synodale Weg vor dem Aus?
Kurz vor Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz bittet der Vatikan, eine Abstimmung von der Tagesordnung zu nehmen. Der Ton ist scharf. Wieder einmal geht es um den Synodalen Weg.
Schon wieder Post aus Rom. Schon wieder ein Stoppschild für den Synodalen Weg. Eigentlich wollte die Bischofskonferenz bei ihrer Tagung in Augsburg beschließen, wie es mit diesem Reformprojekt der Katholischen Kirche in Deutschland weitergeht. Auf der Tagesordnung: die Verabschiedung der Satzung eines Synodalen Ausschusses.
Der Vatikan hat nun, unmittelbar vor Beginn der Frühjahrstagung der Bischöfe, den Vorsitzenden der Bischofskonferenz Georg Bätzing gebeten, diesen Punkt von der Tagesordnung zu nehmen. Der Grund: Der geplante Ausschuss soll einen Synodalen Rat vorbereiten, als gemeinsames Leitungsorgan von Basisvertretern und Bischöfen. Im Synodalen Rat sollen die Themen des Synodalen Wegs weiterbesprochen und -beschlossen werden: die Machtverteilung in der Kirche, die Rolle der Frau oder die Sexualmoral.
Dass Bischöfe zusammen mit gewählten Laienvertretern Fragen von solcher Tragweite entscheiden, ist für Rom offenbar nicht vorstellbar. "Ein solches Organ ist vom geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen", heißt es in dem Schreiben aus dem Vatikan.
Unterzeichnet haben es die Leiter wichtiger Vatikanbehörden: die Kardinäle Pietro Parolin (Staatssekretariat), Manuel Fernandez (Glaubensbehörde) und Robert Prevost von der Bischofsbehörde. Der Brief an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz wurde von Papst Franziskus ausdrücklich gebilligt.
Eine deutliche Ansage
Der Ton ist scharf, die Anweisung unmissverständlich: Der Vatikan habe ja bereits vor einem Jahr "ausdrücklich und im besonderen Auftrag des Heiligen Vaters" die Bischöfe dazu aufgefordert wurde, die Einrichtung des Synodalen Rates nicht weiter zu verfolgen. Die Verabschiedung der Satzung des Synodales Ausschusses stünde deshalb "im Widerspruch zu der im besonderen Auftrag des Heiligen Vaters ergangenen Weisung des Heiligen Stuhls und würde ihn einmal mehr vor vollendete Tatsachen stellen".
Nach dieser mehr als deutlichen Ansage aus Rom hat Bätzing die Abstimmung über den Synodalen Rat nun kurzfristig von der Tagesordnung in Augsburg genommen. Alles weitere werde sich während der Vollversammlung zeigen, so ein Sprecher der Bischofskonferenz.
Irritiert reagiert das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK), die Vertretung der Katholikinnen und Katholiken: "Das bedeutet eine weitere Verzögerung der dringend notwendigen Reformen in der Kirche", sagt ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Sie erhöht den Druck auf die Bischöfe: "Das ZdK erwartet, dass der Synodale Ausschuss bei seiner nächsten Sitzung im Juni voll arbeitsfähig ist." Das allerdings setzt voraus, dass die Bischöfe gegen die ausdrückliche Weisung Roms handeln und die Satzung des Synodalen Ausschusses approbieren.
Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat für den späten Nachmittag gemeinsam mit anderen Gruppen zu einer Mahnwache am Augsburger Dom aufgerufen - dann, wenn die Bischöfe ihren Auftakt-Gottesdienst feiern.
"Schlag in die Magengrube"
Ist der Synodale Weg am Ende? Der Reformprozess wurde 2019 als Reaktion auf die Missbrauchskrise gestartet. Bis vergangenen März lief die erste Phase, bei der mehr als ein Dutzend Reformvorschläge erarbeitet wurden - unter anderem für mehr Gewaltenteilung, mehr Rechte für Frauen und queere Menschen in der Kirche.
Nun geht es darum, die Vorschläge in die Tat umzusetzen. Deshalb haben sich Laien und Bischöfe auf die Gründung eines Synodalen Rates verständigt.
Die erneute Intervention Roms bezeichnet Kirchenrechtler Thomas Schüller aus Münster laut der Nachrichtenagentur dpa als "Schlag in die Magengrube". Der Vatikan habe "panische Angst, dass in Deutschland zukünftig Bischöfe den verbindlichen Rat der Gläubigen einholen müssen". Der Synodale Ausschuss sei damit am Ende.
Mahnende Worte kommen aus Österreich. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn warnt seine Bischofskollegen in Deutschland davor, Beschlüsse zu fassen, die zu einer Spaltung führen könnten. Die deutschen Bischöfe müssten sich "ernsthaft fragen", ob sie wirklich aus der Gemeinschaft mit dem Papst ausscheren wollten. "Die Weigerung, einzulenken, wäre obstinatio - klares Anzeichen eines Schismas, das niemand wollen kann."